Vanco als Generalunternehmer beauftragt

Wie Avis beim Netzbetrieb spart

06.02.2004
MÜNCHEN (qua) - Die Autovermietungsgesellschaft Avis Plc. konnte die Netzkosten für ihre rund 1000 Niederlassungen im vergangenen Jahr um 1,5 Millionen Euro senken. Hatte sie zuvor mehrere Carrier direkt in Anspruch genommen, so beauftragte sie nun den Netzbetreiber Vanco mit dem Management ihres Virtual Private Network (VPN).

Mit der gesamten Tourismusbranche stehen derzeit auch die Autovermieter unter starkem Druck: Wer im Preiskampf bestehen will, muss seine eigenen Prozesse und Kosten im Griff haben, so Stefan Bode, verantwortlich für die Gesamt-IT der deutschen Avis GmbH & Co. KG, Oberursel, sowie Director of Strategic Technology Development in der Londoner Konzernzentrale. Was die Informationstechnik und speziell das Netz-Management zur Flexibilität des Unternehmens beitragen kann, stellte er auf dem Kongress "Strategisches IT-Management" von Euroforum und Handelsblatt vor.

Mit der Entscheidung für das Web-basierende ERP-System von Peoplesoft gab die Londoner Avis-Zentrale den Startschuss für eine komplette Umgestaltung der IT-Landschaft: Der in den USA stationierte Mainframe wurde gekapselt und auf der Basis von Java Enterprise Edition (J2EE) mit den neuen Anwendungen verbunden. In der Folge sollte die interne Netzkommunikation nicht mehr über das für IBM-Großrechneranlagen konzipierte SNA-Protokoll, sondern über das Internet Protocol (IP) laufen. Gezählt waren auch die Tage der Standleitungen via X.25 und Frame Relay; der neue - wenn auch noch nicht überall verwirklichte - Unternehmensstandard für den Zugriff auf das VPN heißt DSL.

Bis vor etwas mehr als einem Jahr hatte Avis seine Netze den jeweiligen Lokalmatadoren im Carrier-Markt anvertraut - hierzulande der Deutschen Telekom, in Großbritannien der British Telecom und in Frankreich der France Télécom. Im Zuge der Migration auf das IP-VPN orientierte sich der Autovermieter neu. Die klassischen Netzanbieter hätten auf die neuen Anforderungen mit ungünstigen Angeboten reagiert, erläuterte Bode.

In dieser Situation wurde der IT-Chef auf das Angebot der Vanco GmbH, Neu-Isenburg, aufmerksam: "Vanco bietet uns den Vorteil, dass wir alles so belassen können, wie es ist, aber ein globales Netz-Management hinzubekommen", so Bode. Der Netzbetreiber fungiert als Generalunternehmer, der aus etwa 120 Carrier-Verträgen den am besten auf die Ansprüche der jeweiligen Klientel zugeschnittenen herauspickt. Die Ersparnisse gegenüber der Ausgangssituation teilt er sich nach einem individuell auszuhandelnden Schlüssel mit dem Kunden. "Wir machen das nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern wir verdienen an jedem Euro, der gespart wird, mit", räumte Vanco-Geschäftsführer Joachim Trickl ein.

Im vergangenen Jahr sparte die Avis Plc. auf diese Weise ein Fünftel der Kosten, die der Betrieb ihres komplett redundant ausgelegten Netzes verursacht - ohne dabei selbst mit Carrier-Verträgen jonglieren zu müssen. "Das Charmante daran ist, dass wir uns nicht mehr darum zu kümmern brauchen, wie es der Deutschen Telekom geht", bestätigte Bode.

Im Rahmen seines Vendor-Managements nutzt Avis die vom Netzbetreiber angebotene Möglichkeit zur Einsicht in dessen Bücher. So kann der Kunde überprüfen, ob Vanco seine Versprechungen auch tatsächlich einhält. Bode machte kein Hehl daraus, dass das nicht unbedingt "von der ersten Sekunde" der Fall gewesen sei.

Wie der deutsche IT-Chef weiter berichtete, stellte sich für Avis mit dem Netz-Outsourcing auch die Sicherheitsfrage völlig neu: "Vorher hatten wir unsere Tore extrem gesichert, plötzlich fanden wir unsere Hintertür offen." Auf diese Bedrohung habe der Autovermieter sehr schnell reagieren müssen.

Der Vertrag mit Vanco ist auf fünf Jahre befristet. Allerdings hat Avis eine Exit-Strategie ausgearbeitet. Dazu gehört in gewisser Weise auch die Tatsache, dass sich die Leitungen und die Netzhardware nach wie vor im Besitz des Kunden befinden.

Derzeit ist Bode aber rundum zufrieden mit der Entscheidung für Vanco: "Die einzige Alternative wäre gewesen, es selbst zu machen." Doch für ein eigenes professionelles Netz-Management hätten einem "kleinen Mittelständler" wie Avis die Manpower und das Know-how gefehlt.