Wider die Uhus im Ausschuß

14.04.1978

Das Konzept für die "EDV-Kommission", den "EDV-Lenkungs-Ausschuß", das "DV-Strategie-Komitee" - oder wie immer das Organ zur Koordination und Planung der Datenverarbeitungs-Anwendungen heißt - ist klar: Gemeinsame Abstimmung der Fachabteilungen mit der DV-Abteilung auf Ziele der Gesamtunternehmung, statt Subsystem-Optimierung durch falsch gesetzte Prioritäten. (CW 12/78 vom 17. März "EDV-Kommission garantiert Mitsprache der Fachabteilungen".) Das Problem ist überall erkannt. Näheres ist in zahlreichen Handbüchern und Organisations-Brevieren nachzulesen. Und tatsächlich trifft man sich und debattiert und einigt sich auch. Aber ist das ein wirklich effizientes Verfahren? Solche ELAs, Kommissionen und Komitees werden - nachweislich - auch "Uhu-Ausschuß" benannt. Denn: Als die Frösche es leid waren, daß sie immer von den Störchen gefressen wurden, gingen sie in den Wald, um den weisen Uhu um Rat zu fragen. Der verkündete: "Ihr Frösche müßt so groß werden wie die Störche, dann können sie euch nichts mehr anhaben." Dankbar zogen die Frösche von dannen, um alsbald wieder vorzusprechen: "Wie werden wir aber so groß wie die Störche?" Weise antwortete der Uhu: "Ihr wißt doch, daß ich nur für Grundsatz-Fragen zuständig bin!"

Edelsachbearbeitung durch Großfürsten

Im Uhu-Ausschuß wird auch keineswegs immer rationell gearbeitet. Eigentlich müßte er - zumindest in Groß-Unternehmen - ein ständiges "Sekretariat" haben, um die Sitzungen der Unternehmensbereichsleiter gebührend vorzubereiten. Denn vielfach versanden die Diskussionen in "Edelsachbearbeitung". Es soll vorgekommen sein, daß dabei "Großfürsten" sich um die Gestaltung von Belegen zerstritten.

Stimmt das Konzept für die EDV-Lenkungs-Ausschüsse wirklich? Bekanntlich werden regionale Probleme nicht dadurch gelöst, daß man überregionale Gremien für zuständig erklärt. Werden in den Kommissionen nicht vielfach die Problemkreise nur erweitert, so daß ihre Lösung eher schwierig wird?

Murphy hat das trefflich so formuliert: "Je wichtiger eine Entscheidung, desto größer die Kommission" (Murphy Law 10). "Mit zunehmender Dringlichkeit einer Entscheidung sinkt die Zahl der dafür Zuständigen" (Murphy Law 11).

Deus ex committee?

Natürlich wäre es wünschenswert, wenn nicht mehr der EDV-Chef (in Abstimmung mit Top-Managern ohne Fachkenntnisse) die Entscheidungen über die zukünftige Entwicklung der DV-Abteilung allein fällt und damit indirekt die kommenden Anwendungen in den Unternehmensbereichen allein festgelegt. Natürlich wäre es erstrebenswert, wenn nicht weiterhin die EDV-Abteilung über Arbeitsabläufe in den Fachabteilungen nahezu allein entscheidet, weil sich niemand sonst zuständig fühlt. Nur, dergleichen erreicht man nicht durch Einsetzung einer Kommission - es sei denn, es würde sehr hart in bilateralen Gesprächen und durch zusammenfassende Papiere vorgearbeitet werden. Dann und nur dann ist eine EDV-Kommission zweckmäßig. Blindes Vertrauen auf den "Deus ex committee" lenkt nur von den eigentlichen Problemen ab.

Ansonsten gilt wohl: "Je größer eine Kommission, desto seltener sollte sie sich treffen." Manch EDV-Leiter nutzt die "Jahrestagung" als PR-Veranstaltung für seine Belange.