Wie CIOs ihre Mitarbeiter fördern

23.01.2006
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Bernd Herrmann: Aus Technikern werden Architekten

Bernd Herrmann, Pro Sieben Sat 1, setzt auch auf Outsourcing und Offshore-Programmierung.
Bernd Herrmann, Pro Sieben Sat 1, setzt auch auf Outsourcing und Offshore-Programmierung.

Der IT-Leiter der Pro-Sieben-Sat-1-Produktion ist sich bewusst, dass sich im Zuge der zunehmenden Standardisierung der IT die Rolle seiner Mitarbeiter wandeln muss. Die Techniker von einst werden laut Bernd Herrmann mehr und mehr zu Architekten, „welche die Strategien und Visionen des Managements nur umsetzen können, wenn sie diese auch verstehen“. Die Spezialisten müssten darum lernen, in Prozessen zu denken, was Herrmann mit entsprechenden Schulungen fördert. Jeder zweite Euro des Weiterbildungsbudgets fließt in Fortbildungen zu Projekt- und Qualitäts-Management oder Itil-Prozessumsetzung. Natürlich stehen auch harte Themen wie Linux, Server-Virtualisierung, sendefähige Videodaten über WAN oder IP-Telefonie-Sicherheit auf dem Programm. „ Die Schulungen folgen der Technik, die wir im Haus einsetzen.“

Oberstes Ziel bleibe es aber, eine Technologie zu erreichen, die optimal an die Geschäftsprozesse angepasst ist. Wer die Anwendungen entwickelt und betreut, ist bei Pro Sieben Sat 1 in der Regel eine Kostenfrage. Alle neun Monate werden in Benchmarks die IT-Leistungen überprüft. Stellt sich heraus, dass ein Sourcing-Modell die Kosten senken und die Qualität erhöhen würde, würde dieses Sourcing umgesetzt. Auch beim Thema Offshore ist der Fernsehsender schon seit 2001 aktiv. Er ist an einem Unternehmen in Weißrussland beteiligt, wo 30 Entwickler für ihn arbeiten.

Erich Pfeifer: Erst die Schulung, dann der Praxistest

Für Erich Pfeifer, Rheinland Versicherungen, gehört Medienkompetenz zum Handwerkszeug eines IT-Profis.
Für Erich Pfeifer, Rheinland Versicherungen, gehört Medienkompetenz zum Handwerkszeug eines IT-Profis.

Die Förderung des eigenen Nachwuchses gehört für Erich Pfeifer zu den wichtigsten Personalthemen in diesem Jahr. Da die Rheinland Versicherungen von ihren IT-Experten auch Versicherungs- und kaufmännisches Fachwissen erwarten, fahren sie bei der Ausbildung zweigleisig. Die Lehrzeit dauert zwar zwei mal zwei Jahre, in denen die Auszubildenden aber zwei Berufe - Versicherungskaufmann und Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung oder Systemintegration - erlernen. "Danach sind sie sehr schnell einsetzbar", sagt Pfeifer.

Für die übrigen IT-Mitarbeiter stehen in diesem Jahr neben Produkt- und herstellerspezifischen Softwareschulungen auch Kurse zum Thema Qualitätssicherung und Testing auf dem Programm, nachdem 2005 ein zentrales Test-Management aufgebaut worden war. Laut Pfeifer müssen sich die IT-Experten nicht nur in heterogenen Systemlandschaften, sondern auch rhetorisch sicher bewegen können: "Die Medienkompetenz, etwa das Erstellen eines Powerpoint-Vortrags, gehört heute auch zum Handwerkszeug eines IT-Mitarbeiters. Wir benötigen kommunikative Profis, die auch als Techniker komplexe technische Sachverhalte verständlich erklären können. Schulungen in Moderation und Präsentation oder Mitarbeiterführung sind bei den Führungskräften wichtig, aber ohne Praxistest sinnlos." Darum schickt der IT-Chef den betreffenden Mitarbeiter erst in den Rhetorikkurs und lädt ihn danach zum Vortrag in den Führungskreis oder zu Fachmeetings ein.

Anreize zum persönlichen Einsatz sollen auch die erfolgsabhängigen Vergütungsbestandteile schaffen: Bei Mitarbeitern hängen bis zu zehn Prozent des Gehalts vom Unternehmens- und insbesondere vom Projekterfolg ab, bei Führungskräften sind es bis zu 20 Prozent. Die variablen Gehälter dienen bei der Rheinland Versicherung aber nicht dazu, fixe Personalkosten zu reduzieren, sondern sie sollen die Projektziele fokussieren, sagt Pfeifer. Auch Outsourcing ist für den IT-Chef zurzeit nur ein Randthema, etwa beim Hosting der Web-Auftritte oder der dezentralen Druckerperipherien.