Best Practices

Wie Industrie-Ausrüster die Digitalisierung meistern

24.03.2020
Von 
Eric Schaeffer ist Senior Managing Director, Global Industrial Lead, bei Accenture
Die Digitalisierung wirkt sich auch auf das Wachstum von Industrie-Ausrüstern aus. Aber trotz zahlreicher Herausforderungen setzen sich die Unternehmen durch, die neue Ansätze konkret verfolgen statt sie nur in Betracht zu ziehen.
Führende Industrie-Ausrüster beschäftigen sich mit neuen digitalen Trends wie Blockchain, RPA oder privaten 5G-Netzen.
Führende Industrie-Ausrüster beschäftigen sich mit neuen digitalen Trends wie Blockchain, RPA oder privaten 5G-Netzen.
Foto: MiniStocker - shutterstock.com

Auch wenn Industrie-Ausrüster sich selbst stets neu erfinden wollen, um die kurz- und langfristigen Chancen des Marktes voll auszuschöpfen, gibt es Trends, die sie vor noch größere Herausforderungen stellen. Dazu zählt unter anderem die Möglichkeit, die Effizienz durch gezielte Investments in Wachstumshebel wie den Einsatz von Cobots zu steigern. Aber auch der Anspruch der eigenen Kunden in Hinblick auf vernetzte Produkte setzt ihnen zu.

Zudem verschwimmen Branchengrenzen wie die natürliche Abgrenzung zwischen Wettbewerbern und/oder die Differenzierung von Großkonzernen und Startups immer mehr. Diese Entwicklung ist auch notwendig, denn andernfalls lassen sich Herausforderungen wie das große übergeordnete Ziel, ein ganzheitliches Ökosystem zu etablieren, nicht bewerkstelligen. Insofern müssen aus "Feinden" "Freunde" oder - neudeutsch - "Frenemies" werden.

Eine aktuelle Accenture-Studie hat eine kleine Gruppe von innovativen Unternehmen identifiziert, die sich in dieser turbulenten Ära verstärkt den Herausforderungen stellt und damit von der Konkurrenz abhebt. Wir bezeichnen diese Player als "Industrial Equipment Champions", weil sie die Notwendigkeit erkannt haben, das Fundament für den Erfolg von morgen schnellstmöglich zu gießen, ohne die Grundlagen für den aktuellen Erfolg zu gefährden.

Industrie-Unternehmen - Wachstum überdenken!

Die Studie zeigt zudem, dass die Industrial Equipment Champions trotz der Herausforderungen im Markt erfolgreich sind, weil sie die drei folgenden Denkweisen anwenden:

  • Den Wert von Investitionen verstehen.

Die Industrial Equipment Champions betrachten beispielsweise Innovation und die damit verbundenen Kosten anders als ihre Wettbewerber. Sie wenden mehr Zeit und Geld auf, um differenzierte Produkte zu entwickeln und zu produzieren, die in einem digital getriebenen Markt entscheidend für den Erfolg sind.

Bei den führenden Industrie-Ausrüstern fließen 30 Prozent der Investitionen in Design und Technik.
Bei den führenden Industrie-Ausrüstern fließen 30 Prozent der Investitionen in Design und Technik.
Foto: Accenture

Sie verstehen auch den Nutzen, der durch die Kombination von konventioneller Hardware mit neuer Software zur Schaffung intelligenter Geräte und Dienstleistungen entsteht. Denken Sie an die Firma Caterpillar und ihre Straßenfertigungsmaschine. Während der Fertiger immer noch drei Maschinenführer benötigt, ist er jetzt mit bis zu zwölf Computern und einer Vielzahl von Sensoren und Telematik ausgestattet.

KI-fähige, integrierte Intelligenz und Konnektivität ermöglichen es den Bedienern, alle Arten von Leistungsdaten in Echtzeit zu verfolgen. Die Digitalisierung bildet die Grundlage für die CatConnect-Dienste, die einen granularen Einblick in die Geräteleistung für die vorausschauende Wartung gewährleisten und Daten über den Kraftstoffverbrauch und die Leistung der Maschinen liefern.

  • Fokus auf greifbare und zeitnahe Erträge

Industrial Equipment Champions stellen außerdem sicher, dass digitale Investitionen in die Verbesserung von Design, Technik und Produktion eine tragfähige Rendite erzielen. Unsere Studie zeigt zum Beispiel, dass sie die "Product-Win-Ratio" - also das Verhältnis zwischen erfolgreich gelaunchten Produkten und der Anzahl aller Produktideen - zwischen 2016 und 2018 um sieben Prozent erhöht haben. Im Vergleich dazu verzeichneten andere Player einen Rückgang von 0,1 Prozent für diesen enorm wichtigen KPI.

  • Wachstumshebel auf neue Art und Weise nutzen

Industrial Equipment Champions nutzen Investitionen zur Steigerung der Produktivität und Agilität, indem sie fünf Hebel identifizieren, die Unternehmen zur Skalierung digitaler Innovationen einsetzen. Diese sind allgemeine Fähigkeiten, Plattformen, Technologien, Partnerschaften und Führung.

Nehmen Sie zum Beispiel Partnerschaften: Champions schließen sich mit Gleichgesinnten zusammen, um Synergien zu nutzen. ABB und Kawasaki beispielsweise, zwei führende globale Akteure in der industriellen Automatisierung und Robotik, tauschen ihr Wissen aus. So und fördern sie gemeinsam die kollaborative Automatisierung, etwa durch Cobots oder kollaborative Zweiarm-Roboter.

Darüber hinaus gehen die Industrial Equipment Champions aber auch Partnerschaften mit Technologieunternehmen ein, um die Zusammenarbeit über die typischen Aufgaben wie die Lieferung von IT-Hardware, die Implementierung von ERP-Software oder den technischen Support hinaus zu erweitern. So hat sich Doosan Heavy Industries & Construction mit SAP zusammengetan, um die Leonardo-Plattform zur Verbesserung des Anlagendesigns zu nutzen. Die Partnerschaft hilft Doosan, Ausfälle in der Stromerzeugung zu reduzieren und die Effizienz der Anlagen zu verbessern.

So wird man Industrie-Champion

Die digitalen Technologien schaffen auch im Industrie-Bereich anspruchsvolle Kunden, die vernetzte und nachhaltige Produkte wollen, die Zeit sparen und einfach zu bedienen sind. Die Industrial Equipment Champions verstehen diese Herausforderung und stellen sich ihr, indem sie digitale Technologien zur Bedienung der Nachfrage von mehr Personalisierung nutzen. Sie bemühen sich, die Erträge aus digitalen Investitionen zu optimieren und Wachstumshebel zur Skalierung von Innovation in einem digitalen Umfeld zu identifizieren. Der Wettbewerb sollte diese Bemühungen zur Kenntnis nehmen und bereits heute die Weichen für den Markt von morgen stellen. (mb)