Verlustgeschäft Computer

Wie die Konzerne dennoch überleben

23.08.2010
Nur vom Computerbauen könnten US-Computerbauer kaum mehr leben.

Die Dienstleistungen drumherum bringen das Geld. Nur so konnten Hewlett- Packard und Dell zuletzt satte Gewinne einfahren. Doch es gibt in der Nische auch erfolgreiche Puristen.

IBM baut längst keine PCs mehr, sondern nur noch Server für Unternehmenskunden.
IBM baut längst keine PCs mehr, sondern nur noch Server für Unternehmenskunden.
Foto: IBM

Die Mischung macht's: Heimcomputer, Notebooks, Bildschirme, Drucker, Großrechner für Firmenkunden und das ganze kräftig gewürzt mit jeder Menge Software und Services. Hewlett- Packard verdiente in den vergangenen drei Monaten unterm Strich 1,8 Milliarden Dollar, der halb so große Rivale Dell immerhin 545 Millionen Dollar. Und das, während die Rezession allen Beteiligten noch tief in den Knochen steckt.

Die Strategie gehe auf, frohlockte die vorläufige HP-Chefin Cathie Lesjak am Donnerstag. Was sie damit meinte: Für Abermilliarden hat der für seine Drucker und Heimrechner bekannte Konzern ein Software- und Serviceunternehmen nach dem anderen geschluckt - und macht damit heute fast die Hälfte seines Gewinns. Vor allem während der Krise stützten die zusätzlichen Standbeine HP, als die Computerverkäufe abrupt einbrachen. Denn auch alte Anlagen brauchen Wartung.

IBM hat es vorgemacht: "Big Blue", wie der legendäre US-Konzern ehrfurchtsvoll genannt wird, ist heutzutage mehr eine Beratungsfirma als ein Hersteller von Hardware. Um den ruinösen Dumpingpreisen der asiatischen Billigheimer zu entgehen, schwenkte der Konzern schon vor Urzeiten auf Services und Software um. Heimcomputer stellt IBM gar keine mehr her, nur noch Großrechner für Firmenkunden.

Dell hatte den Trend lange verschlafen. Das Unternehmen war einst weltgrößter Computerhersteller, fiel dann aber hinter HP und den taiwanesischen Rivalen Acer zurück. Zu lange hatten die Texaner daran geglaubt, dass alleine ihr Geschäftsmodell, maßgeschneiderte Computer nur im Versand zu verkaufen, sie unantastbar mache. Mittlerweile hat auch Dell ein starkes Servicegeschäft aufgebaut.

Die Dienstleistungen sind nicht nur krisenfest, sie werfen üblicherweise auch bessere Gewinnspannen ab. Firmenkunden sind eher dazu bereit, hohe Summen dafür hinzublättern, dass Externe ihre Rechenzentren betreiben, das Netzwerk warten oder kaputte Hardware austauschen. Bei der Anschaffung neuer Computer geben sie sich dagegen genauso knauserig wie jeder Privatkunde.

Doch nicht alle in der Branche glauben daran, dass das Allheilmittel in der möglichst breiten Aufstellung liegt. Zu den Verfechtern der reinen Lehre zählt Andreas König, Europachef des Speichersystem-Spezialisten NetApp: "Wenn sie zu stark im Servicegeschäft mitmischen, vergraulen sie sich ganz schnell ihre Partner."

Bei NetApp übernimmt unter anderem die Telekom-Tochter T-Systems die Einrichtung oder Wartung der komplexen Anlagen. T-Systems sitzt vor Ort und pflegt gute Kontakte zu vielen deutschen Firmenkunden. Nur einen kleinen Teil des Servicegeschäfts betreibt NetApp auf eigene Rechnung.

König zeigt aber allerdings durchaus Verständnis dafür, wenn Riesen wie Dell oder HP neue Einnahmequellen suchen. "Mit dem reinen PC-Geschäft kann man nicht überleben, es sei denn, man sitzt in China." NetApp genießt den Vorteil des Nischenanbieters. Die Speichersysteme der Kalifornier verkaufen sich blendend, weil die Datenmengen stetig steigen.

Im vergangenen Quartal verdreifachte sich der Gewinn beinahe auf unterm Strich 142 Millionen Dollar. Damit lag der Gewinn von NetApp bei satten zwölf Prozent vom Umsatz. Zum Vergleich: HP kam auf knapp sechs Prozent, Dell nicht einmal auf vier Prozent. "Nicht jeder kann eine IBM sein", sagt König. "Big Blue" ist das Maß der Dinge mit einer Marge von zuletzt 14 Prozent. (dpa/tc)