Abgründige Erlebnisse über den Wolken

"Wie ich lernte, das Fliegen zu hassen"

01.06.2001
Einst ein Erlebnis, heute eine Tortur: Wer in ein Flugzeug steigt, wird dafür bestraft - fast ausnahmslos. Dass das keine bloß subjektive Einschätzung ist, zeigt der Management-Stratege Henry Mintzberg in seinem neuesten Buch. Von Angelika Fritsche*

Die Ereignisse und unerhörten Vorfälle, die Mintzberg dort beschreibt und die der Cartoonist Volker Kriegel mit frechen Zeichnungen illustriert, basieren allesamt auf eigenen Erfahrungen. Ein Satiriker hätte sich keine heitereren Stories ausdenken können. Das Dumme daran: Den betroffenen Fluggästen ist längst das Lachen vergangen. Auch begeisterte Vielflieger, wie Henry Mintzberg einer war, beginnen das Fliegen zu verabscheuen. Einer der Gründe: "Wenn Sie irgendwo hinfliegen wollen, müssen Sie sich zunächst wie Herdenvieh scheuchen lassen - rein und raus, vor und zurück, hoch und runter."

Für den Individualisten Mintzberg ist das eine Zumutung. Und für den Leser bewirkt Mintzbergs Buch, was früher dem Theater im alten Griechenland zugeschrieben wurde: Katharsis, in diesem Fall den Abbau von gefährlich aufgestauten Aggressionen durch Galgenhumor.

Alle Leidtragenden des Lufthansa-Pilotenstreiks können sich freuen: Ihnen bleiben haarsträubende Erlebnisse über den Wolken erspart.

Henry Mintzberg: Wie ich lernte, das Fliegen zu hassen. Campus Verlag, Frankfurt a.M. 2001, 188 Seiten 29,90 Mark.

*Angelika Fritsche ist freie Journalistin in Bonn.