Wie haben sich die Wartungskosten entwickelt?

26.08.1977

Es war wohl nicht allein auf Urlaubsnachwehen zurückzuführen, daß viele EDV-Leiter sich nur sehr zurückhaltend (oder gar nicht) zu der CW-Frage äußerten, ob Sie denn wüßten, wie sich die Wartungskosten für Ihre EDV-Anlagen in den letzten Jähren entwickelt hätten. Hand aufs Herz: Haben wir hier einen wunden Punkt berührt? Wer über mehrere Jahre hinweg die Konfiguration kräftig erweitert hat, noch dazu mit Komponenten verschiedener Hersteller, dem fällt es sicherlich nicht leicht, aus den vielen Vertragspositionen die Wartungsgebühren herauszuklamüsern. Glücklich da, wer - wie Wolfgang Detering von der "Zürich" Versicherungs-Gesellschaft - die Anlage komplett gekauft hat. In den Mietverträgen sind in der Regel 10 bis 15 Prozent Wartungsgebühren enthalten - die genauen Zahlen interessieren oft gar nicht. Anders, wenn auf ein neues System umgestellt wird. Dazu DV-Chef Kölzer vom Bastei-Verlag: "Bei dieser Gelegenheit haben wir eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt und dabei selbstverständlich auch die Wartungskosten berücksichtigt. " Bleibt zu fragen, ob mit dieser statischen Betrachtungsweise viel gewonnen ist? Auch wenn es dem Hersteller nicht ganz angenehm sein dürfte: Fragen (nach den Wartungskosten) kostet nichts!

Karl-Heinz Kratz

Oberverwaltungsrat, Leiter der Zentralen Datenverarbeitung, Stadt Nürnberg

Um die Frage vorweg zu beantworten: absolut gesehen sind die Wartungskosten in den letzten Jähren gewaltig angestiegen. Diese pauschale Aussage bedarf allerdings einer näheren Untersuchung.

Im Jahre 1973 war bei der Stadtverwaltung Nürnberg eine mittelgroße DV-Anlage mit üblicher Peripherie in Betrieb. Sie wurde im 2-Schicht-Betrieb gefahren. Der Mietwert lag bei zirka 100 000 Mark monatlich; davon entfielen etwa 10 Prozent auf Wartungskosten.

Heute arbeiten wir unter gleichen Bedingungen mit zwei Großanlagen einschließlich Peripherie für Stapel- und Fernverarbeitung. Der Mietwert für die erste Anlage einschließlich umschaltbaren Peripherie liegt bei rund 160 000 Mark monatlich davon entfallen etwa 15 Prozent auf Wartungskosten. Bei der zweiten gekauften Anlage mit einem angenommenen Mietwert von rund 70000 Mark entfallen 11, 5 Prozent auf Wartungskosten. Die wenigen Angaben zeigen deutlich, daß bei gleichen vertraglichen Bedingungen und unter gleicher zeitlicher Auslastung der Anlagen die Wartungskosten in den letzten Jahren um 50 Prozent gestiegen sind.

Allerdings ist diese statistische Betrachtungsweise nicht ganz korrekt. Im Jahre 1973 hatten wir eine mittelgroße Anlage; heute verfügen wir bei etwas mehr als dem doppelten Mietwert über zwei große Anlagen mit umfangreicher Peripherie und vier bis fünffach höherer, Leistung. So betrachtet liegen die Wartungskosten niedriger als vor einigen Jahren. Der Grund für, diese Entwicklung ist sicherlich in der geringeren Störanfälligkeit und größeren Wartungsfreundlichkeit der modernen Anlagen zu suchen.

Wie also haben sich die Wartungskosten in den letzten Jahren entwickelt: - Wegen des umfangreicher gewordenen Maschinenparks sind sie absolut angestiegen; - bezogen auf den Mietwert sind sie auch relativ angestiegen; wegen des erheblich verbesserten Preis-/ Leistungsverhältnisses sind sie bezogen auf den Umfang und die Leistung der Anlagen trotz gelegentlicher Teuerungszuschläge eher gesunken, und das, so scheint mir, ist ausschlaggebend.

Diese Aussagen beziehen sich grundsätzlich auf Mietanlagen eines Herstellers. Wie es bei Kaufanlagen und bei Mixed-Hardware aussieht, ist sicherlich einen Vergleich wert.

Wolfgang Detering

Leiter der EDV, "Zürich" Versicherungs-Gesellschaft, Direktion für Deutschland, Frankfurt

Wenn ich diese Frage mit einem klarem Ja beantworten kann liegt das sicher nicht zuletzt daran, daß wir den weitaus Überwiegenden Teil unserer Hardware gekauft haben.

So werden die Wartungskosten bereits bei den der Kaufentscheidung vorangehenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen als gewichtiger Kostenfaktor berücksichtigt Nicht selten beeinflussen sie auch entscheidend die Frage, welcher von mehreren in Frage kommenden Einheiten der Vorzug zu geben ist.

Ein wichtiger Punkt ist auch die richtige Wahl der Perioden der Wartungsbereitschaft für die einzelnen Systemkomponenten. Die prozentualen Aufschläge für eine verlängerte Wartungsbereitschaft sind erheblich, und bei einzelnen Maschinen kann man durchaus auch mit kürzerer Wartungsbereitschaft leben.

Wie alle Kosten in unserem Hause werden auch die Wartungskosten budgetiert. Die Soll-Kosten werden dann im Rahmen der maschinellen Kostenrechnung quartalsweise den Ist-Kosten des laufenden und des Vorjahres gegenübergestellt, wobei über Abweichungen zu berichten ist.

Obwohl bei den Wartungskosten die Einsparungsmöglichkeiten weniger spektakulär sind als bei anderen Positionen des EDV-Budgets, hat die Ausschöpfung der bestehenden Möglichkeiten dazu geführt, daß wir mit unseren Wartungskosten im. Jahre 1977 trotz wesentlich erweitertem Maschinenpark noch unter dem Niveau de. 9 Jahres 1975 liegen werden.

Max H. Neuß

Haupt- und Abteilungsleiter für Org und DV, Motoren-Werke Mannheim AG, Mann heim

In unserer Firma haben wir die zentrale EDV-Anlage, eine IBM 370/1359 348 K, und fast sämtliche Peripherie-Geräte gemietet.

Da die Wartungskosten in der Miete enthalten sind, spielt der Anteil kostenmäßig für uns eigentlich kein monatliche Wartungsbetrag, wenn wir die für unser Werk II (Ersatzteilwesen Kundendienst) vorgesehene Nixdorf 8870/6 kaufen würden. Hierzu ist jedoch noch keine Entscheidung getroffen, da wir noch "mögliche Marktbewegungen" abwarten möchten.

Zur Wartung selbst ist vielleicht von Interesse, daß wir keine Planmäßigen Wartungen durch die - gemixten - Hersteller vornehmen lassen, da sie uns Maschinenkapazität kosten und wir bei tatsächlichen Ausfällen mit dem Service der Hersteller durchaus zufrieden sein konnten.

Manfred Kölzer

Leiter der EDV-Abteilung, Bastei-Verlag, Bergisch-Gladbach

Die Wartungskosten sind in den letzten fünf Jahren für die Serie 100 wie folgt gestiegen: 1971 fünf Prozent, 1974 fünf Prozent, 1976 sieben Prozent.

Wartungskosten sind ein Bestandteil des Mietvertrages und werden von uns überprüft, ob die Kündigungszeiten eingehalten wurden und ob die Erhöhung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation entspricht.

Im Mai 1976 installierten wir eine 64/40 von Honeywell Bull. Die Wartung macht 12, 7 Prozent des Mietwertes aus. Die Wartungskosten sind natürlich von Gerät zu Gerät - je nach Störanfälligkeit - unterschiedlich hoch, der Kernspeicher ist beispielsweise billiger als die Bandlaufwerke.

Bei Übergang auf die 64/40 wurde für die Berechnung der Mehrbenutzungsstunden (mehr als 182 Stunden pro Monat) nicht mehr die Einschaltzeit, sondern die CPU-Zeit herangezogen. Bei der Berechnung des Stundensatzes wird nicht mehr die gesamte Konfiguration zugrunde gelegt, sondern die Peripherie herausgenommen.

Der Stundensatz ermäßigte sich von 13, 10 Mark auf 8, 60 Mark. Die Mehrkosten pro Monat sanken von 3000 Mark auf 450 Mark ab.

Wir haben eine zusätzliche Wartung bis 24 Uhr von Montag bis Freitag und zahlen dafür zusätzlich 18 Prozent der Wartungskosten. Eine Erhöhung der Wartungskosten ist uns zur Zeit nur für Sonderleistungen außerhalb der oben angegebenen Wartungsverträge bekannt (maximal 6, 9 Prozent).