Kolumne

Wie Jan Ullrich

19.07.2005

Zeitungsberichten zufolge muss HP zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Jahren mit 14 500 Mitarbeitern massive Entlassungen vornehmen. Die ersten 15000 Mitarbeiter mussten wegen der Übernahme des PC-Anbieters Compaq gehen. Die knapp zehn Prozent der Beschäftigten, die in nächster Zeit ihre Kündigungen erhalten werden, trifft es , weil ihre Organisation sie nicht mehr effizient einsetzen kann. Sie sind offenbar für das, was sie leisten, zu teuer.

Dabei hatte HP sich nach der Compaq-Übernahme vor drei Jahren noch stark genug gefühlt, um der IBM auf ihren eigenen Spezialgebieten, dem Enterprise Computing und dem Service, Paroli zu bieten. Dieser Traum ist lange ausgeträumt. Stattdessen musste das HP-Management ständig neue Brandherde löschen. Im PC-Geschäft, im Enterprise Computing und im Service. Einzig die Druckersparte glänzt noch. Vorläufig zumindest, denn in den USA jagt Dell dem Printer-Primus bereits mächtig Marktanteile ab.

Mit Ausnahme des Druckergeschäfts ist HP nirgendwo Treiber des Geschehens: Im Service- geschäft kommt das Unternehmen trotz einiger Zukäufe nicht über RZ-nahe Dienstleistungen in der eigenen Kundschaft hinaus. Im Enterprise-Sektor kämpft es gegen IBM, Sun und zunehmend auch gegen Dell. Im PC-Bereich traut dem Unternehmen trotz zuletzt steigender Absatzzahlen und dem Ausstieg von IBM niemand mehr zu, Dell die Nummer-eins-Position abzujagen.

Zum Ende der Tour de France drängt sich der Vergleich mit dem Peloton auf. HP ist wie der Radfahrer Jan Ullrich: Er ist einer der Besten der Welt, aber eben nicht der Beste. Und schon der Zweite muss Abstriche machen bei Popularität, Geld und Mitarbeitern.

HP-Chef Mark Hurd, der sich schon bei NCR einen Ruf als Sanierer erwarb, reagiert auf die Platzierung und stutzt den Laden auf das zurecht, was er wirklich kann.

Bisher hat er allerdings hauptsächlich in der Administration gestrichen - so als wenn nach der Compaq-Übernahme noch nicht genügend "Synergien" gehoben worden wären. Die jetzt angekündigten Maßnahmen werden HP kurzfristig wieder profitabler machen, und die Aktionäre werden dem neuen Chef zunächst einmal vertrauen. Doch ob auch die Anwen- der HP weiterhin als wichtige Plattform betrachten, hängt davon ab, ob es das Unternehmen schafft, wieder eine konsistente und verlässliche Botschaft zu formulieren. Daran hapert es zurzeit.

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