Das waren die 2000er Jahre

Wie Ebay und Google unser Leben veränderten

08.10.2009

4. Ebay: Neues Hobby, in das wir uns reinsteigerten

Irgendwann saß jeder von uns mal am PC und vertickte was: gut erhaltene Babykleidung, originalverpackte Star-Wars-Figuren, antike Stühle. Bei Ebay wurde man einfach alles los. Beim Ausmisten des Kellers oder Speichers ließ sich plötzlich richtig Geld machen. Und wer auf der Suche nach Raritäten war, für die er alle Flohmärkte der Welt abgesucht hatte, wurde hier mit einem Klick fündig. Die seltene Porzellanuntertasse, die vergriffene Jerry-Cotton-Ausgabe, das Vintage-Dior-Kleid? Maximalgebot eintippen, bieten, warten. Selbst Adelstitel, die eigene Jungfräulichkeit oder das freie Tätowierrecht auf dem Rücken des Verkäufers waren im Angebot. Aufgeweckte Hausfrauen hatten als Powerseller fortan den idealen Nebenjob gefunden - inklusive super Verdienstmöglichkeiten, individuellen Arbeitszeiten und ohne meckernden Chef.

Die Regeln des elektronischen Bietens mussten wir uns anfangs erst aneignen. Aber wir lernten schnell. Zum Beispiel, dass man nicht ständig sein Angebot erhöhen musste, sobald man - pling! - überboten wurde. Oder dass sich Profis erst kurz vorm Ende einschalteten. Und außerdem lernten wir noch eins: zu verlieren. Denn meist hieß es ja: »Drei, zwei, eins - seins!« In letzter Sekunde wurde man wieder ausgestochen.

Vor allem aber lernten wir, unser selbst gesetztes Limit nie, wirklich niemals zu überschreiten. Was wir natürlich trotzdem machten - um auch mal den Zuschlag zu erhalten. Als wir dann das gelieferte Paket fünf Tage später in Empfang nahmen, spürten wir den inneren Triumph. Ha! Gewonnen! Ich! Und dass wir für das Zeug einen weit überhöhten Preis gezahlt hatten, war egal. Und zwar völlig. Wenn’s nicht passte, konnten wir es wieder bei Ebay reinstellen - und hoffen, dass ein anderer Freak noch mehr dafür bot.