Das waren die 2000er Jahre

Wie Ebay und Google unser Leben veränderten

08.10.2009

8. Navigationssysteme: Unsere liebsten Beifahrer

Lisa, Werner, Katrin oder George nahmen keinen Platz weg, konnten Karten lesen und redeten nur das Nötigste. Mit ihnen wurden selbst Ortsunkundige zu Insidern. Männer mussten sich die Blöße geben und nach dem Weg fragen. Frauen erreichten ab sofort auch ohne jeglichen Orientierungssinn mühelos jedes Ziel. Und Berliner Taxifahrer konnten den Satz »Wo is’n ditte?« aus ihrem Wortschatz streichen.

Navigationsgeräte sind perfekte Begleiter, sie wissen immer den Weg und reden nur das Nötigste.
Navigationsgeräte sind perfekte Begleiter, sie wissen immer den Weg und reden nur das Nötigste.
Foto: TomTom

Die Anweisungen der mobilen Wegweiser befolgten wir alle nur zu gern. »Nach 200 Metern rechts abbiegen.« Kein Problem. »Im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt nehmen.« Aber gerne. »Bei der nächsten Möglichkeit bitte wenden.« Huch! »Bei der nächsten Möglichkeit bitte wenden.« Jaha, es gab hier auf der verdammten Schnellstraße doch keine Linksabbieger … »Nach 70 Metern haben Sie Ihr Ziel erreicht.« Puh.

Welch Wohltat, wenn man Strecken, für die man einst 90 Minuten eingeplant hatte, plötzlich ganz entspannt in 55 Minuten erreichte. Navigationssysteme sparten definitiv Zeit und - noch wichtiger - Nerven. Zumal die neuesten Versionen nicht nur den Weg wussten, sondern noch viel mehr. Der Fahrspurassistent half uns beim Einordnen. Der Tempowarner sagte uns früh genug, wo Blitzer standen. Und TMC, der Traffic Message Channel, lotste uns am Stau vorbei.

So viel elektronische Unterstützung machte allerdings auch einige Zeitgenossen zuweilen unaufmerksam. Das Navi schien sich ja um alles zu kümmern. Wenn beim Rechtsabbiegen an der Ampel ein Fußgänger vors Auto sprang, wunderte sich manch einer, dass er nicht vorgewarnt worden war (»In 200 Metern einem Fußgänger ausweichen.«). Ansonsten aber genossen wir die Fahranweisungen rundum.

Wer Abwechselung zu seiner mitgekauften Navi-Stimme haben wollte, kam auch auf seine Kosten. Für einen schlappen Zehner ließ sich das Mitfahrgerät auf lustige Alternativstimmen umrüsten. So führte uns Bruce Willis mit seiner rauen Art knallhart über die Highways (»Gib Gas, Schweinebacke!«). Chantal wickelte ihre Zuhörer mit französischem Charme ein (»Wir ärraischen dein Ziehl in … Aah, wir aben dein Ziehl ärraischt!«). Und Ali zeigte den Fans von Erkan und Stefan den Weg (»Ey, kommt de krasse U-Törn, kuckst du vor dir!«). Wer hätte gedacht, dass Autofahren ohne Plan (und ohne ADAC-Atlas) so lustig und entspannt sein konnte? Der Weg war das Ziel. Definitiv.