Public Cloud in der Praxis

Wie CIOs ihre Entscheidung für die Public Cloud begründen

18.12.2017
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Im Public-Cloud-Markt vollzieht sich ein Wandel. Großunternehmen wie General Electric, MetLife oder Bank of America haben den Sprung gewagt und berichten über ihre Erfahrungen.

Fast eine Dekade hat es gedauert, bis Cloud Computing sich auf der Agenda von CIOs einen festen Platz gesichert hat. Viele sehen darin heute mehr als eine günstige "Sourcing-Option" für Rechner- und Speicherdienste. Sie begreifen das Cloud-Konzept als einen Weg, Software schneller zur Verfügung zu stellen und die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen zu verbessern. Dabei helfen agile Entwicklungsmethoden ebenso wie DevOps- und Design-Thinking-Ansätze. Ob es um eine mobile App für mehr Kundeninteraktion geht oder darum, Kernanwendungen und -dienste in der Wolke zu betreiben: Die Cloud entwickelt sich zur technischen Basis der digitalen Transformation.

CIOs begreifen Cloud Computing als einen Weg, Software schneller zur Verfügung zu stellen und die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen zu verbessern.
CIOs begreifen Cloud Computing als einen Weg, Software schneller zur Verfügung zu stellen und die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen zu verbessern.
Foto: everything possible - shutterstock.com

Dass mittlerweile auch komplette Rechenzentren durch externe Cloud-Services ersetzt werden können, gibt den IT-Chefs mehr Raum, sich um strategische Business-Projekte zu kümmern. Die Cloud-Initiativen von Großunternehmen wie General Electric (GE) oder American Airlines zeigen, wohin die Reise geht und worauf CIOs besonders achten sollten.

General Electric: Neue Anwendungen nur noch in der Cloud

Mehr als 90 Prozent der neuen Anwendungen, die GE entwickelt, laufen heute nativ in einer Public Cloud, berichtet CTO Chris Drumgoole, der an CIO Jim Fowler berichtet: "Neue Software betreiben wir grundsätzlich nicht mehr intern."

Große Teile seiner Kernanwendungen für interne und kundennahe Anwendungen betreibt GE auf den Cloud-Plattformen von Amazon Web Services (AWS) und Microsoft Azure. Auch für die eigenentwickelte IoT-Plattform "Predix", von der sich der Konzern neue digitale Geschäftschancen verspricht, greift GE auf Azure-Ressourcen zurück.

Dennoch betont der CTO: Anwendungen, die stark von einer staatlichen Regulierung betroffen sind, halte man in eigenen Rechenzentren vor. Sobald sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen änderten, werde GE aber auch solche Systeme in die Public Cloud migrieren. Die Hybrid Cloud ist aus seiner Sicht nur eine Zwischenstation: "Wir glauben nach wie vor, dass sich die Welt in Richtung Public Cloud bewegt."

Zu den größten Herausforderungen zählt Drumgoole die Entscheidung, wie GE mit Altanwendungen verfahren soll. Im Prinzip gebe es drei Optionen: anpassen und in die Cloud schieben, in Containern kapseln und danach migrieren oder neu entwickeln. Vor allem Nischenanwendungen, die nicht für einen Cloud-Betrieb ausgelegt sind, könnten dabei Probleme bereiten. So benötige GE beispielsweise weiterhin einige Java-Apps, die nur im Zusammenspiel mit dem ERP-System arbeiten können, um bestimmte Funktionen bereitzustellen.

Empfehlungen für CIOs

Drumgoole rät CIOs, bei ihren Cloud-Initiativen das Problem der Anbieterabhängigkeit im Auge zu behalten. Mit jedem ausgelagerten Petabyte an Geschäftsdaten gebe man auch ein Stück Kontrolle an den Cloud-Provider ab. Solche Daten wieder zurückzuholen, sei keine leichte Übung: "Wir begeben uns in eine Welt, in der wir unsere eigenen Daten physisch und taktisch nicht mehr kontrollieren können." Wer auf diese Weise eingesperrt sei, büße trotz der vielen Cloud-Vorteile eben auch einige Handlungsoptionen ein.