"Wie handhaben Sie in Ihrem Unternehmen die Software-Qualitäts-Sicherung?"

03.04.1987

Die Qualität der selbstentwickelten Softwareprodukte zu sichern, ist für die Anwender zumeist kein Problem. Komplikationen gibt es jedoch oft mit fremden Programmen, die vom jeweiligen Hersteller gewartet werden. Die Interessen von Anbietern und Anwendern klaffen hier in vielen Fällen kraß auseinander, so daß langwierige Anpassungsvorgänge nötig werden. Der größte Vorteil einer Herstellerwartung, nämlich die Reduzierung des eigenen Personalaufwands, wird dadurch wieder aufgehoben. Schwierigkeiten bereiten vor allem die Schnittstellen zwischen den eigenen und zugekauften Produkten: Jede Änderung auf der einen Seite kann auch die andere beeinflussen. Die Interfaces müssen folglich immer wieder auf Übereinstimmung geprüft werden. COMPUTERWOCHE wollte wissen, wie das heikle Thema "Qualitätssicherung" im Einzelfall bewältigt wird.

Rolf Breitsprecher, System-Manager der Nord-West Ingenieurgesellschaft mbH Hannover

Wir haben selber eine Standardsoftware für das Bauwesen entwickelt. Gegen Lizenzgebühr ist unser System bei Großanwendern im Einsatz, die es wiederum anderen Kunden zur Verfügung stellen. Das Kernstück des Produkts ist über 25 Jahre alt, und man kann davon ausgehen, daß es ausgetestet ist. Natürlich ist das Produkt im Laufe der Jahre ständig gewachsen. Qualitätssicherung ist hier nicht so wichtig, weil nur etwa alle fünf Jahre neue technische Normen herauskommen. Aber jede von uns vorgenommene Änderung wird sofort den Großkunden geliefert, die wiederum verpflichtet sind, alles an die Endanwender weiterzuleiten. Um die Qualität im kommerziellen Softwarebereich sicherzustellen, sollte der Anwender darauf achten, daß der Lieferant keine Eintagsfliege ist und das Produkt schon mehrmals über längere Zeit mit Erfolg eingesetzt wurde.

Hans Meintzschel, DV-Leiter der Deutschen Vereinigten Schuhmaschinen GmbH Frankfurt

Selbstverständlich besitzt die Qualitätssicherung auch in unserem Hause einen wichtigen Stellenwert, obwohl sie natürlich auch mit mancherlei Schwierigkeit verbunden ist.

Bei uns werden etwa 20 Prozent gekaufte und 80 Prozent selbstentwickelte Programme beziehungsweise Abläufe eingesetzt. Weil die Wartung der eigenen Produkte vor ihrer Freigabe ständig kontrolliert wird, können wir hier gewiß von einem hohen Standard der Qalitätssicherung ausgehen.

Anders sieht es bei den Fremdprodukten aus. Immer wieder werden wir durch Änderungen der Hersteller überrascht, die uns im nachhinein oft zu Ad-hoc-Anpassungen zwingen. Beispielsweise hat der Hersteller unserer Lohn- und Gehalts-Software, als er gesetzlich vorgegebene Änderungen durchführte, auch den Dateiaufbau total geändert. Sämtliche Schnittstellen mußten deshalb in wochenlanger Arbeit neu erstellt werden.

Reinhard Pöhlmann, DV-Leiter der VAW Flußspat-Chemie GmbH Stulln

Für uns wird das Thema Qualitätssicherung demnächst besonders wichtig, denn wir wollen ein eigenes Rechenzentrum aufbauen. Mit dieser schwierigen Problematik muß man sich besonders intensiv beschäftigen.

Die Beurteilungskriterien dafür müssen wir uns aber erst noch erarbeiten. Die Qualitätssicherung soll nämlich bei uns kein Schlagwort bleiben, sondern auch realisiert werden.

Zur Zeit setzen wir sowohl eigene als auch fremde Programme ein. Ein Gesamtkonzept zur Qualitätssicherung haben wir bislang noch nicht.

Die neue Software sollte womöglich aus einer Hand kommen. Dann wird es auch ein Gesamtkonzept zur Softwarewartung geben. Zunächst arbeiten wir noch an einem Pflichtenheft. Dem Punkt Qualitätssicherung wird darin ein nicht geringer Stellenwert zukommen.

Ich ziehe eine ausgereifte, etwas ältere Software übrigens einer aktuelleren, noch mit Fehlern behafteten vor. Änderungen sollen vom Softwarehaus übernommen werden; dafür eigene Mitarbeiter einzusetzen, ist zu aufwendig.