Unternehmen benötigen eine digitale Strategie, die ihren Mitarbeitern die Arbeit wesentlich erleichtert. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Digitalisierung von Workflows. Lernen Sie hier Konzepte kennen, die den Menschen in den Fokus nehmen.

Smart Manufacturing

Wie das Internet of Things zum Internet of Services wird

21.07.2020
Die digitale Transformation bestimmt auch die Zukunft der Fertigung. Dafür muss aber erst zusammenwachsen, was zusammengehört: IT und OT. Plattformen wie die von ServiceNow können dafür als eine Art digitaler Klebstoff dienen.
Das Internet der Dinge ermöglicht eine neue Art Optimierung der Wertschöpfungsketten. Damit entsteht ein ganzes Produktportfolio rund um ein existierendes „Core-Produkt“.
Das Internet der Dinge ermöglicht eine neue Art Optimierung der Wertschöpfungsketten. Damit entsteht ein ganzes Produktportfolio rund um ein existierendes „Core-Produkt“.
Foto: Gorodenkoff - shutterstock.com

Der gute alte Spruch von Heraklit, dass "nichts so beständig ist wieder Wandel", gilt in Zeiten der Digitalisierung ganz besonders. Die Transformation hat alle Bereiche der Wirtschaft erfasst und vor allem produzierende Unternehmen, die sich dem Wandel verweigern, sind zum Scheitern verurteilt. Ebenso wie jene, die hoffen, mit Silodenken oder internen Insellösungen die längst losgebrochene digitale Revolution aussitzen zu können, die der Beginn von Industrie 4.0 war.

War der Fortschritt in der industriellen Produktion in den letzten fünf Jahrzehnten linear, erweist sich der Weg zu Industrie 4.0 zunehmend als disruptiv. Der Fokus liegt dabei einerseits auf der Digitalisierung bis dato analoger Prozesse und Techniken, andererseits auf der Veränderung der Charakteristik der Geschäftsmodelle. Industriell hergestellte Produkte werden immer als Kombination aus dem Produkt selbst (Hardware) und einer darauf abgestimmten Dienstleistung (Service) angeboten.

Die Rolle der IT in der Industrie 4.0

Der Branchenverband Bitkom kommt in einer Studie zur Rolle der IT in dieser Gemengelage zum Schluss, dass Industrie 4.0 nicht weniger als ein "volkswirtschaftlicher Gamechanger" sei, mit enormen Auswirkungen auf die globalen Wirtschaftszusammenhänge. Insbesondere Unternehmen, die ihre Daten beherrschten, hätten ein gewaltiges Potenzial. Dabei zählt vor allem der Faktor Zeit. Denn die aktuellen Marktveränderungen ereignen sich mit bisher nie gekanntem Tempo und - was bisherige Marktführer vor ernste Probleme stellt - werden von branchenfremden Startups mit enormer Wucht vorangetrieben.

Bereits 2013 sah der Digitalverband Bitkom voraus, dass das Internet der Dinge ein Internet der Dienste erschaffen würde.
Bereits 2013 sah der Digitalverband Bitkom voraus, dass das Internet der Dinge ein Internet der Dienste erschaffen würde.
Foto: Bitkom

Industrie 4.0 hat das disruptive Potenzial, die althergebrachten, oftmals verengt auf nur ein Kernprodukt ausgerichteten Geschäftsmodelle, massiv zu erweitern. Maschinen wie auch Produkte sind heute allgegenwärtig mit Software ausgestattet und können über Kommunikationsfunktionen mit dem Internet vernetzt werden. Das so entstehende Internet of Things (IoT) ermöglicht ein neues Level bei der Optimierung der Wertschöpfungsketten - es entsteht ein ganzes Produktportfolio rund um das existierende "Core-Produkt".

Der IT kommt in der Industrie 4.0 die Rolle eines Brandbeschleunigers zu, der die Wertschöpfungsprozesse anfeuert. Und zwar mit Intelligenz. So umfasst Industrie 4.0 nicht nur intelligente Produkte, sondern auch intelligente Logistik, intelligente Energie und vieles mehr. Dabei spielt die Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) und selbstlernenden Systemen eine zentrale Rolle.

Ohne Intelligenz aller Orten geht nichts

Detlef Krause, Area Vice President Germany ServiceNow, sieht in der engen Verknüpfung von IT und OT (Operations Technology) den Schlüssel für zukunftsfähige Produktionsbedingungen, die sich in einer globalen Welt völlig unabhängig von Lohndiskussionen und der Verfügbarkeit von Arbeitskraft machen: "Die bislang streng getrennten Produktionsinseln mit ihren komplexen Industrieanwendungen (OT) und klassische IT-Landschaften (IT) müssen im Eiltempo zusammenwachsen."

Detlef Krause, ServiceNow: „Die bislang streng getrennten Produktionsinseln mit ihren komplexen Industrieanwendungen (OT) und klassische IT-Landschaften (IT) müssen im Eiltempo zusammenwachsen.“
Detlef Krause, ServiceNow: „Die bislang streng getrennten Produktionsinseln mit ihren komplexen Industrieanwendungen (OT) und klassische IT-Landschaften (IT) müssen im Eiltempo zusammenwachsen.“
Foto: ServiceNow

Der Hintergrund: OT, also die operativen Technologien (Hardware und Software, die die Leistung physischer Geräte überwachen und kontrollieren), wurden in der Vergangenheit lediglich in Bereichen wie Industriesteueranlagen verwendet und anders als im IT-Sektor war die Betriebstechnik für diese Anlagen eben noch nicht mit Netzwerken verbunden.

Für das von Krause gewünschte Zusammenwachsen braucht es allerdings eine gemeinsame Basis. ServiceNow, der US-amerikanische Marktführer im Bereich Digital Workflow-Plattformen, bietet in diesem Zusammenhang mit seiner Now Platform einen echten Problemlöser an. Viele existierende, als System of Record konfigurierte Plattformen können zwar Prozesse abbilden, auch wenn sie als Informationsspeichersysteme eher statisch und inaktiv sind. Im Gegensatz dazu ist die Now-Plattform als System of Action eindeutig auf Interaktion und Integration ausgelegt.

Siemens und GE automatisieren ihre IT

Das schafft gerade bei der Fertigungsindustrie neue Optionen. Denn die Voraussetzung für die Automatisierung der OT ist eine hochgradige Automatisierung innerhalb der IT. Der Global Player Siemens ist diesen Schritt bereits gegangen. Mit der Now Platform konnten bereits 98 Prozent der globalen IT-Prozesse automatisiert werden. Ein ehemals hochkomplexer, von manuellen Arbeitsaufwänden geprägter Ansatz wurde damit stark vereinfacht, Kosten gesenkt und die Effizienz der globalen IT erhöht. Dr. Matthias Egelhaaf, Program Director Siemens, ist davon überzeugt, mit der Now Platform "die Geschäftsgeschwindigkeit über die IT hinaus zu erhöhen."

Auch General Electrics, das weltgrößte digitale Industrieunternehmen, betrachtet eine automatisierte IT als Grundlage für eine Optimierung seiner Produktionsprozesse. GE nutzt mittlerweile die ServiceNow-Plattform als ein ubiquitäres ITSM-System für alle Sparten weltweit. Nicht mehr die (vorher bereits genutzte) Plattform wurde angepasst, sondern die Prozesse. Mit durchschlagendem Erfolg und Kosteneinsparungen in Höhe von 7 Millionen US-Dollar pro Jahr.

Dave Wright: "Eine Betriebsbeschreibung lässt sich so digitalisieren, dass dadurch ein digitaler Zwilling entsteht.“
Dave Wright: "Eine Betriebsbeschreibung lässt sich so digitalisieren, dass dadurch ein digitaler Zwilling entsteht.“
Foto: ServiceNow

Damit wird dafür gesorgt, dass nicht nur die Daten, sondern auch die Workflows der einzelnen Bereiche wie etwa Produktion, Entwicklung, Marketing, Logistik, Kundendienst und natürlich IT ohne Silogrenzen ineinandergreifen. Um all das zu orchestrieren, zu managen und zu steuern, braucht es allerdings eine übergreifende Plattform wie die von ServiceNow. Die Now Platform ist eng mit der Infrastruktur eines Unternehmens verzahnt und darauf vorbereitet, für die produzierende Industrie wichtige Features wie vorausschauende Datenanalyse (Predictive Analytics) bzw. Wartung (Predictive Maintenance) zu unterstützen - und natürlich auch das Internet der Dinge.

IoT - Prozesse - Services

IoT-Komponenten sind auf der Now Platform insofern gut aufgehoben, als das IoT nur auf den ersten Blick nur auf vernetzte Geräte beschränkt ist. Das Feld sollte weiter gefasst werden und dabei auch die Prozesse mit in den Fokus der Betrachtung rücken. Dave Wright, Chief Innovation Officer von ServiceNow, sieht zunächst in der digitalen Transformation manueller Prozesse ein großes Potenzial: „Wir werden in der Lage sein, den Zustand und die Leistung der angeschlossenen OT-Anlagen zu sehen, und wir werden von überall aus über mobile Schnittstellen auf diese Daten zugreifen können“, sagt Wright.

Aus diesem Grund arbeitet ServiceNow aktuell daran, mit dem nächsten Release der Now Platform die IoT Connected Operations offiziell vorzustellen, die bereits bei Pilotkunden im Einsatz sind. Damit lassen sich IoT-Daten aus verschiedenen Quellen auf der Now Platform mit den all den anderen Services des Anwenderunternehmens verknüpfen, um daraus Workflows zu orchestrieren.

ServiceNow wird es Unternehmen auch ermöglichen, den digitalen Zwilling eines Systems über ein Konfigurationssystem aufzubauen. "Sie können praktisch eine Betriebsbeschreibung nehmen und diese digitalisieren, sodass Sie alle Betriebsparameter in einem digitalen System haben", sagt Dave Wright. Über die Rules Engine ließe sich dann bestimmen, was passieren soll, wenn einzelne Parameter einen bestimmten Wert erreichen. Auf dieser Basis ließen sich dann zum Beispiel ereignis- oder nutzungsbasierte Wartungspläne für Industrieanlagen erstellen und das Wartungspersonal steuern. Was wiederum im besten Sinne Aktivitäten sind, die Teile von vermarktbaren Services sein können.