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Wettlauf um mobiles TV-Netz in den USA

10.01.2006
Zwei rivalisierende Technikkonsortien investieren in eine landesweite Infrastruktur für den mobilen Fernsehempfang.

Mit Aufwendungen von mehreren Millionen Dollar versuchen auf der einen Seite der Handychip-Hersteller Qualcomm mit seinem Mediaflo-Ableger und auf der anderen Seite der Mobilfunkbetreiber Crown Castle International und seine Tochterfirma Modeo in den USA ein Netz zum TV-Empfang am Handy zu errichten. Marktforscher nähren die die Hoffnung beider Firmen auf gute Renditen, denn sie sagen einen enormen Absatzschub in diesem Markt voraus. In diesem Jahr wurden laut ABI Research für Geräte und Dienste rund 200 Millionen Dollar ausgegeben. Im Jahr 2010 sollen es mehr als 27 Milliarden Dollar sein.

Die 3G-Netze, die derzeit von Mobilfunknetzbetreibern wie Sprint Nextel, Verizon Wireless und Cingular Wireless aufgebaut werden, sind für den Fernsehempfang nur bedingt geeignet. Sie sind als Unicast-Medium darauf ausgelegt, die Kommunikation beziehungsweise Videoübertragung zwischen einem Sender und einem Empfänger zu gewährleisten. Massenaussendungen und Broadcast-Übertragungen benötigen im 3G-Netz pro Empfänger jeweils eine Kopie. Broadcast-Netze senden nur einmalig an viele Empfänger aus.

Mediaflo und Modeo haben ihre Lösungen zusammen mit Partnern vergangene Woche auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas vorgestellt. Samsung und LG zeigten Endgeräte für Mediaflo, Motorola und Nokia präsentierte Produkte für Modeos Installation.

Modeo nutzt den offenen Standard DVB - H (Digital Video Broadcast - Handheld), während Mediaflo die Qualcomm-Technik FLO verwendet. Beide Verfahren greifen auf das Multiplex-Verfahren OFDM (Orthogonal Frequency-Division Multiplexing) zurück, allerdings behauptet Mediaflo, das Frequenzspektrum effizienter ausschöpfen und somit eine bessere Übertragungsqualität gewährleisten zu können.

Unterschiede gibt es in den verwendeten Frequenzbereichen. Mediaflo sendet im 700-Mhz-Band, während Modeo zwischen 1670 und 1675 Mhz funkt. Ein Mediaflo-Netz wäre damit günstiger zu implementieren, da es weniger Sendemasten benötigt. Allerdings ist dieses Frequenzband derzeit noch von analogen Fernsehstationen belegt. Die Qualcomm-Tochter verhandelt eigenen Angaben zufolge bereits mit den entsprechenden TV-Stationen. Die Erfolgschancen stehen nicht schlecht, da die analoge TV-Übertragung qua Gesetz ohnehin am 18. Februar 2009 endet.

Mediaflo plant, in den kommenden fünf Jahren etwa 800 Millionen Dollar in den Ausbau eines Netzes zu investieren. Modeo wird in den nächsten zwei Jahren für rund 500 Millionen Dollar etwa 30 Ballungszentren in den USA erschließen. Wer den Wettlauf um Kunden und Lösungspartner gewinnen wird, ist derzeit nicht absehbar. Marktbeobachter erwartet, dass weitere Rivalen in den Wettbewerb einsteigen werden. (jha)