Kommentar

Werbestrategen

31.07.1998

Vor gut einem Jahr vermeldete eine große deutsche Tageszeitung, Compaqs Chef Eckhard Pfeiffer blase mit seinen PC-Servern zum Angriff auf die Mainframe-Festung. Mit seinem brav nacherzählten Bericht von einer Pressekonferenz hatte der etwas ahnungslose Schreiberling allerdings vor allem eins offenbart: Die Werbestrategien und Einflüsterungen der Möchtegerne aus der informationsverarbeitenden Industrie kommen an.

Da ist es beruhigend, wenn ab und an Untersuchungen auftauchen, die die DV-Welt wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen versuchen. Sicherlich werden nach dem Illuminata-Report die Oracle-Strategen empört auf den Plan treten und für ihren Parallel Server heftig die Werbekeule schwingen. Compaq dürfte mit Inbrunst seine Server-Erfolgsstory im SAP-Mittelstand verkünden, Siemens-Pyramid und Sequent die Untauglichkeit des TPC-D-Benchmarks reklamieren.

Nun entbehren Industrie-Testläufe nicht einer gewissen Realitätsfremde, in der DV gemeinhin als Synthetik bezeichnet. Einige der Firmen, die Illuminata als Verlierer brandmarkt, könnten sich also nun einer entsprechenden Rhetorik befleißigen. Sie müssen sich dann allerdings fragen lassen, warum sie die extrem teuren TPC-D-Benchmarks überhaupt fahren. Vielleicht deshalb, um mit überzeugenden Ergebnissen hausieren gehen zu können - zum Beispiel in Pressekonferenzen.