Wie die IT das Geschäft fördern kann

07.02.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Innovation und Business Transition waren das Thema der jüngsten "Handelsblatt-Konferenz".

Etwa 300 Teilnehmer waren der Einladung des Veranstalters Euroforum nach Berlin gefolgt. Die "Handelsblatt-Konferenz" zum Thema "Strategisches IT-Management" stand unter dem Motto: "Business Innovation und Transformation". Peter Sondergaard, Senior Vice President Gartner Research, schilderte die Bedingungen, unter denen die IT einen Beitrag zu unternehmerischen Innovationen liefern muss. Mehr denn je hänge der Geschäftserfolg von der Effektivität der IT ab, sagte er. Nur mit einer "agilen" IT seien die Unternehmen in der Lage, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren, sie zu antizipieren oder sogar mitzugestalten.

Am besten zwei Budgets

Eigentlich sollte jeder CIO für dieses Jahr zwei Budgetplanungen gemacht haben: eine "öffentliche" für eine positive Konjunkurentwicklung und eine quasi vertrauliche für den nicht ganz unwahrscheinlichen Fall einer Rezession.

Eine Vorstellung davon, wie die IT dem Geschäft auf die Sprünge helfen kann, vermittelten die Praxisbeiträge des Kongresses. Ludolf Luehmann, CIO der Shell Gas & Power International BV, beschrieb beispielsweise, wie sich der Umbau der ERP-Landschaft auf die Beziehung zwischen IT und Business ausgewirkt habe. Erst durch diese Flurbereinigung sei die IT in der Lage, eine tragende Rolle bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu spielen, versicherte der Shell-CIO. Das dafür notwendige Vertrauensverhältnis mit dem Business lasse sich nur durch zuverlässiges und kostengünstiges Bereitstellen von Services schaffen.

Peter Blatter, Vorstandsmitglied der Citibank Privatkunden AG, erzählte dem Auditorium, was "artgerechtes Banking" bedeutet: Der Kunde müsse als emotionales Wesen akzeptiert werden, forderte der Bank-Manager. Ein CRM-System sei lediglich eine Verwaltungsplattform, die gute Beziehung zum Kunden beginne jenseits davon. Dazu zählt Blatter unter anderem ein personalisiertes Online-Banking-Portal und virtuelle Beratung in den Filialen. Nicht zu unterschätzen sei die Wirkung expliziter Sicherheitsgarantien für das Online-Banking - ungeachtet der Tatsache, dass die Banken vom Gesetzgeber ohnehin dazu verpflichtet seien.

Was er unter einem geschäftsorientierten IT-Management versteht, schilderte Detlev Ruland, CIO des Energieversorgers RWE. Er empfahl den Zuhörern dringend, den Schwerpunkt ihrer Budgets von der Run- auf die Change-Seite zu verlagern. Der CIO müsse quasi das Getriebe für das Alignment sein - schon aus Eigeninteresse. "Wenn wir das nicht hinbekommen, sind wir irgendwann nur noch für die Infrastruktur verantwortlich", prophezeite Ruland.

Die entscheidende Frage sei die, ob die Unternehmen mehr Umsatz wegen oder trotz der IT machen, erinnerte Hanno Petersen, Vorstandsmitglied des Versicherungsunternehmens Arag AG, die anwesenden IT-Chefs. Als ein Beispiel dafür, wie die IT den Umsatz fördern kann, nannte er Online-Multiplikatorenprogramme wie die Arag-eigene Site www.kann-ich-empfehlen.de.

Eine wesentliche Rolle spiele die IT beim Erfolgskriterium Time-to-Market, so der Arag-Vorstand weiter. Hilfreich sei hier die Service-orientierte Architektur (SOA) der Arag. Sie bilde quasi ein "Hochregallager" für neue Produkte.

Dass eine erfolgreiche IT wie ein Business geführt werden sollte, rief Karl-Erich Probst, Leiter der Group IT bei BMW, dem Auditorium ins Gedächtnis. Deshalb verkündete er gleich zwei Wahlsprüche: "Business drives IT" und "Run IT like a Business".

Die Bestandsaufnahme der "Ist-Bebauung", die Definition der Business-Anforderungen sowie die Entwicklung von Innovationen aus Business und IT - diese drei Elemente bilden, so Probst, einen Kreislauf, den in Schwung zu halten eine der wichtigsten Aufgaben des CIO sei. Am meisten zu schaffen mache ihm dabei die Feststellung des Status quo in der IT. Umso wichtiger sei es, die Architektur gezielt zu entrümpeln, beispielsweise durch ein systematisches "Application-Retirement"-Programm.

Projekt zahlte sich sofort aus

Josef Richter, CIO der Hugo Boss AG, stellte das Projekt "Columbus" vor. Der Textilhersteller hat nicht nur eine neue SAP-Software eingeführt, sondern auch seine "strategischen Leitplanken", seine IT-Infrastruktur und seine Prozesse komplett überarbeitet - offenbar mit Erfolg: Beispielsweise wuchs der Umsatz auf das Anderthalbfache, der Profit nahm sogar um vier Fünftel zu, berichtete der IT-Chef. Das über dreieinhalb Jahre laufende Projekt habe sich nach seinem Abschluss schon refinanziert. (qua)