Heidrick & Struggles: In der Ex-DDR fehlen 30 000 Führungskräfte

West-Manager sollen mit Geld in den Osten gelockt werden

12.07.1991

MÜNCHEN (hp) - Um die katastrophale wirtschaftliche Lage in der ehemaligen DDR zu verbessern, müssen westliche Führungskräfte vor Ort aktiv werden. Noch ist es jedoch beschwerlich, hochkarätige Manager in den Osten zu locken. Dieter Frisee, Managing Partner von Heidrick & Struggles, schlägt ein Förderprogramm vor, bei dem jede umzugswillige Führungskraft eine steuerfreie staatliche Hilfe von 50 Prozent des Jahreseinkommens erhalten soll.

Die Wissensdefizite in den neuen Bundesländern im Bereich Marketing, Verkauf, Finanz- und Rechnungswesen, Controlling sowie Einkauf lassen sich sicher nicht von heute auf morgen ausgleichen. Deshalb müssen für eine Übergangszeit, so Heidrick & Struggles, Westler aushelfen. Gehe man von den rund 10 000 Unternehmen aus, die von der Treuhand verwaltet werden, bei denen jeweils der Geschäftsführer und die Abteilungsleiter im Vertrieb sowie Controlling fehlten, ergebe sich bereits ein Bedarf von 30 000 Führungskräften. Dazu kommt, daß hochkarätige Manager auch im Westen Mangelware sind. Um den Transfer in die neuen Bundesländer zu fördern, müssen deshalb den Führungskräften - und hier besonders auch den Frauen und Jüngeren - die Aufstiegschancen aufgezeigt werden, die im Westen nicht oder nicht so schnell bestehen, so die Personalberatung.

Diese Motivation reiche aber allein nicht aus. "Es fließen Milliarden aus dem Westen in die neuen Bundesländer, aber die wichtigste Investition, das Management, wird nicht gefördert", erklärt Frisee. Er plädiert deshalb für ein Programm, nach dem jede umzugswillige Führungskraft die Hälfte des Einkommens drei Jahre lang vom Staat erhält.

Der Höchstbetrag sollte jährlich 150 000 Mark nicht Überschreiten. "Im ersten Augenblick erscheint dies vielleicht recht kostenintensiv, aber diese Investition ist sicher billiger als so manche Milliardenaktivität der Bundesregierung", erklärt Frisee lakonisch