Best-Practice-Beispiele

Wie die IT grün wird

11.11.2010
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Bei schlechter Außenluft wird wieder herkömmlich gekühlt

Ein großes Problem der Freikühlung ist die Verschmutzung der Außenluft. Dieses Faktum wird dann kritisch, wenn es keine Trennung mehr zwischen Innen- und Außenluft gibt. Negativen Einfluss hat vor allem Qualmentwicklung. Sie kann bei Bränden auf der Straße eintreten oder aus einem Nebengebäude kommen. Auch zu viel Staub wirkt sich negativ aus. Treten solche Umstände ein, muss gesichert sein, dass Außenluft sofort nicht mehr angesaugt und auf die herkömmliche Kühlung umgeschaltet wird.

Strato hat hierzu die Luftqualität untersucht. Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Beim Freie-Kühlungs-Verfahren muss die Außenluft statt mit normalerweise genutzten Filtern der Klasse G4 mit solchen der Klasse F7 gereinigt werden.

Laut Definition dienen Filter der Klasse G3 und G4 unter anderem für die Klima- und Lüftungstechnik zur Feinstaubabscheidung, zur Vorfilterung für Schwebstofffilter oder als Vorfilter in der Stahl- und Hüttenindustrie. Ein anderes Kaliber sind Filter der Klasse F7: Sie kommen zum Einsatz, wenn es gilt, die Feinstaubfilterung in klimatechnischen Systemen mit sehr hoher Luftreinheit sicherzustellen, etwa als Zuluftfilter für hochwertige Montageräume, Schaltanlagen oder bei der Lebensmittelerzeugung. Sie dienen auch als Vorfilter für Reinraumanlagen in der pharmazeutischen Industrie sowie in Sterilisations- und OP-Räumen.

Sogar das Bauamt kommt bei Freie-Kühlungs-Projekten ab und an ins Spiel: Dann nämlich, wenn - wie bei Strato - die Fassade des Rechenzentrums verändert werden muss.

In Wohngebieten müssen Klimaschränke leise arbeiten

Die Lage spitzt sich weiter zu, wenn das Data Center in einem Wohngebiet (baurechtlich als Mischgebiet bezeichnet) steht. Wer sein Data Center hier frei kühlen will, muss dafür Sorge tragen, dass die Lärmemission der Klimaschränke die Umgebung "nicht wesentlich stört". Strato musste also Schalldämpfer in die Klimaschränke einbauen.

Vergleichbare Erfahrungen machten die Betreiber des Rechenzentrums Nord des am 3. Juni 2012 zu eröffnenden Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg International (BBI). Sie haben sich ebenfalls am GreenIT-Best-Practice-Award beteiligt. Das RZ-Nord nutzt eine hybride, indirekte freie Kühlung. Kaltwassersätze auf dem Dach beinhalten ein so genanntes Free Cooling System, das automatisch geregelt wird und die maschinelle Kühlung unterstützt. Auch bei den Hauptstädtern ist Lärmemission ein Thema. Deshalb sind die Kaltwassersätze in "Low-Noise"-Bauweise ausgelegt. Sie besitzen einen Schalldruckpegel von 55,1 dB(A) in fünf Metern. Das kann sich hören lassen.

Einen weiteren Stein legt das Mietrecht ökologisch denkenden IT-Managern in den Weg: Der Vermieter - technisch ausgedrückt der Gebäudeträger - muss den mit einer freien Kühlung verbundenen Maßnahmen zustimmen. Für Strato bedeutete das, eine Rückbauverpflichtung für den Fall der Kündigung zu unterschreiben.