Eisenkerne als RAM
Die eigentliche Recheneinheit des AGC war dabei keine CPU aus einem Chip, sondern bestand aus einem Verbund von rund 5000 Logik-Gattern mit NOR-Logik. Als Bauteile verwendete die NASA erstmals integrierte Schaltkreise (Integrated Circuits = ICs). 1963 gingen beispielsweise 60 Prozent der gesamten US-amerikanischen IC-Produktion in die Entwicklung der Apollo-Computer. Auch ROM und RAM hatten keine Gemeinsamkeiten mit den heute in PCs verbauten Bauteilen, denn es wurden so genannte Ringkernspeicher verwendet.
Diese bestanden aus hartmagnetischen Ferritringen (Magnetic Core Memory), die per Strom ummagnetisiert wurden, wobei je nach Magnetisierung der Wert des Speichers dann 0 oder 1 betrug. Im ROM (Core Rope Memory) hatten die Ferritkerne eine feste Magnetisierung, die von Arbeiterinnen in Fabriken in den Leitungsverbund "eingewoben" wurde. Bei der NASA trug diese Art vom Speicher deshalb den Spitznamen LOL Memory (Little Old Ladies Memory). Dieser zeitaufwändige Prozess wirkte sich jedoch direkt auf die Softwareentwicklung aus. Die Programme für den Apollo-Computer mussten zirka vier Monate vor dem Start gewoben, also hart verdrahtet werden. Erschwerend kam hinzu, dass die Programme nur unzureichend per Softwaresimulation überprüft werden konnten. Selbst ein Honeywell-1800-Minicomputer (die Computer-Division wurde später von Bull übernommen) konnte die AGC-Programme nur mit einem Zehntel der eigentlichen Geschwindigkeit ablaufen lassen. Wohl oder übel wurden die NASA und ihr Partner, das MIT, damit zu Pionieren in Sachen Softwarequalitätssicherung.
In den Hochzeiten des Apollo-Programms arbeiteten 600 Entwickler an der Hardware und 400 Programmierer an der Software des AGC.