Web

Wie die Sparkassen ihre IT modernisieren

10.05.2007

Die fachlichen Services entwickelten die Banker indes komplett in der schon seit Jahrzehnten verwendeten Programmiersprache Cobol. Deren Funktionen sind als Web-Services gekapselt und stehen Nutzern über das ebenfalls eigenentwickelte "OSPlus Portal" zur Verfügung. Lediglich für das Portal und die Präsentationsschicht der Architektur setzte das Team auf Java-Anwendungen. "Mit Cobol erreichen wir eine bessere Performance in den Anwendungen", verteidigt Klages den Einsatz der angestaubten Sprache. Eine durchgängige Java-Programmierung hätte zudem mehr Rechenressourcen beansprucht und wäre deshalb für die Kunden, sprich die angeschlossenen Sparkassen, teurer geworden.

SOA oder doch nur Standardsoftware?

Eine Standard-Banking-Software, wie sie etwa die Postbank gemeinsam mit SAP entwickelt hat, schied für die Sparkassen Informatik aus. Einschlägige Systeme habe man evaluiert, so Klage, aber: "Die fachlichen Anforderungen waren nicht ausreichend abgedeckt." Um eine SOA nach der reinen Lehre vieler Protagonisten handelt es sich bei OSPlus nicht. Die Sparkassen Informatik bezeichnet das System als prozessorientierte Standardsoftware für das Retailbanking, "entwickelt nach den modernsten Prinzipien des Software-Engineerings in Komponentenbauweise." Auf State-of-the-Art-Systeme wie eine BPM-Engine (Business-Process-Management), Serviceorchestrierungs-Tools oder Modellierungswerkzeuge für Geschäftsprozesse verzichten die Hessen vorerst. Zukünftig wolle man den Sparkassen noch mehr Flexibilität bieten, um Geschäftsprozesse zu kombinieren, verspricht Klage. In diesem Kontext könnten Prozesse dann auch in der Business Process Execution Language (BPEL) abgebildet werden.

Schon jetzt bringe das neuentwickelte System den Geldinstituten eine Reihe von Vorteilen: "Prozesse lassen sich rascher anpassen, die Softwareentwicklung geht schneller, wenn wiederverwendbare Services genutzt werden", erläutert Klage. Bis Oktober 2008 sollen 74 bayerische Sparkassen als Folge der Fusion mit IZB Soft ebenfalls auf die Kernbankensoftware migrieren. "65 Prozent der Sparkassen werden dann mit OSPlus arbeiten", freut sich Klage. Das entspreche einem Marktanteil von 33 Prozent im deutschen Retailbanking.

Was wird aus Finanz IT?

Nach dem Zusammengehen mit der IZB Soft gibt es in Deutschland neben der Sparkassen Informatik, die vor allem im Süden und Westen aktiv ist, nur noch einen IT-Dienstleister der Sparkassen: die Finanz IT GmbH mit Sitz in Hannover. Dort haben sich die Gesellschafter ebenfalls entschieden, das proprietäre Kernbankensystem abzulösen. Eine Eigenentwicklung kommt für das Führungsgremium aus Kostengründen nicht in Frage, stattdessen nahmen Experten bereits die Core-Banking-Lösungen von SAP und Oracle unter die Lupe. Bislang halten sich die Verantwortlichen alle Optionen offen. Dazu gehört auch eine Fusion mit der Sparkassen Informatik.

Mehr zum Thema Service-orientierte Architekturen finden Sie im SOA-Expertenrat der COMPUTERWOCHE. (wh)