Daimler kooperiert mit Visa

Wie das Auto Zahlungsmittel wird

11.11.2021
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Aus dem Auto heraus bezahlen? Diese Form des E-Commerce wollen Daimler und Visa ab Frühjahr 2022 im Rahmen einer globalen Technologie-Partnerschaft realisieren. Per 2FA wird das Auto zum Payment Device.
Um E-Commerce nahtlos und komfortabel ins Auto zu integrieren, sind Daimler Mobility und Visa eine globale Technologie-Partnerschaft eingegangen.
Um E-Commerce nahtlos und komfortabel ins Auto zu integrieren, sind Daimler Mobility und Visa eine globale Technologie-Partnerschaft eingegangen.
Foto: Daimler Mobility AG

Waren und Services direkt über das Auto per Fingerabdruck bezahlen? Ab Frühjahr 2022 sollen das Kunden von Mercedes-Benz in Europa mit Hilfe der "Delegated Authentication"-Technologie von Visa können. Um dies zu realisieren, schlossen die Daimler Mobility AG - ein auf Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen spezialisierter Geschäftszweig der Daimler AG - und Visa eine globale Technologie-Partnerschaft ab. Gemeinsam wollen die beiden Partner künftig "native" In-Car-Payments ermöglichen.

In-Car-Payment: Für Mercedes-Fahrer ein alter Hut

In-Car-Payment per se ist für Mercedes-Kunden nichts Neues mehr. Seit März 2021 können sie über den Service "Fuel &Pay" bereits kontaktlos aus dem Auto heraus an der Zapfsäule bezahlen. Dies funktioniert wahlweise über das Infotainment-System MBUX oder die Mercedes me App, wenn diese mit dem Fahrzeug gekoppelt ist.

Kontaktlose Tankabwicklung: Der Mercedes-Me-Dienst „Fuel & Pay“ für digitales Bezahlen an der Zapfsäule. Mercedes-me-Nutzer können über den Dienst digital bezahlen – ganz ohne Gang in die Tankstelle oder Kartenzahlung am Automaten.
Kontaktlose Tankabwicklung: Der Mercedes-Me-Dienst „Fuel & Pay“ für digitales Bezahlen an der Zapfsäule. Mercedes-me-Nutzer können über den Dienst digital bezahlen – ganz ohne Gang in die Tankstelle oder Kartenzahlung am Automaten.
Foto: Daimler AG

Jetzt wollen Visa und Daimler noch einen Schritt weitergehen. Beim künftigen In-Car-Payment sollen die Kunden eine Zahlung aus dem Auto heraus einfach mit einem Fingerabdruck authentifizieren. Durch Rückgriff auf einen Fingerabdruck können so die Anforderungen der Zwei-Faktor-Authentifizierung, wie sie die PSD2-Regeln der EU zur Strong Consumer Authentication (SCA) erfordern, sicher und benutzerfreundlich erfüllt werden. Die Eingabe eines Passwortes oder der Rückgriff auf ein Mobiltelefon zur Zwei-Faktor-Authentifizierung entfällt damit. Auf diese Weise wird ferner das Wechseln zwischen Geräten zur Zahlungsauthentifizierung obsolet. Mit Hilfe der "Delegated Authentication"-Technologie von Visa wird das Fahrzeug zum Zahlungsgerät.

In-Car Payment per Fingerabdruck – durch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung wird das Auto selbst zum Payment Device.
In-Car Payment per Fingerabdruck – durch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung wird das Auto selbst zum Payment Device.
Foto: Daimler Mobility AG

Losgehen soll es für Mercedes-Kunden in Deutschland und Großbritannien ab Frühjahr 2022. Zahlungen im Auto können dann über einen Fingerabdrucksensor direkt über die Head-Unit - in diesem Fall das Multimediasystem MBUX - getätigt werden. Neben naheliegenden Anwendungen wie Tank- und Parkvorgängen sollen auch Waren und Services über die globale ePayment-Plattform "Mercedes pay" von Daimler Mobility bestellt und bezahlt werden können.

In-Car-Payment: Die Technik dahinter

Im Rahmen der Partnerschaft mit Visa integriert Daimler als erster Automobilhersteller überhaupt das Visa Cloud Token Framework in seine Fahrzeuge. Die Cloud-basierte Sicherheitstechnologie verspricht mehr Flexibilität über verschiedene Geräte hinweg. Dabei schützt Visa Cloud Token die sensible Zahlungsinformationen, indem sie Kartendaten umwandeln, verschlüsseln und sicher speichern. Darüber hinaus können dank der Cloud Token nicht nur das Auto, sondern zahlreiche weitere Endgeräte der Verbraucher und Verbraucherinnen direkt mit der Visa Karte ihrer Bank verbunden werden. Daimler Mobility nutzt dabei den Visa Delegated Authentication Service, mit dessen Hilfe die Authentifizierung (SCA) von der kartenausgebenden Bank an Daimler übertragen wird. Für den Kunden entfällt durch die Verwendung der Visa Token die Notwendigkeit, bei Online-Bezahlvorgängen seine 16-stellige Kreditkartennummer eingeben zu müssen.

Laut einer Studie von Capgemini Invent soll allein in den nächsten zwei Jahren die Zahl der vernetzten Autos weltweit auf schätzungsweise mehr als 352 Millionen ansteigen. Das Gesamtvolumen der Zahlungen im Fahrzeug soll, so Juniper Research, bis 2025 einen Betrag in Höhe von etwa 86 Milliarden Dollar erreichen.