Work-Life-Balance

Wickeln zum Wohle der Firma

13.05.2010
Von Petra Riedel

Männer fürchten Karriereknick

Christoph Herget verabschiedete sich für mehr als ein Jahr von seinem Job als Team-Manager für Human Resources and Headcount Platforms bei Microsoft Deutschland, um für seine beiden Söhne da zu sein, die zu Beginn der Auszeit drei und ein Jahr alt waren. "Nach der Geburt unseres Ältesten konnte ich wegen meiner beruflichen Belastung nur wenig an seiner Entwicklung teilhaben", bedauert der 39-Jährige. "Das wollte ich beim zweiten Kind ändern." Die Wickel-Praxis von Vätern nimmt auch bei Microsoft Deutschland zu. "Das ist sicher erfreulich, aber wenn man die Zahlen nüchtern betrachtet, kann man insgesamt nicht von einem Umschwung sprechen", wendet Christiane Benner ein, Bereichsleiterin IT- und Elektroindustrie/Angestellte im IG-Metall-Vorstand. "Das sind leider immer noch eher Exoten."

Christoph Herget: "Beim zweiten Kind wollte ich es besser machen."
Christoph Herget: "Beim zweiten Kind wollte ich es besser machen."

Trotz steigenden Interesses zögern immer noch viele Väter mit einem Antrag. "Die Angst vor den Folgen ist größer als bei Frauen", glaubt Telekom-Managerin Maier. "Viele befürchten mindestens einen Anerkennungsknick." Davon kann jedoch keiner der drei berichten: IBMer Gawron, der fünf Monate daheim war, vergleicht seine Auszeit mit einem längeren, gut geplanten Urlaub. Microsoft-Mann Herget kehrte nach einer kurzen Übergangszeit auf seinen alten Platz zurück. Nachteile wegen seines langen Ausstiegs kann er nicht erkennen. Stefan Huber macht sich dagegen nichts vor. In seiner mehr als achtjährigen Phase wechselnder Arbeitszeitmodelle habe es für ihn nicht die Chance gegeben, Personalverantwortung zu übernehmen. Im Gegenzug genieße er aber Vorteile in Sachen Flexibilität. Die Einführung der Vätermonate habe eine Veränderung angestoßen, ist sich Mechthilde Maier sicher. "Jemand, der sich in seinem sozialen Umfeld engagiert, wird auch im Beruf Verantwortung übernehmen."