Zu wenig Security-Experten

Wie Firmen die IT-Sicherheit erhöhen

04.12.2019
Von 
Tanja Hofmann ist Principal Security Engineer bei McAfee.
Der Fachkräftemangel führt in vielen Unternehmen zu Sicherheitsrisiken. In Sachen IT-Security sind deshalb mehr Eigeninitiative und neue Wege gefragt.
  • Der Fachkräftemangel erhöht nachweislich die Sicherheitsrisiken für Unternehmen.
  • Deutschland weist unter den Industriestaaten die wenigsten dezidierten Security-Studiengänge aus.
  • Mehr Frauen und Diversität können helfen, den Personalnotstand zu mildern.

In kaum einer Branche ist der Fachkräftemangel so eklatant wie im Bereich der IT-Security. Unternehmen müssen selbst aktiv werden und dürfen die Förderung von jungen Talenten nicht allein dem Staat überlassen.

Leider werden hierzulande Studenten an den Hochschulen noch kaum auf ein Berufsleben als Cyber-Sicherheitsspezialisten vorbereitet.
Leider werden hierzulande Studenten an den Hochschulen noch kaum auf ein Berufsleben als Cyber-Sicherheitsspezialisten vorbereitet.
Foto: Boiko Y - shutterstock.com

82 Prozent der Teilnehmer einer McAfee-Studie* sehen sowohl in ihrem Unternehmen als auch in ihrem Land einen Mangel an talentierten IT-Fachkräften. Der anhaltende Fachkräftemangel berge dabei, so die Aussagen, greifbare Risiken, 71 Prozent der Unternehmen sagen sogar, dass durch diese Personallücken merklich Schaden entsteht.

Der größte Mangel an Sicherheitsspezialisten in Deutschland besteht der Umfrage zufolge in den Bereichen Angriffserkennung (79 Prozent), Softwareentwicklung (72 Prozent) sowie Angriffsmitigation (71 Prozent). Die Probleme und Defizite sind also offenkundig, doch wie sehen Lösungswege aus der Misere aus?

Gezielte Förderung von Talenten

Leider werden hierzulande Studenten an den Hochschulen noch kaum auf ein Berufsleben als Cyber-Sicherheitsspezialisten vorbereitet. Neben Japan ist Deutschland unter den Industriestaaten das Land mit den wenigsten dezidierten Security-Studiengängen an Universitäten. Einerseits sind hier die Hochschulen und somit hauptsächlich der Staat gefragt, das Bildungsangebot in Abstimmung mit Unternehmen und Branchenverbänden den aktuellen Erfordernissen anzupassen. Doch leider mahlen hier die Mühlen langsam. Zu bedenken ist auch: Eine zu starre Fixierung auf Abschlüsse und bestimmte Studieninhalte kann Unternehmen gegebenenfalls auch wertvolle Mitarbeiter kosten. Es ist ratsam, immer auch die bisherige Berufserfahrung sowie außeruniversitäre Weiterbildungen zu berücksichtigen.

Hacker als Quereinsteiger

Bis es mehr Bildungsangebote für IT-Security an den Universitäten gibt, sollten Betriebe auch auf Eigeninitiative setzen und selbst Weiterbildungsprogramme anbieten. Manche scheuen vielleicht die hohen Kosten für externe Trainings, doch gerade in einem so kritischen Bereich wie der IT-Sicherheit ist es von entscheidender Bedeutung, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Fehlen solche Angebote, kann das dazu führen, dass Mitarbeiter abwandern, was einen wesentlich größeren finanziellen Verlust bedeuten kann. Zu einem neuen Ansatz in der Personalentwicklung gehört es auch, unkonventionelle Lebensläufe zu berücksichtigen. Das betrifft einerseits Quereinsteiger aus verschiedenen Branchen, gerade im IT-Security-Bereich aber auch ehemalige Hacker.

Vielfalt gegen Einfalt

Wie die IT im Allgemeinen ist auch die IT-Sicherheit im Besonderen immer noch sehr stark männlich dominiert. Frauen und Minderheiten sind oft unterrepräsentiert. Diversity-Programme können also dazu beitragen, dass es mehr potenzielle Mitarbeiter gibt. Man muss allerdings auch schon viel früher ansetzen, um immer noch vorhandene Vorurteile, die Informatik sei ein klassischer Männerberuf, zu zerstreuen. Helfen können etwa spezielle Förderprogramme an Schulen, die Mädchen für IT und Technik begeistern.

Außerdem haben viele IT-Fachleute einen internationalen Hintergrund. Restriktive Einwanderungsgesetze halten gut ausgebildete Fachkräfte, beispielsweise aus asiatischen Ländern, leider oft noch fern. Hier sollte die Regierung die Möglichkeiten für die Vergabe von Arbeitsvisa vereinfachen.

Mit Automatisierung arbeiten

Ein Mittel gegen den Fachkräftemangel ist, auch technische Lösungen in Betracht zu ziehen. Durch die zunehmende Automatisierung in der IT kommen immer mehr Verfahren zum Einsatz, die sich auf maschinelles Lernen und auf künstliche Intelligenz stützen. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten für die Analyse großer Datenmengen und die Erkennung potenzieller Bedrohungen. Den menschlichen Mitarbeiter kann dies natürlich nicht ersetzen, allerdings können automatisierte Lösungen Routineaufgaben übernehmen, damit die Spezialisten ihre knappe Zeit besser nutzen können.

*McAfee beauftragte den unabhängigen Marktforschungsspezialisten Vanson Bourne mit der Ausführung der diesem Bericht zugrunde liegenden Studie. Im Mai 2016 wurden dazu 775 IT-Entscheidungsträger befragt, die in ihrem Unternehmen für Cyber-Sicherheit verantwortlich sind, 200 in den USA, jeweils 100 in Großbritannien, Frankreich und Deutschland (100) sowie jeweils 75 in Australien, Japan und Mexiko. Weitere 50 Teilnehmer kamen aus Israel. Die Befragten stammten aus Unternehmen im öffentlichen und privaten Sektor mit mindestens 500 Mitarbeitern. Die Interviews wurden online in einem strengen mehrstufigen Screening-Verfahren geführt, um sicherzustellen, dass nur geeignete Kandidaten die Möglichkeit zur Teilnahme hatten.

Tanja Hofmann, Principal Security Engineer von McAfee.