Bezahlen im Internet

Wie das Geld zum Händler kommt

20.05.2005
Von 
Senior Communication Managerin bei der Content Marketing Agentur Evernine

"Made in Germany" ist dagegen die Lösung Click2pay aus dem Hause Wire Card AG mit Sitz in Grasbrunn bei München. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Echtzeit-Zahlungsabwicklungssysteme mit integriertem Risiko-Management sowie Call-Center- und Kommunikationslösungen. Die Angebotspalette reicht von Standardlösungen für kleinere Anbieter bis hin zu branchenspezifischen Finanz-Management-Lösungen für Großunternehmen. Wire Card verarbeitet eigenen Angaben zufolge täglich Hunderttausende von Zahlungstransaktionen über Karten oder elektronische Lastschrift. 2000 Händler zählen zum Kundenkreis.

Wire Card unterstützt derzeit 80 internationale Bezahlverfahren in 180 Währungen. Wer sich bei Click2pay registriert, kann mit seinem Konto bei allen Online-Händlern einkaufen, die an das System angeschlossen sind.

Die Funktionsweise: Der Endkunde muss sich vor der Nutzung einmal mit seinen Konto- oder Kreditkartendaten bei Click2pay registrieren. Dabei sorgen Nummer und Passwort der virtuellen Karte sowie die E-Mail-Adresse des Kunden für die nötige Sicherheit - auch für den Händler.

Auch centweise Abrechnung lohnt

Diese Lösung ist nach Meinung des Anbieters vor allem für diejenigen Geschäftsmodelle tauglich, die mit Abos funktionieren oder bei Wiederholungseinkäufen, beispielsweise DVD-Verleih, Partnerbörsen oder Wettbüros. Aber auch am riesigen Markt der Online-Auktionen, allen voran bei Ebay, will Wire Card teilhaben.

Doch auch das Geschäft mit Cent-Beträgen ist integrierbar. "Unsere Lösung unterstützt auch Micro-Payment, beispielsweise für Downloads oder Zeitungsartikel", sagt Braun. Gerade im Micropayment-Bereich ist in nächster Zeit einiges zu holen, denn laut dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) geht "die Zeit der Kostenlos-Kultur im Internet zu Ende, gleichzeitig steigt die Qualität der Angebote", so der Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Er zitiert eine Studie des European Information Technology Observatory (EITO), derzufolge der deutsche Download-Markt, in dem online verfügbare Musik, Spiele, Videos, Texte und Bilder für Privatanwender zusammengefasst werden, in diesem Jahr um 137 Prozent auf 484 Millionen Euro zulegen soll.

Verbraucher kaufen mehr im Web

Nach einem Plus von 105 Prozent im Jahr 2004 beschleunige sich das Wachstum damit "auf sehr hohem Niveau". Bereits in zwei Jahren soll der Markt ein Volumen von deutlich mehr als einer Milliarde Euro erreichen. "Die Bereitschaft, im Internet Geld auszugeben, ist in den Privathaushalten deutlich gestiegen", kommentiert Rohleder die Ergebnisse der Studie.

Im Micropayment-Bereich gibt es zahlreiche Anbieter - mit unterschiedlichen Angeboten, darunter das System "T-Pay" der Telekom, mit dem Einkäufe per Telefonrechnung bezahlt werden.

Marktführer ist hierzulande laut den Marktforschern von Fittkau & Maaß die Firstgate AG mit der Lösung Click@Buy, die seit rund vier Jahren auf dem Markt ist. Nach der Registrierung kann der Nutzer derzeit bei mehr als 3000 Anbietern weltweit bezahlen. Firstgate zählt rund dreieinhalb Millionen registrierte Nutzer. Bei Firstgate kann per Lastschrift, Kreditkarte, Rechnung oder auch im Prepaid-Verfahren gezahlt werden.

Bei der Einstufung der Händler in das Preismodell unterscheidet Firstgate zwischen den Konditionen für Basic-Accounts und Premium-Accounts: Beim Basic-Account sind Verkäufe bis maximal zehn Euro möglich. Die einmalige Anmeldegebühr kostet knapp 50 Euro, der Grundpreis für Nutzung und Dienstleistungen beläuft sich auf fünf Euro pro Monat. Anhand der monatlichen Umsätze werden außerdem noch Provisionen fällig: Sie liegen zwischen sieben und 35 Prozent.

Laut Heng von der Deutschen Bank gibt es heute über 100 innovative Zahlungssysteme. Langfristig jedoch hätten "weniger als drei" davon eine Überlebenschance. Die Crux liege in der Zersplitterung der E-Payment-Szene. "Verkäufer zögern, in die Infrastruktur von Bezahlsystemen zu investieren, die bislang nur wenige Käufer nutzen. Gleichzeitig entscheiden sich nur wenige Käufer für Lösungen, die nur vereinzelte Verkäufer einsetzen", beschreibt Heng den Status quo. (uk)

Heide Witte, freie Journalistin in München.