Wissensarbeit im Wandel

Wie Graph-Techniken die Arbeitswelt revolutionieren

20.02.2015
Von 
Karin Sondermann verfügt über 20 Jahre Erfahrung in leitenden Positionen bei führenden internationalen Software Herstellern wie Microsoft, PeopleSoft, SAP und Nemetschek. Heute unterstützt sie als freiberuflicher Analyst und Senior Advisor Softwareanbieter in der Markteinführung skalierbarer Cloud-Geschäftsmodelle sowie Anwenderunternehmen im Projekt-Management ihrer hybriden Business- und IT-Strategie. Als Principal Analyst bei der Techconsult GmbH berät sie in Bereichen wie Social Business Collaboration, Mobile Computing, Analytics und Cloud Computing. Darüber hinaus ist sie Mitglied der Expertenjury von "Best in Cloud" und engagiert sich beim Bitkom in Arbeitskreisen zu Cloud Computing und BPM/SOA.
Graph-Datenbanken können vernetzte Informationswelten besonders gut abbilden. Sie bilden die technische Basis für eine effiziente, Social-Media-ähnliche Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg.
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Die fachliche Wissensarbeiter, auch Knowledge Worker genannt, werden zum wesentlichen Produktionsfaktor in der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts. Ihr Anteil an der vernetzten Wertschöpfung in den Industriestaaten steigt kontinuierlich. Um ihr Potenzial auszuschöpfen, benötigen sie ein stimulierendes Arbeitsumfeld, das ihnen Freiheiten bietet und sie selbst über die Einbindung ihrer geschäftlichen Informationen und sozialen Netzwerke sowie über Arbeitsort und -zeit entscheiden lässt.

Interdisziplinäre Wissensarbeit, grenzenlose Arbeitsabläufe (Workflows) und übergeordnetes sowie intelligentes Wissens-Management sind daher zentrale Themen, mit denen sich deutsche Unternehmen dringend auseinandersetzen müssen, um die zunehmenden Komplexitäten in der Arbeitswelt und den marktbedingten Risiken zu mindern.

In diesem Zusammenhang ist zum einen die geschäftsprozessorientierte Zusammenarbeit mehrerer Personen über Raum und Zeitgrenzen hinweg ein wesentlicher Bestandteil, zum anderen spielt die Mobilität und Agilität der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle für das Unternehmen und trägt mit zur Profitabilität bei.

Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter mit entsprechender Software unterstützen, um dieser komplexen Herausforderung gewachsen zu sein, so dass alle Beteiligten ihre Tätigkeiten im Kontext ihrer Rolle produktiv und effizient erfüllen können. Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg, Geschwindigkeit des Informationsflusses im Kontext der Tätigkeit und die geschäftliche Agilität werden in der digitalen Wirtschaftswelt für alle Industrien wettbewerbsentscheidend.

Der Mensch agiert vernetzt und adhoc

Waren traditionelle Software-Lösungen bisher auf die Automatisierung von Transaktionen zwischen Maschinen oder IT-Anwendungssystemen spezialisiert, so wird es künftig zwingend notwendig, vorhandene Unternehmensanwendungen besser in die vernetzte Geschäftswelt als auch in kollaborative Geschäftsszenarien zu integrieren. Die Art und Weise, wie Unternehmen künftig die geschäftliche, prozessorientierte Zusammenarbeit ihrer internen Mitarbeiter untereinander als auch mit externen Kunden und Partnern organisieren, wird zum kritischen Erfolgsfaktor.

Bei der Zusammenarbeit im Team geht es vor allem um das kreative Element und die gestalterischen Momente, um das Zufällige und das Ad-hoc-Geschehen, kurz gesagt: um Innovation und Wachstum. Im Zentrum steht das Entstehen von etwas Neuem, das sich manifestiert in Ideen, Notizen, Abmachungen, Dokumenten, Projekten, Aufgaben, Meetings, Gespräche, Expertenprofilen etc.

Wesentlich ist die zielgerichtete Kooperation, der Austausch von Wissen und digitalisierten Informationen im Kontext der jeweiligen Tätigkeit sowie die Weiterverarbeitung von Erkenntnissen und Inhalten im Team, unabhängig davon, ob interne und externe Arbeitskräfte mitwirken. Denkbar ist sogar, Teile der Weiterverarbeitung regelbasiert zu automatisieren.

Das gezielte Auffinden von Informationen und Fachkompetenzen im Unternehmen als auch der schnelle Informationsaustausch sind die entscheidenden Faktoren, unabhängig davon, ob die Arbeitsinhalte strukturiert und unstrukturiert sind.

Social Media setzt technologische Maßstäbe

Social-Media-Welt nutzt dafür ausgereifte und intelligente Web-2.0-Konzepte, die die Interaktivität im Netz fördern. Die zugrundeliegenden Plattformen beinhalten in der Regel verschiedene Werkzeuge, wie Blogs, Wikis, Chats, Activity- und Video-Streams, Web-Konferenzen, Tools für das Content Sharing sowie Rating Systeme. Die einzelnen Funktionen sind allesamt intelligent miteinander verknüpft, zudem beinhalten die Plattformen vordefinierte Schnittstellen zu Backend-Systemen wie E-Mail, CRM und ERP sowie Berechtigungs- und Content-Management-Fähigkeiten.

Derart integrierte Systeme machen deutlich, vor welchen Herausforderungen die CIOs in den Anwenderunternehmen stehen. Sie müssen es schaffen, die vorhandenen Anwendungssysteme mit den Fähigkeiten teilweise externer Social-Media-Systeme zu vereinen. Ziel muss es sein, sowohl den internen als auch den externen Wissensarbeitern die Möglichkeit einzuräumen, sich in ihrer rollenbezogenen Arbeitswelt mit gewohnten Kommunikations- und Social-Media-Erfahrungen bewegen zu können.

Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich für Unternehmen eine hybride Erweiterung der vorhandenen Anwendungssysteme in Richtung offene und grenzenlos agierende Geschäftsplattform im Web. Mit der Zusammenführung beider Welten in intuitiven Oberflächen entstehen neue produktive und effiziente Arbeitsumgebungen für die wichtigste Ressource in wissensbasierenden Unternehmen: den Mitarbeiter. Die Zukunft der digitalen Arbeitswelt ist kollaborativ, mobil und vor allem intelligent unterstützt.