Best-Practice-Beispiele

Wie die IT grün wird

11.11.2010
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Geothermie

Natur nutzen, um Natur zu schützen - dieser Ansatz lässt sich mit Geothermie verfolgen. Die Delta plus Datensysteme GmbH hat es mit dem Projekt "GeoCool" eindrucksvoll bewiesen. Geothermie ist nicht nur für die klassische Tiefengeothermie relevant. Vielmehr soll bei diesem Verfahren die konstante Temperatur des Grundwassers herangezogen werden.

Das in Erdtiefen von bis zu 120 Metern vorhandene Grundwasser hat eine Temperatur von 14 bis 16 Grad Celsius, die keinen jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt. Durch spezielle Erdsondenbohrungen, die - so Delta plus - technisch meist unproblematisch sind, lässt sich das temperierte Grundwasser zur Kühlung von Rechenzentren nutzen.

Mit der GeoCool-Lösung werden an die Server-Schränke spezielle Wärmetausch-Module angeflanscht. Über diese lässt sich die aufbereitete Kühlluft gezielt den Servern und der IT-Infrastruktur zuführen. Die IT-Gerätschaft kommt bei diesem Vorgehen nicht mit wasserführenden Komponenten in Kontakt, was im Havariefall, etwa einer Leckage oder anderen Problemen, natürlich von Vorteil ist.

Strom wird bei diesem Verfahren auf die Versorgung der Umwälzpumpen reduziert, die den Wasserfluss in den Zu- und Ableitungen aufrechterhalten müssen. Außerdem benötigen geregelte Ventilatoren für die gezielte Steuerung der Kühlluft Energie.

In einem Pilotprojekt konnte - so behauptet Delta plus - mit dieser Lösung ein PUE-Wert (Power Usage Effectiveness) von 1,05 erzielt werden. Nun sind PUE-Messungen von vielen Faktoren abhängig, die ein Ergebnis massiv beeinflussen können. PUE-Werte können also auch in Maßen irreführend sein. Sollte der angegebene Wert von 1,05 PUE stimmen, würde das eindrucksvoll die Potenziale der geothermischen Kühlungsvariante für Rechenzentren beweisen.

Nach ersten Hochrechnungen könnte mit diesem Verfahren eine Stromersparnis von über 90 Prozent realisierbar sein. Der Betrieb eines geothermisch gekühlten Data Centers ist zudem fast geräuschlos, die Wartungsanfälligkeit niedrig und Grundwasser - normalerweise - ausreichend verfügbar.

Wie energieeffizient solch eine Lösung ist, hat auch die Retarus GmbH erfahren dürfen. Das Unternehmen nutzt für die Klimatisierung seines Hauptrechenzentrums die Option, mit Grundwasser zu kühlen. Retarus weist darauf hin, dass bei dem Geothermie-Verfahren der Einsatz von klimaschädlichen Kühlmitteln vermieden wird. Das Unternehmen kann einen um zwei Drittel gesunkenen Stromverbrauch vermelden.

Zudem gewinnt Retarus den für die Grundwasserpumpe sowie die Umluftkühlgeräte benötigten Strom aus regenerativer Energieerzeugung (Wasserkraft). Die Kühlung und Energieversorgung seines Rechenzentrums gestaltet Retarus so nach eigenen Worten völlig CO2-neutral.

Virtualisierung

Das Konzept der Virtualisierung von Systemen verschiedener Hierarchieebenen (Server, Storage, Clients) wurde - insbesondere auch in der Computerwoche - immer wieder beschrieben. Die Effekte sowohl monetärer wie ökologischer Art sind mittlerweile allseits anerkannt und gängige Praxis in ITK-Szenarien. Auch die Teilnehmer des Green IT-Best-Practice-Awards nutzen Virtualisierungskonzepte vielfältig. Der Versicherungskonzern Generali etwa hat die Zahl seiner physischen Intel-Server durch Virtualisierung um 40 Prozent reduziert. Die Igel Technology GmbH konnte durch ein Projekt, das die Vorteile der Server- und Desktop-Virtualisierung mit einem Thin-Client-Konzept verbindet, den Stromverbrauch um über 40 Prozent verringern. Auch die Plattform Immobilienscout 24 hat trotz steigender Zahl der Server mittels Virtualisierung den Energiebedarf um 25 Prozent senken können.

Wie viel Geld man mit Virtualisierungstechniken spart, weiß wohl keiner besser als das Jury-Mitglied Thomas Schott. Der Leiter IT bei der Rehau AG & Co. gehört nicht nur zu den wenigen IT-Chefs, die den Energieverbrauch ihrer IT schon sehr früh konsequent gemessen haben - im Fall von Rehau schon vor 18 Jahren. Schott weiß auch, wie viel Geld man mit Virtualisierung sparen kann.

Sein IT-Team hat 170 Windows-Linux-Server virtualisiert und dann laut Schott "rund 600.000 Euro an Fremdkosten gespart, also an weiteren Investition, Wartungskosten etc." Zudem habe Rehau so die Personalkosten halbiert. Ferner vollzog der IT-Mann schon vor über einem Jahr die Virtualisierung der gesamten SAP-Landschaft auf Intel-Blade-Systeme. Zuvor waren HP-"Superdomes" und IBM-"Power"-Systeme im Einsatz. "Wir sparen heute bedeutend bei der Anschaffung und im Betrieb." Mit der Desktop-Virtualisierung soll nun die Effizienz weiter erhöht werden.