SOA im Bundesamt

Wie geschaffen für den Föderalismus

16.12.2008
Von 
Dr. Andreas Schaffry ist freiberuflicher IT-Fachjournalist und von 2006 bis 2015 für die CIO.de-Redaktion tätig. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Berichterstattung liegen in den Bereichen ERP, Business Intelligence, CRM und SCM mit Schwerpunkt auf SAP und in der Darstellung aktueller IT-Trends wie SaaS, Cloud Computing oder Enterprise Mobility. Er schreibt insbesondere über die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen IT und Business und die damit verbundenen Transformationsprozesse in Unternehmen.

Das erste "Haus" ist vor etwa zwei Jahren für die Integrationskurs-Anwendung entwickelt worden. Für die Teilnahme der Migranten an den Sprach- und Orientierungskursen sind in den mehr als 600 Einzelbehörden die notwendigen Module von der individuellen Prüfung der Voraussetzung über die Bewilligung bis zur Abrechnung in die jeweiligen Softwarelösungen integriert. Die Daten des jeweiligen Teilnehmers werden dann einem der knapp 2.000 Kursanbieter zur Verfügung gestellt, wo sie von der Anmeldung über die Anwesenheitsliste bis hin zur statistischen Auswertung am Ende des Kurses für sämtliche Geschäftsprozesse genutzt werden - und das angesichts einer IT-Heterogenität, die "von selbstgestrickten Excel-Tabellen bis zur unternehmenseigenen Software" die ganze Palette umfasst, so Kausik Munsi. Inzwischen haben mehrere Hunderttausend Migranten diese Kurse besucht, gegenüber der zeitintensiven formulargebundenen Abwicklung hat sich die Prozessabwicklung mit Hilfe von SOA für alle beteiligten Stellen klar in Form von Zeitersparnis ausgezahlt.

Mit dem Einbürgerungstest ist inzwischen das "zweite Haus" fertiggestellt worden. Diese Einbürgerungstests sind seit September 2008 Pflicht für Migranten, die keinen deutschen Schulabschluss gemacht und die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt haben. In dem vom BAMF entwickelten Verfahren werden ähnlich wie bei einer Abschlussprüfung beim e-Learning nach dem Zufallsprinzip 33 Fragen aus 335 ausgewählt, vor Ort ausgedruckt und den Testkandidaten vorgelegt. Damit die Tests möglichst manipulationssicher verlaufen, erfolgt die Auswertung beim BAMF, die Testergebnisse werden dem Anbieter zurückübermittelt. Als Extra-Service für die Migranten steht ein Sprachtest im Internet zur Verfügung. Der Test selbst kann in mehr als 500 Prüfstellen in Deutschland abgelegt werden. Weitere geplante "Häuser" im Bebauungsplan des BAMF sind zusätzliche Hochsicherheitsanwendungen sowie Services für den Dolmetscherdienst und Verwaltungsakten.

Ein ganz zentraler Pluspunkt dabei ist, dass bei kurzfristigen Änderungsvorgaben diese schnell und sicher umzusetzen sind. BAMF-Mann Munsi erklärt: "Wenn sich herausstellt, dass eine Straße zu schnell befahren wird, lässt sich an einer Straßenecke auch kurzfristig eine Ampel aufstellen". Wenn bei föderalen Strukturen beispielsweise auf Länderebene weitere Besonderheiten, beispielsweise aufgrund von Gesetzesänderungen, zu integrieren sind, so lassen sich diese spezifischen Anforderungen mit SOA schnell und sicher umsetzen. Auch in dieser Hinsicht ist SOA für den Föderalismus offenbar ideal geeignet.