Beim Drucksystem geht es um Tempo, Schönheit und Kosten

Wichtig sind nicht Features - das Aufgabenprofil dominiert

29.05.1992

Seit vielen Jahren steht nun schon die Bildschirmarbeit im Mittelpunkt der Betrachtung, indes produzieren die Anwender von Groß- und Bereichsrechnern noch immer große Mengen beschrifteten Papiers. Für dieses Medium gibt es wohl auch weiterhin weder im Berichtswesen noch im Kundenverkehr sinnvolle Alternativen.

Denn in diesen beiden Hauptgebieten des Massenoutputs kommt es auf Aufzeichnungen an, die jedermann an jedem Ort ohne technische Hilfsmittel lesen kann. Stark verändert hat sich aber die Technik für den mengenintensiven Druck von Listen, Belegen, Dokumenten und vielen anderen Schriftstücken.

Die herkömmlichen Zeichen- und Zeilendrucker werden seit einiger Zeit auf breiter Front durch Drucksysteme abgelöst, die anschlagfrei arbeiten und deren kleinste Darstellungseinheit eine Seite ist. Das Rennen machen die Laserdrucker.

Beachtliche Verkaufserfolge, hauptsächlich in Verbindung mit Bereichsrechnern, erzielen darüber hinaus die vor rund drei Jahren herausgebrachten Magnettrommeldrucker. Beide Druckerarten verdanken ihren Namen den Hauptelementen der Bilderzeugung. Beim Laserdrucker werden die digital dargestellten Abbildungselemente in Lichtimpulse umgesetzt und an die Reproduktionseinrichtung übertragen (Light Amplification by Stimulated Emisson of Radiation).

Keine sprunghaften Weiterentwicklungen mehr

Die Laserstrahlen verändern auf der Halbleiterschicht einer Selentrommel oder eines Folienbandes den elektrischen Ladungszustand. Das dadurch entstandene latente Bild wird mit Hilfe von Tonerpuder sichtbar gemacht, aufs Druckpapier übertragen und fixiert. Ähnlich arbeiten auch die Magnettrommeldrucker. Das Druckbild wird jedoch mit Hilfe von Lichtimpulsen auf einer magnetisierbaren Schicht erzeugt.

In beiden Drucktechniken sind wohl auf längere Sicht keine sprunghaften Weiterentwicklungen mehr zu erwarten. Die Ära der Laserdrucker begann schon 1975 mit dem IBM-Drucksystem 3800. Wenige Jahre später kamen diverse alternative Systeme auf den Markt, darunter vor allem Kompaktanlagen mit Einzelblattverarbeitung. Inzwischen sind die neueren Drucksysteme ausgereift. Längst bewältigt sind die Probleme, die sich hauptsächlich beim Umgang mit dem störrischen Material "Papier" ergaben.

Geblieben sind die nicht gerade einfachen Softwarefragen, die sich aufgabenabhängig im Zusammenspiel zwischen Anwendungsprogrammen, Druckgestaltung und -weiterverarbeitung ergaben. Günstig hat sich für die Anwendungsbetriebe der scharfe Wettbewerb ausgewirkt. Er bescherte ihnen neben zahlreichen alternativen Produkten auch akzeptable Primär- und Sekundär-Kosten.

Mit ihrem breiten Modellangebot decken die Hersteller den Leistungs- und Funktionsbedarf bei den zentralen und bereichsorientierten Anwendungen ab. Die Arbeitsgeschwindigkeiten der Laserdrucker beginnen bei etwa 25 Seiten pro Minute und gehen über 100 Seiten pro Minute hinaus. Es gibt Modelle für den Online- und Offline-Betrieb, für Endlos- und Einzelblattverarbeitung. Neben dem Tempo werben die Anbieter mit den grafischen Fähigkeiten ihrer Drucksysteme. Die Modelle können oft die zeichenorientierten Informationen, in zahlreichen Schriftarten zu Papier bringen. Sie reproduzieren Grafiken und fotoähnliche Bilder mit hoher Auflösung und feiner Grauabstufung in einer Qualität, die dein Offsetdruck nahekommt. Man kann die Darstellungen mit großem Spielraum verkleinern und vergrößern, horizontal oder vertikal drucken und anderweitig manipulieren, Vordruckmasken einblenden, Vorder- und Rückseite bedrucken, vorgangsabhängig Mehrfach- und Folgeblätter erstellen etc.

Erst detaillierte Vorklärungen, denn das Drucksystem

Die Anwender bringen den anschlagfreien Seitendruckern hauptsächlich wegen der hohen Druckgeschwindigkeit und grafischen Funktionalität Sympathie entgegen. Ein ebenso wichtiges Anschaffungsmotiv ist die Kostenentlastung. Die Erfahrungen haben allerdings gezeigt, daß diese erfreulichen Effekte und Optionen nicht von selbst eintreten. Das hängt maßgeblich vom Aufgabenprofil ab. Deshalb beginnt der Weg zum Drucksystem mit detaillierten Vorklärungen. Die Unternehmen und Verwaltungen lassen sich in der Einsatzplanung und Anwendung weniger von den gerätetechnischen Grundeigenschaften leiten; sie gehen pragmatisch von den eigenen Hauptforderungen aus.

Ungeplante Stillstandszeiten heute eine Seltenheit

Ein besonders häufiges Anwendungsgebiet ist der Massendruck von Datenauswertung und Geschäftsdokumenten für Kunden.

Hier kann man auf die langjährigen Erfahrungen in vielen Rechenzentren zurückgreifen. Bei dieser Aufgabe halten sich in der Regel die Anforderungen an die Druckleistung und -qualität die Waage. Die Nennleistungen der Druckerhersteller lassen sich in der Regel zu weit mehr als 90 Prozent erreichen. Ungeplante Stillstandszeiten gehören heute zu den Seltenheiten. Für Justagen und Reinigungsarbeiten werden meist nur wenige Stunden pro Woche benötigt. Die Häufigkeit der Toner-Erneuerung hängt im wesentlichen vom Druckvolumen und dem durchschnittlichen Seitenfüllungsgrad ab. Der Vorgang dauert nur ein paar Minuten. Das gleiche gilt auch für das Nachfüllen der Papierstapel.

In diesem Anwendungsgebiet wird gern angestrebt, Blanko-Papier zu verarbeiten und die Vordrucke mit Hilfe von Formularmasken einzublenden. Ob dieser Weg Papierkosten einsparen kann, muß jedoch in jedem Einzelfall kalkuliert werden. Bei Massenauflagen ergeben sich gegenüber mit vorgefertigten Formularen oft nur Vorteile von einigen Promill.

Bei den Druckarbeiten für den Kundenverkehr kann oft nicht auf mehrfarbig gestaltete Vordrucke verzichtet werden, weil abweichende Farben zum besseren Verständnis der Daten beitragen. Beachtliches Know-how verlangt noch immer die Sicherstellung der Druckqualität, insbesondere bei den Abstimmungen zwischen der jeweiligen Vordruckgestaltung und den Papiereigenschaften mit der Drucktechnik.

Jede Mehrzeile macht Laserdrucker überlegen

Beim Vergleich mit mechanischen Schnelldruckern muß natürlich daran gedacht weden, daß sich im Laserdruck keine Durchschlagkopien erstellen lassen. Statt dessen kann man die Seitenduplikate im Folgedruck erzeugen oder die Outputdaten für die Kopienerstellung in einem weiteren Drucklauf abspeichern. Wie weit das höhere Drucktempo zum Tragen kommt, hängt dann im wesentlichen vom Seitenfüllungsgrad ab. Jede Mehrzeile auf einer Seite macht die Laserdrucker überlegener. Hinzu kommt, daß diese Drucktechnik die Nachbearbeitung des Outputs reduziert. Laserdrucker mit Endlospapierverarbeitung verfügen über eingebaute Reißer, und die Seitendrucke werden verwendungsreif gestapelt. Das Zusammentragen von Folgeblättern oder das Separieren von Duplikaten läßt sich im übrigen mit Hilfe der OMR-Technik automatisieren (Optical Mark Recognition).

Laserdrucksystem statt Stahlbanddrucker

Die anderen Pluspunkte des Laserdrucks kommen bei den vielen Anwendern ins Spiel, die Papier-, Druck- und Formularkosten einsparen wollen. Diese Effekte machte ein Industriebetrieb zum Hauptziel, der mit seinem Laserdrucksystem mehrere Stahlbanddrucker abgelöst hat. Hier schlägt schon das mehrfach höhere Tempo zu Buch.

Viel größere Wirkungen ergaben sich mit Hilfe der Formatreduzierung. Die Interndrucke werden heute grundsätzlich im handlichen Briefblattformat erstellt. Dadurch kann der Betrieb nicht nur die günstigeren Einkaufspreise für größere Papiermengen nutzen. Erheblich leichter fällt auch das Handling mit den Unterlagen. Darüber hinaus werden die Kosten für Großformat-Ordner und viel Ablageraum in der Registratur eingespart.

Der Betrieb übergibt dem Drucksystem außerdem auch Aufgaben, die von der DV unabhängig sind, zum Beispiel die Herstellung von Vordrucken für den allgemeinen Gebrauch, die früher von Druckereien bezogen wurden. Bei den Internvordrucken ging er im vollem Umfang auf einfarbige Vordrucke über. Für Geschäftsbriefe und andere Externvordrucke werden die farbigen Darstellungen von den Papierlieferanten vorgedruckt.

Manche Betriebe setzen sogar ein Hochleistungs-Drucksystem ein, obwohl der Output die Kapazität überhaupt nicht auslastet. Der Hauptgrund ist oft der starke Zeitdruck. Hier das Beispiel eines Einzelhandelsunternehmens mit modisch-saisonabhängigen Sortimenten: Die DV will den Filialen an jedem Wochenanfang hochaktuelle Ergebnis- und Trendübersichten zur Verfügung stellen können, also Daten zum Umsatz, Absatz und Rohertrag, über Handelsspannen, Bestände, Bestandsstrukturen etc. In diesem Rhythmus werden für die Dispositionen der Einkäufer und Filialleiter insgesamt nur etwa 10 000 hochgradig gefüllte Seiten gedruckt. Ein Stahlbanddrucker hätte dafür das ganze Wochenende benötigt. Am Laserdrucker wird mit dem Job erst am Montagmorgen um 6.30 Uhr begonnen, und bereits zwischen 8.00 und 9.00 Uhr sind die Listendrucke fertig.

Die Praxis setzt andere Akzente als die Prospekte. Aus der Sicht der Anwender haben bei den anschlagfrei arbeitenden Seitendruckern eben nicht die allgemeinen oder einzelnen Features den höchsten Stellenwert. Der wohl wichtigste Vorsprung gegenüber früheren Drucktechniken liegt vielmehr im außerordentlich großen Spielraum für gezielte Problemlösungen in Aufgabenprofilen aller Art.

*Herbert Schramm ist Fachjournalist für Büro, Informations- und Kommunikationstechnik in Hamburg.