West LB vertraut IT Hewlett-Packard an

26.10.2004
Die Bank lagert ihre dezentrale IT an HP aus und löst ihre Tochter West LB Systems auf.

Hewlett-Packard (HP) übernimmt für die nächsten fünf Jahre den Betrieb aller Desktops der West LB inklusive Mail-Systemen und sämtlicher Arbeitsplatztechnik. Auch die Telefonie, der IT-Support der Handelsbereiche sowie das Netz-Management und dessen Betrieb gehen an HP. Außerdem verantwortet der Dienstleister künftig Teile der Anwendungsentwicklung im Internet- und Intranet-Bereich der West LB. "Die Verlagerung der IT-Funktionen stellt einen weiteren Meilenstein in der Strategie der West LB dar, sich auf die Kernfunktionen der Bank zu konzentrieren", sagte West-LB-Vorstandsmitglied und CIO Klaus-Michael Geiger. Die Neuordnung der internen IT-Organisation sei damit abgeschlossen.

Der Vertrag hat ein Gesamtvolumen von 500 Millionen Dollar und umfasst die Übernahme von 450 Mitarbeitern in Düsseldorf, London, New York und Tokio. Eine dauerhafte Beschäftigungsgarantie wollte Hans-Ulrich Holdenried, designierter Vorsitzender der Geschäftsführung der Hewlett-Packard GmbH, den Angestellten nicht geben: "Wir streben kontinuierliche Produktivitätszuwächse an. Ich gehe davon aus, dass wir die Mitarbeiter durch externes Wachstum weiter auslasten können." Der Betriebsübergang ist für den 1. Januar 2005 vorgesehen.

Dann ist auch die West LB Systems Geschichte. Die IT-Tochter der West LB, die zeitweilig mehr als 1300 Mitarbeiter beschäftigte, wird aufgelöst, so bestätigte ein Unternehmenssprecher. Den Abschied von der Ausgründung hatte das Management bereits vor mehr als einem Jahr eingeläutet, als es den Betrieb der zentralen IT-Systeme und des Rechenzentrums für die nächsten fünf Jahre an T-Systems übertrug. Im Zuge der damaligen 200 Millionen Euro teuren Übereinkunft wechselten 200 Beschäftigte den Arbeitgeber.

Der zweite und wichtigere Schritt folgte Anfang dieses Jahres, als die Geschäftsbank bis zu 700 Mitarbeiter aus der West LB Systems herauslöste und in den eigenen Konzern reintegrierte. Damit wurde die Betreuung und Weiterentwicklung der bankspezifischen Applikationen unter eigener Verantwortung sichergestellt. Die nun angekündigte Auslagerung der dezentralen Systeme rundet das Vorhaben ab. Solche selektiven Outsourcing-Deals sind nach Einschätzung von Ovum-Analystin Katharina Grimme derzeit angesagt: "Das ist der Trend im kommenden Outsourcing-Geschäft: Die Kunden wollen nicht mehr den großen Wurf à la Triaton und Rheinmetall."

Gerne hätte sich Siemens Business Services (SBS) als strategischer Partner der West LB positioniert. Bis zur letzten Runde kämpfte der Münchner IT-Dienstleister um den Auftrag. Welche Argumente schließlich für HP sprachen, bleibt das Geheimnis der Banken-Manager. Vermutlich wird Geld ein wesentlicher Faktor gewesen sein, wenngleich Holdenried vehement widerspricht: "Dieser Deal wurde nicht über den Preis entschieden." Die West LB, so der HP-Manager, habe einen lokal verankerten und global aufgestellten Partner gesucht. Zudem hätten HPs Pläne der Personalübernahme beim Kunden Anklang gefunden.

In jedem Fall stärkt HP mit dem Deal das weltweite Servicegeschäft, das zuletzt mit Zuwachsraten von 42 Prozent im dritten Quartal und 50 Prozent im zweiten Quartal 2004 gegenüber den Vorjahresdaten glänzte. "Die Beziehung zur West LB wie auch die frühere Akquisition der Triaton ist eingebettet in unsere weltweite Strategie: ein auf Wachstum ausgelegtes Servicegeschäft", sagte Holdenried.

Das ist mit dem aktuellen Deal sicher gelungen. HP schafft es aber selten, sich mit geschäftskritischen oder dem Kerngeschäft nahen IT-Diensten bei den Kunden zu verankern auch der West-LB-Abschluss hat dieses Manko nicht beheben können. "Das ist ein Volumengeschäft, und hier hat HP aufgrund der Historie als Hardware-Company enorme Stärken", räumte Grimme ein. "Dem Unternehmen fehlt allerdings die Beratungskompetenz und die Branchenerfahrung."