Chief Digital Officer

Wie erfolgreich sind deutsche CDOs?

01.08.2018
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Was tut der CDO für mehr Agilität und Innovation?

Aufschlussreiche Ergebnisse liefert die Studie auch zur Frage, mit welchen Maßnahmen die Digitalchefs ihre Organisation agiler und innovativer machen. Aus mehr als hundert Beschreibungen erfolgreicher Beispiele leiteten die Berliner Forscher vier Cluster ab:

  • Digitalisierung sichtbar machen

Für viele der Befragten geht es in der praktischen Umsetzung vor allem darum, sich auf einzelne Projekte zu konzentrieren und diese zum Erfolg zu führen. Gemeint sind damit nicht nur kleine Veränderungen wie etwa die Definition eines Produkt- und Servicekatalogs des Digitalbereichs, sondern oftmals Leuchtturm- und Vorzeigeprojekte. Die Palette reicht vom Einführen Künstlicher Intelligenz in der Qualitätskontrolle über die papierlose Fertigung bis hin zur Integration der Systemlandschaft in der Gastronomie (Kassen-, Inventory-Management-Systeme, Server-Storage-, Webshop-, Ticketing- und Access-Control-Systeme). Entscheidend sei, dass die Digitalisierung sichtbar und spürbar gemacht werde, so die Studienautoren.

  • Ziele auf Digitalisierung ausrichten und mit Anreizen steuern

Ohne übergeordnete strategische Vorgaben und daraus abgeleiteten Zielen für die digitale Transformation wird sich der Erfolg kaum einstellen, lautet eine weitere Erkenntnis. Gefragt sei ein "Proof of Concept"; und dazu müssten KPIs und die Digitalstrategie in Einklang gebracht werden.

Steht dieses Gerüst, muss der CDOs liefern und den Erfolg seiner Projekte nachweisen. Er kann dazu beispielsweise auf eine Steigerung von Nutzer- oder Nutzungszahlen oder auch Kundenweiterempfehlungsraten verweisen. Auch breiter angelegte Kenngrößen wie das Umsatzwachstum oder die Kostensenkung eignen sich hierfür. Neben solchen "harten" Kennzahlen berichteten die Studienteilnehmer aber auch von erfolgreichen "weichen" Maßnahmen, darunter etwa "Leading by example", "Management by walking around" sowie informelle Gespräche als Ergänzung zu einem offiziellen Leitungsgremium, das monatlich Entscheidungen über den Fortgang, die Einstellung oder Initiierung digitaler Projekte trifft.

  • Kommunikation in der Breite und Top-Management Commitment sicherstellen

"Diese beiden Punkte gehören zum kleinen Einmaleins des Change Managements - und somit auch zur digitalen Transformation", kommentieren die Studienautoren. Bei der regelmäßigen Kommunikation gehe es weniger um die Kanäle, sondern vor allem um die transportierten Botschaften: "Was sind die wesentlichen Elemente der Change Story? Gibt es eine gemeinsame Sprache, die alle verstehen? Wird zu viel versprochen?" In der Praxis habe sich eine Mischung aus digitalen Kanälen, "Face-to-Face-Meetings" sowie Großveranstaltungen wie einem "Digital Experience Day" etabliert.

  • Agile Arbeitsmethoden einsetzen

Scrum und Design Thinking gehören in diesem Kontext zu den populärsten Ansätzen. Weniger bekannt, zumindest außerhalb der IT-Organisation, sind Methoden wie Rapid Prototyping, Value Stream Mapping und die Zusammenführung von IT-Entwicklungs- und Betriebsteams (DevOps) mittels des CALMS-Frameworks. Teilweise berichteten die Studienteilnehmer von Ansätzen wie Reverse Monitoring, die auch dazu dienen, Hemmschwellen zwischen Generationen abzubauen. Kaum eine Rolle spielten dagegen Enterprise Social Networks wie Slack. An dieser Stelle sehen die Berliner Wissenschaftler noch Verbesserungspotenzial.

Welches sind die größten Hürden beim digitalen Wandel?

Aus den offenen Fragen zu den Hürden im digitalen Transformationsprozess haben die Studienautoren die wichtigsten Nennungen zusammengefasst:

1. Budgetallokation

2. Kennzahlen und Verantwortlichkeiten

3. Digitales Bewusstsein

4. Technologisches Wissen

5. Kulturwandel

6. Change Management

7. Organisationsstruktur

8. Ressourcenproblematik

Ausblick - wann kommt der digitale Durchbruch?

Im Vergleich zur Erhebung aus dem Jahr 2017 habe sich in Sachen Digitalisierung einiges verbessert, resümieren die Berliner. Wurden seinerzeit noch alle Themen mit Bezug zur Digitalisierung einfach beim CDO "abgeladen", sei 2018 eine deutliche "Fokussierung und Professionalisierung" zu erkennen. Die Digitalstrategien seien vorhanden und würden nun Stück für Stück umgesetzt. Unternehmen nutzten agile Methoden, führten weiche KPIs ein und etablierten Kollaborations-Tools. Ebenso analysierten sie ihre Datenschätze und versuchten, weitere Informationen zu finden, zu filtern und standardisiert zu nutzen.

Wichtige Voraussetzungen für den digitalen Wandel scheinen also gegeben zu sein. Folglich müsste "der radikalste Umbruch jetzt bevorstehen", wie die Studienautoren formulieren. Die grundsätzliche Frage für Unternehmen sei, wie sie datenbasierte Geschäftsmodelle entwickeln und Strukturen und Kulturen entsprechend anpassen können.