Werden Billig-Mikros auch IBM gefährlich?Amstrad-PC zum Killerpreis kommt mit MS-DOS

02.05.1986

MÜNCHEN/LONDON (ujf) - Lange galten sie als Spielzeugcomputer und damit als Quantité négligeable. Doch die Marktentwicklung zeigt, daß die Mikros einiger Billiganbieter durchaus den eingeführten Marken gefährlich werden können - und sei es nur dadurch, daß die bisher geforderten Verkaufspreise nicht mehr durchsetzbar sind.

Besonders kräftig will jetzt das Enfant terrible des englischen Hardwaremarkts, die Amstrad Plc., der Mikro-Konkurrenz die Preise verhageln. Für 499 Pfund, also etwa knapp 1700 Mark, wird das Unternehmen nach einer Meldung der britischen CW-Publikation PC Business World im Sommer einen MS-DOS-Mikro mit Doppelfloppy, Farbmonitor, 256 KB RAM und Matrixdrucker herausbringen.

Der deutsche Amstrad-Partner, die Schneider-Rundfunkwerke im allgäuischen Türkheim, will allerdings (wie in dieser Firma üblich) die Nachricht aus Großbritannien nicht bestätigen, da das Produkt noch nicht in Serie gefertigt wird. Es gibt Hinweise darauf, daß die Verhandlungen mit Microsoft über die DOS-Lizenz noch nicht abgeschlossen sind. Bisher arbeitet Amstrad mit Betriebssystemen von Digital Research, was andere Branchenbeobachter zu der Spekulation veranlaßt hat, der kommende PC werde - wie der Philips Yes - unter DOS plus laufen. Da aber DOS plus nicht hundertprozentig MS-DOS-kompatibel ist, wären die Verkaufschancen mit dem Original-Betriebssystem von Microsoft besser.

Die Information über die Pläne der Amstrad Plc., die in Fernost produziert und kürzlich den Heimcomputerhersteller Sinclair geschluckt hat, sorgte jedenfalls in England für Aufregung in der Branche, zumal da die Firma den Mitbewerbern noch mit einem zweiten Produkt zusetzen will: einer 128-KB-Maschine mit Einzelfloppy, Monitor und Drucker für 399 Pfund.