Das waren die 2000er Jahre

Wie Ebay und Google unser Leben veränderten

08.10.2009

9. Soziale Netzwerke: Abhängen im Web 2.0

Früher, als die Kids noch Jugendliche hießen, waren sie vielleicht im Fußballclub oder im Schüt-zenverein. Nicht unbedingt nur, um zu kicken oder zu trinken. Mehr, um mit anderen Spaß zu haben, was in den 2000ern ins Netz verlagert wurde. Und wenn man Glück hatte, dann kamen bei StudiVZ oder Facebook, bei Wer-kennt-wen, MySpace oder Lokalisten die Freunde auch nicht unbedingt nur aus Oberkirch, sondern auch aus Ohio oder Odessa - oder zumindest schon mal aus Offenbach. Die Web-Communitys bescherten einem mit einem Klick eine unüberschaubare Zahl neuer Bekannter. Okay, die hatte man alle noch nie getroffen, aber ihre Profile sahen doch oberhip aus. Allein beim weltweit größten Netzwerk Facebook hatte man Ende des Jahrzehnts die Auswahl aus 200 Millionen potenziellen Freunden. Fett, oder?

Über die Online-Netzwerke chattete man mit ihnen, postete Bulletins, veröffentlichte oder las Blogs, plante gemeinsame Events, lud Fotos, Videos und Musik hoch oder gab Kleinanzeigen an virtuellen Schwarzen Brettern auf. Vor allem aber bastelte und feilte man an seinem eigenen Profil. Die Arbeit lohnte sich, denn was man einmal im Netz von sich preisgegeben hatte, war ja für immer der Nachwelt erhalten. Da lohnte sich das Frisieren am eigenen Leben(slauf) doch mal. Und auf den eigenen Fotos sah man natürlich auch immer gut (und vor allem viel jünger) aus. Einen Bad Hair Day brauchte bei MySpace niemand zu fürchten - ganz zu schweigen von einem abgebrochenen Studium oder gar einem beeindruckenden Vorstrafenregister. Stattdessen konnte man sich nach Lust und Laune selbst inszenieren - beliebt war dabei beispielsweise die Facebook-Rubrik 25 random things about me. Die Mitteilungsfreude der User im Netz musste daran gelegen haben, dass sie sich alle gerade den Pony lang wachsen ließen. Sonst hätten sie einen Friseur gehabt, dem sie das alles hätten erzählen können.

Fest stand auf jeden Fall, dass einem als sozialer Netzwerker niemals mehr langweilig war. Und außerdem hatte man massenhaft Kontakte. Um allerdings die vielen Kontakte zu pflegen, musste man schon reichlich Zeit vor dem Rechner verbringen, das stimmte. Aber - hey - was sollte man auch sonst machen? Im Fußballclub oder Schützenverein hätten die einen wegen mangelnder Übung sowieso nicht mehr haben wollen.