Drei Wege in IT-Berufe

Wie Frauen die IT für sich entdecken

30.05.2016
Von 
Michael Schwengers ist Fachjournalist in Köln.

Kurzinterview mit Sabine Wolfschmidt

Frau Wolfschmidt, Sie sind seit 25 Jahren als Frau in der IT unterwegs. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Wolfschmidt: Es ist immer wieder zu hören und zu lesen, dass Frauen in der IT einen schwereren Stand haben - bei Kollegen und bei Kunden. Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht, ganz im Gegenteil. Ich habe bei einem früheren Arbeitgeber aber sehr deutlich erlebt, dass es für mich als Frau viel schwerer ist, Karriere zu machen. Aus meiner Sicht liegt das daran, dass Männer häufig aus politischen Gründen befördert werden. Die Leistung einer Frau muss schon sehr viel besser sein, um sich gegen einen männlichen Kollegen im Wettbewerb um die höhere Position zu behaupten. Dabei spielt sicher auch eine Rolle, dass zwischen Männern im Unternehmen enge informelle Bindungen bestehen. Als Frau haben Sie keine Chance, in diese Zirkel zu gelangen. Unter anderem deshalb bin ich schließlich von einem traditionellen Automobilzulieferer zu einer Beratung gewechselt.

Sabine Wolfschmidt
Sabine Wolfschmidt
Foto: MHP Consulting

Weshalb sind mehr Frauen in der IT wünschenswert?

Wolfschmidt: Um die Frage zunächst aus Sicht der Frauen zu beantworten: Für sie selbst wäre es sinnvoll, wenn sie sich das wirklich attraktive und zukunftsorientierte Arbeitsfeld IT erschließen würden. Aus Sicht der Unternehmen hätte das auch enorme Vorteile. Nach meiner Erfahrung sind Frauen wesentlich vermittelnder als Männer. Das ist bei Projekten, an denen sehr viele Menschen mit unterschiedlichen Interessen beteiligt sind, äußerst hilfreich. Allerdings müssen Frauen lernen, dass mit dem Vermitteln irgendwann mal Schluss sein muss und eine Entscheidung auch gegen Widerstand durchgesetzt werden kann.

Also raten Sie Frauen, eine Karriere in der IT einzuschlagen?

Wolfschmidt: Absolut. Eine Karriere in der IT ist aus meiner Sicht die Zukunft - gerade angesichts der Digitalisierung, die wir momentan erleben. Hinzu kommt, dass sich IT-Jobs zumindest teilweise remote erledigen lassen und die Arbeitszeit häufig sehr flexibel gestaltet werden kann. Das hilft sehr, Familie und Beruf zu vereinbaren.