Strategien


Bain analysiert 5 Dimensionen

Wie das Unternehmen 2027 aussieht

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
2027 wird es in erfolgreichen Firmen einen innovativen Bereich separat vom Kerngeschäft geben, Mitarbeiterrollen sind dann wichtiger als klassische Manager. Anhand von zentralen Entwicklungen gibt Bain fünf Tipps, wie sich Unternehmen für den Wandel rüsten können.
  • Digitale Transformation, Entwicklungen auf der Kapitalseite, veränderte Ansprüche von Mitarbeitern und neues Führungsverhalten sorgen für Veränderungszwang
  • Primat des Shareholder Value wird überwunden
  • Kunden, Mitarbeiter und Produkte rücken in den Mittelpunkt
  • Größe muss mit Kundennähe und Tempo kombiniert werden
  • Anwender müssen Mikroschlachten gewinnen
Die Grafik, wie junge Weltunternehmen den Spagat zwischen Größe und Kundennähe meistern. Früher galt diese Übung als nahezu unmöglich.
Die Grafik, wie junge Weltunternehmen den Spagat zwischen Größe und Kundennähe meistern. Früher galt diese Übung als nahezu unmöglich.
Foto: Bain

Die Firma der Zukunft wird anders aussehen, als sie es heute tut. Davon schwer überzeugt sind James Allen, James Root und Andrew Schwedel, die gemeinsam das Bain Insights Forum des Beratungshauses Bain leiten. In einem Artikel auf www.bain.com erläutert das Trio, wie es sich die Unternehmenswelt in zehn Jahren vorstellt. Skizziert werden Veränderungen auf einer Hand voll Ebenen - verbunden mit fünf Anregungen für Führungskräfte, die den Wandel gestalten wollen.

Tief greifendster Paradigmawechsel seit den 1970ern

Selbstverständlich ist die digitale Transformation ein zentrales Merkmal der von Bain prognostizierten Veränderungen. Aber sie steht keinesfalls alleine im Mittelpunkt. Für Dynamik und Veränderungszwang sorgen auch Entwicklungen auf der Kapitalseite, veränderte Ansprüche von Mitarbeitern und Aspekte der FührungFührung selbst. Auf den Punkt bringen lässt sich das, was anders wird, nur ex negativo: Vorüber gehen wird jene Ära, in der sich Firmen primär am Shareholder Value orientierten. Dieses seit einigen Jahrzehnten vorherrschende Paradigma wird nach Bains Einschätzung abgelöst; entsprechend finde bis 2027 die tief greifendste Veränderung seit den 1970er-Jahren statt. Alles zu Führung auf CIO.de

In skeptischen respektive konservativen Gemütern wird es nun schon etwas grummeln. Die Autoren beruhigen durch eine relativierende Zuspitzung ihrer Kernthese. "Die grundsätzlichen strategischen Ziele werden sich nicht verändern", schreibt das Trio. "Firmen werden auch in Zukunft Gewinne einfahren, indem sie eine niedrigere oder bessere Kostensituation erreichen, ein der Konkurrenz überlegenes Kundenerlebnis liefern oder einen Industriestandard kontrollieren. Aber anders aussehen wird nahezu jedes Element, wie Firmen diese strategischen Ziele erreichen."

Shareholder Value verliert dominante Rolle

Bain weist darauf hin, dass der Primat des Shareholder Value keineswegs ein immerwährendes Kennzeichen der Unternehmenswelt darstellt, sondern erst in der jüngsten Phase des Zeitalters seit Beginn der Industriellen Revolution prägend wurde.

Unter Druck geraten sei der Primat nun durch eine Reihe von Entwicklungen. Die DigitalisierungDigitalisierung und Service-Orientierung etwa habe Geschwindigkeit zu einem immer wichtigeren Faktor gemacht; im Überfluss vorhandenes Kapital sorge dafür, dass Talent und Ideen mittlerweile die eigentlich knappen Ressourcen sind. In vielen Branchen können sich laut Analyse nur noch ein oder zwei Firmen behaupten. Zudem habe der kurzfristige Fokus des Shareholder Value dazu geführt, dass notwendige langfristige Investitionen zu häufig ausgeblieben seien. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Die Analysten betonen ferner ein spezifisches Spannungsfeld. Derzeit seien viele Firmen gefangen in einem "resource-allocation doom loop" - einem Beharrungsteufelskreis, der zu einem sich ständig wiederholenden Ressourceneinsatz nach einmal eingeübtem Muster zwingt. So ist laut Bain zwar Raum für kleinere Fortschritte vorhanden, aber eben nicht für Reaktionen auf neue Wettbewerbssituationen oder auf neue Kundenbedürfnisse.

Kunden, Mitarbeiter und Produkte in den Mittelpunkt rücken

Zugleich seien aber viele jüngere Mitarbeiter immer häufiger skeptisch gegenüber den tradierten Karrierewegen. Diese junge Generation wolle, so Bain, für Firmen arbeiten, die neben Profiten noch andere, höhere Werte verfolgen. "CEOs sind für diese Erwägungen mittlerweile sensibel geworden", heißt es in der Analyse.

Gespräche mit Vorstandschefs landeten schnell bei der Frage, wie Mitarbeiter engagiert und inspiriert werden können - und zwar mit der Vision, einen Unterschied in der Welt auszumachen. Bain zitiert Jack Welch, ehemaliger Chef von General Electric und Urgestein der jetzt zur Neige gehenden Ära: "Shareholder Value ist ein Ergebnis, keine Strategie." Welch empfiehlt, Kunden, Mitarbeiter und eigene Produkte in deren Mittelpunkt zu rücken.

Fünf Kennzeichen des Unternehmens 2027

Die konkreten Unterschiede einer Firma 2027 zu jener von heute beschreibt Bain anhand von fünf Merkmalen:

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