Ausblick 2009

Wie die wichtigsten Industriesektoren durch die Krise kommen

22.12.2008

Licht und Schatten

Die Chemieindustrie geht mit vollen Lagern und leeren Auftragsbüchern in das Jahr 2009. Wichtige Abnehmerbranchen wie Auto und Bau schwächeln ebenso wie der private Konsum. Dennoch erwartet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) auf sehr hohem Niveau einen vergleichsweise moderaten Produktionsrückgang von 1 Prozent. Bei gleichzeitig leicht sinkenden Rohstoffpreisen werde der Umsatz um 1,5 Prozent schrumpfen, kündigte VCI-Präsident Ulrich Lehner an. 2008 war noch bei stagnierender Produktion ein Umsatzplus von 3 Prozent auf 178,8 Milliarden Euro erzielt worden. Die Stammbelegschaften der Werke sollen gehalten werden. Einziger Wachstumstreiber der deutschen Chemie ist derzeit die von der Konjunktur weitgehend unabhängige Pharma-Industrie, die immer stärker von der Alterung der Gesellschaft profitiert. Ihre Produktion soll auch 2009 um 2,5 Prozent wachsen.

Die Versicherungsbranche spürt zwar die Auswirkungen der Finanzkrise, befürchtet aber keine Geschäftseinbrüche. 2009 dürfte das Beitragsvolumen nach einem Plus von voraussichtlich 1,5 Prozent auf 165,3 Milliarden Euro in diesem Jahr in etwa stagnieren, erwartet der Versicherungsverband GDV. Angesichts des konjunkturellen Umfelds wäre das eine robuste Entwicklung, betonte eine GDV-Sprecherin. "Wir sehen, dass die Versicherung im aktuellen Marktumfeld ein stabilisierendes Element ist." Zwar hat die Börsen-Talfahrt in den vergangenen Monaten auch die Versicherer getroffen, und einige von ihnen mussten die Gewinnerwartungen nach unten korrigieren. Der GDV rechnet aber nicht damit, dass Unternehmen in eine Existenzkrise geraten oder staatliche Hilfen in Anspruch nehmen müssen. Weiter profitieren will die Branche unter anderem vom Bedarf an privater Altersvorsorge - gerade in Krisenzeiten.

Die deutschen Energieversorger halten der Finanzkrise noch wacker stand und bestätigen ihre Investitionsabsichten. Konzerne wie RWE und E.ON profitieren von hohen Stromerlösen, ein Rückgang bei den Großhandelspreisen wird sich nach Einschätzung von Experten erst nach 2009 auswirken. Die Konzerne setzten auf ihre Auslandsaktivitäten und gehen weiter in Richtung Erneuerbare Energien. Die erschwerten Finanzierungsbedingungen bekommen sie jedoch auch zu spüren, geplante Investitionen werden stärker auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft. Auch die Politik beschäftigt die Branche weiter: Ab 2013 müssen gemäß den Klima-Beschlüssen des EU-Gipfels für Kohlekraftwerke Kohlendioxid(CO2)-Zertifikate komplett ersteigert werden.

Die Branche der Anbieter erneuerbarer Energien - bis vor kurzem vom Erfolg verwöhnt - bekommt die Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren. Die Auftragslage der Unternehmen hat sich verschlechtert und ist schwer zu prognostizieren. So musste das Solar-Schwergewicht Q-Cells zuletzt die Prognose senken. Kunden konnten aus Finanzierungsnot nicht mehr so viele Solarzellen abnehmen wie vereinbart. Ins Stocken gerät auch der Bau von Windrädern auf hoher See (Offshore). Die Banken geben nur zögerlich Kredite und fordern von Investoren hohe Eigenkapitalanteile. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat der Branche Hilfe zugesichert und dazu die staatliche Förderbank KfW mit ins Boot geholt. Sie erhöht die Obergrenzen und Laufzeiten für die Förderung.