Strategien


Fails im Veränderungsmanagement

Wie Change nicht geht



Bruce Harpham ist Autor unserer US-Schwesterpublikation www.cio.com und schreibt darüber hinaus auch regelmäßig über die Themengebiete Technologie und Projektmanagement auf ProjectManagementHacks.com.


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.

4. Change ohne Sinn

"Wenn etwas nicht kaputt ist, versuche nicht es zu reparieren" - diese Maxime sollten Sie beim Veränderungsmanagement immer im Hinterkopf behalten.

"Wenn so gut wie keiner der Beteiligten wirklich rational erklären kann, wofür der Change eigentlich gut ist und welche Erfolgskriterien angelegt werden, ist das ein frühes und ernstzunehmendes Warnzeichen", weiß Ryan Hicke vom Investment-Unternehmen SEI. "Sätze wie ‚Ich bin mir nicht sicher, was wir damit erreichen wollen‘ sollten nicht fallen."

Aus Entscheider-Sicht ist die "curse of knowledge" eine besondere Herausforderung, wie Andrew Cole, COD bei Vertiv erklärt: "Führungskräfte tendieren dazu, die wichtigste Frage der Mitarbeiter zu übergehen: Die nach dem ‚warum‘. Denn sie sind so tief in die Change-Initiative involviert, dass sie dabei vergessen, dass die Mitarbeiter das in der Regel nicht sind. In der Kommunikation mit den Mitarbeitern müssen die Entscheider klar darlegen, welches Problem sie identifiziert haben und wie die geplanten Veränderungen zur Lösung beitragen sollen."

5. User nur zum Launch

Es gibt diesen Mythos vom Genie, das einsam und verlassen an einer neuen Innovation arbeitet. Im Technologie-Bereich manifestiert sich dieser Mythos in dem Bestreben, über neue Projekte Stillschweigen zu bewahren, bis sie perfektioniert sind. Wenn Sie so einen grundlegenden Change initiieren wollen, ist das allerdings kein guter Weg.

James Ohana, Director of Program Management bei Dalet Digital Media Systems, erläutert warum: "Wenn die Endbenutzer - also Kreative, Produzenten und Redakteure - nicht in der Frühphase des Projekts mit einbezogen werden, riskieren Sie unter Umständen böse Last-Minute-Überraschungen, wie nicht vorhandene Features, die nötig und hilfreich gewesen wären. Die Stakeholder aus den User-Gruppen sollten möglichst früh an einem Change-Projekt teilhaben können, um seinen Erfolg zu gewährleisten."

Dabei genügt es aber nicht, einfach ein paar User per Zufallsverfahren auszuwählen, wie Ohana anhand eines Beispiels erläutert: "Einer der schwerwiegendsten Change-Management-Fehler, die ich jemals beobachtet habe: Eine neue Plattform inklusive Workflow wurde ausgerollt und sowohl beim Design, als auch beim Testing war lediglich eine kleine Kerngruppe von Mitarbeitern beteiligt. Die Mehrheit der Mitarbeiter, die das System nutzen sollte, wurde erst nach der Implementierung hinzugezogen. Die Folge war eine relativ brüske wie breite Ablehnung unter der Belegschaft und letztendlich die Beerdigung des gesamten Projekts."

Wenn Sie Zweifel haben, sollten Sie in Sachen Testing also lieber einen bereiteren Ansatz wählen, anstatt sich auf die Meinung Weniger zu verlassen.

6. Das Projektteam schaut nicht über den Tellerrand

In der IT- und Technologie-Branche lebt man von der Begeisterung über neue Produkte und Projekte, die dramatische Effizienzgewinne oder einfach neue Wege ermöglichen. Bei all der Begeisterung über die technologischen Errungenschaften kann es da durchaus passieren, dass man die Anwender aus den Augen verliert.

"Ein frühes Warnzeichen für den Veränderungsmanagement-Fail ist, wenn alle beteiligten Entscheider nur noch auf Präsentationsmaterialien und interne Meetings fokussiert sind, statt mit den Leuten zu kommunizieren, die am Change teilhaben sollen", meint Lisa Anderson, President der LMA Consulting Group.

7. Inadäquate Ressourcen

So mancher Projektmanager hat haarsträubende Geschichten auf Lager, wenn es um den "Ressourcen-Kampf" geht. An einem Tag wird über die "leihweise Vergabe" eines Entwicklers verhandelt, am nächsten hakt es beim Logistik-Support. Wenn der Kampf um (menschliche) Ressourcen kein Ende findet, gefährdet das die Veränderungsmanagement-Initiative.

"Unternehmen können ihr Geschäft nicht wie gewohnt weiterführen und gleichzeitig Prozesse verändern, wenn dafür ein und dieselbe Belegschaft zuständig sein soll", meint James Ohana. "Ein großes Transformations-Projekt braucht Hingabe. Ein Weg, dieses Problem zu lösen, besteht beispielsweise in der Verpflichtung von freien Mitarbeitern und Beratern, die die bestehende Belegschaft bei der Umsetzung des Change unterstützt."

Merke: Change Management erfordert dedizierte Ressourcen.

8. Eine einfache Wahrheit nicht verstehen

Eine der wichtigsten Fragen überhaupt, wenn es um Change Management geht, ist auch eine der einfachsten: "Was bedeutet diese Veränderung für mich persönlich?" - Manager, die darauf keine Antwort geben können, werden es schwer haben, ihre Change-Initiative erfolgreich auf den Weg zu bringen.

Andrew Cole von Vertiv bringt es auf den Punkt: "In der Tech-Branche arbeiten eine ganze Menge hochmotivierter Ingenieure in führenden Positionen. Es gibt dabei zwar Ausnahmen, aber viele dieser brillanten Menschen verstehen eine einfache Wahrheit nicht: Echter Change vollzieht sich in den Köpfen der Menschen. Wenn Führungskräfte ihren Mitarbeitern nicht auf einem persönlichen und professionellen Level vermitteln können, was die Veränderungen für sie bewirken werden, werden die Mitarbeiter auch keine Zeit und Energie in die Umsetzung stecken."

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