Einsparpotenziale in der Logistikbranche

Wie ein Startup mit Transparenz Geld verdient

12.06.2013
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Ein arrivierter Manager der ersten Internet-Welle gründet ein Logistik-Startup und lehrt die Etablierten der Branche das Fürchten.

Steffen Rabus wollte es noch einmal wissen. Er gehörte zu den Managern, die im goldenen Zeitalter der ersten Internet-Revolution Ende der 90er und Anfang der Nuller Jahre gut dabei war. Dann, vor etwa fünf Jahren, hat er eines seiner Unternehmen, in dem er auch eine aktive Rolle übernommen hatte, die Dynamic Media,an den E-Learning-Anbieter imc aus Saarbrücken verkauft. Die vergangenen Jahre hatte Rabus dann in einige Firmen investiert.

Irgendwann vor fast drei Jahren reizte es ihn dann doch, wieder aktiv mitzumachen, er wollte nicht mehr nur Beteiligter, sondern Handelnder sein. Und allein schon an der Gründung seiner Gobal Supply Chain Solutions (G-SCS) merkt man, dass da ein Erfahrener zur Tat schreitet und nicht ein Student, der sich mit einer App selbständig macht - wobei dies in keinster Weise als Wertung zu verstehen ist.

Steffen Rabus von G-SCS meint, dass "viele Unternehmen allein in der Transportlogistik im Jahr neun Prozent Kosten einsparen können."
Steffen Rabus von G-SCS meint, dass "viele Unternehmen allein in der Transportlogistik im Jahr neun Prozent Kosten einsparen können."
Foto: Privat

Gemeinsam mit einem Logistikexperten stellte er fest, dass große Kfz-Zulieferer über keinerlei Kostentransparenz ihrer europa- und weltweiten Transporte verfügten, wenn beispielsweise deren Ware zu einem Automobilhersteller gebracht wird. Rabus macht es deutlich: "Wenn die multinationalen Unternehmen wissen wollen, wie viel ihre Werke in einem bestimmten Monat, einem bestimmten Logistiker gezahlt haben, war das ohne großen Aufwand kaum möglich." Es fehlte und es fehlt diesbezüglich bei sehr vielen internationalen Unternehmen an jedweder Transparenz. Verständlich, wenn man bedenkt, dass große Zulieferer ihre Werke weltweit verteilt haben, dass viele davon ziemlich selbständig arbeiten, dazu mit unterschiedlichen IT-Systemen und sich ungern von der Zentrale in die Karten schauen lassen wollen ("wir sind doch profitabel"). Zudem befindet sich auch dieser Markt in einem starken Konsolidierungsprozess, Konzerne kaufen und verkaufen Werke. Rabus verweist auf eine Untersuchung, in der es heißt, dass die großen Zulieferer im Schnitt drei bis sechs Werke pro Jahr kaufen und verkaufen. "Wenn ein Global Player wie TRW, der allein in Europa 60 Werke besitzt, die von G-SCS angeboten Dienstleitung über die vorhandenen ERP-Systeme einführen wollte, würde das bestenfalls Jahre dauern, wahrscheinlich aber wäre es erst gar nicht möglich," gibt der Gründer zu bedenken.

Mangelnde Kostentransparenz in der Supply-Chain

Rabus sorgte für Aufsehen, als er auf der Messe Automotive Logistics Europe in Bonn selbstbewusst verkündete, dass "die Unternehmen allein in der Transportlogistik im Jahr neun Prozent Kosten einsparen können." Dies sei durch eine stärkere Standardisierung, Harmonisierung und Automatisierung der Abläufe möglich. "Globale Unternehmen vermissen weitgehend eine Transparenz ihrer Kosten innerhalb der Transport-Supply-Chain-Prozesse", weiß Rabus.
Mitte 2010 machte sich Rabus mit einem kleinen Team, das mittlerweile auf fast 20 Mitarbeiter gewachsen ist, an die Arbeit, kaufte und entwickelte verschiedene Software, die Unternehmen genau die Transparenz ermöglicht, die er fordert. Und in TRW Automotive fand er einen großen Kfz-Zulieferer, der sich auf eine Zusammenarbeit mit einem Startup einließ. Helge Wöbke, europaweiter Verantwortlicher für das Logistikgeschäft bei TRW, gibt zu, dass es eine mutige Entscheidung war, auf einen absoluten Newcomer im Markt zu setzen. Wichtiges Argument für den Topmanager war eine große Flexibilität der Software und die Berücksichtigung einer Menge von Wünschen, auf die sich große Softwareanbieter in keinster Weise einlassen. Wöbke sollte mit seiner Entscheidung recht behalten.

Transportlogistik ist ein millionenschweres Geschäft. Da bietet sich mit der passenden Software ein erhebliches Sparpotenzial.
Transportlogistik ist ein millionenschweres Geschäft. Da bietet sich mit der passenden Software ein erhebliches Sparpotenzial.
Foto: chungking - shutterstock.com

Mittlerweile, und darauf ist Rabus zurecht stolz, hat TRW den Vertrag mit G-SCS verlängert. Fast 95 Prozent der Kontrolle laufen bereits automatisiert, die komplexen Tarifstrukturen mit den zig Zuschlägen (für Nachtfahrten, Zweitfahrer, Wartezeiten, etc, etc) lassen sich nun transparent darstellen. Die weiteren intelligenten Software Anwendungen, die im G-SCS Integrated Controll Tower zusammen geführt werden, geben Wöbke nun die europaweite Transparenz, die er sich immer gewünscht hat

Vom Newcomer zum wichtigen Mitspieler

Als Bestätigung seiner Bemühungen konnte Rabus weitere große Fische an Land ziehen. Damit hat Rabus mit seinem System 300 Logistikdienstleister in 30 Ländern erfasst und sich innerhalb kürzester Zeit zu einem ernsthaften Anbieter in diesem Markt aufgeschwungen, der sonst von so mächtigen Softwareproduzenten wie Oracle angegriffen wird. Und dann gibt es da noch die großen Logistikanbieter wie DHL, Schenker oder Kühne+Nagel, wobei letztere nicht die Neutralität und Unabhängigkeit einer G-SCS in die Waagschale werfen können.

Natürlich arbeitet Rabus fieberhaft an den nächsten Schritten, denn nun gilt es aus diesen Massen an Daten, die in den Systemen zur Verfügung stehen, intelligente Ergebnisse zu erzeugen. Rabus muss ja sein Versprechen von den neun Prozent Einsparpotenzial einlösen.