Bei komplexen Anwendungen zeigen sich die Einsatzgrenzen:

Werbesprüche der IBM verärgern SQL-Benutzer

28.06.1985

MÜNCHEN (kul) - Abstriche von der anfänglichen Euphorie muß ein Großteil der SOL-Benutzer beim praktischen Einsatz des Produkts machen. So jedenfalls lautet das Ergebnis einer Untersuchung "SQL in Practice" des britischen Marktforschungsinstituts Xephon Technology Transfer Ltd. Die Resultate sind indes mit Vorsicht zu genießen: Von 208 Befragten antworteten lediglich 37.

Als Hauptargument bei einer Entscheidung für die Querysprache SQL, so ist der Studie zu entnehmen, gilt für mehr als die Hälfte der Anwender die Gläubigkeit an das Prestige der IBM. Ein Drittel der Befragten führte das Preis-/Leistungs-Verhältnis als Begründung ins Feld, 25 Prozent der User versprachen sich viel von der angekündigten Benutzerfreundlichkeit.

Haupteinsatzbereich von SQL sind Ad-hoc-Abfragen und einfache, eng umrissene Anwendungen. In der Transaktionsverarbeitung hingegen kommt das Produkt nicht oft zum Einsatz. Als ungeeignet, so ermittelten die Marktforscher, habe sich die Querysprache bei Applikationen mit großen Datenmengen sowie bei komplexen Anwendungen erwiesen.

Modifikationen gestalten sich nach Aussagen der SQL-User als äußerst schwierig, da IBM nur den Objektcode liefere. Dagegen halten die Befragten QMF für Endbenutzer-Queries oder SQL-Edit zur Erleichterung der Dateneingabe als Ergänzungsprodukte für geeignet.

Generell empfinden DV-Fachleute den Umgang mit SQL leichter als Endbenutzer. Die Gruppe, bei der das Produkt am meisten Verwendung findet, ist die der Anwendungsprogrammierer. Am wenigsten beliebt ist die Abfragesprache indes bei Mitarbeitern aus dem Bereich des Senior-Management sowie bei DV-Profis, die nicht in der Anwendungsprogrammierung tätig sind.

Unter die Lupe nahmen die Xephon-Experten auch die Versprechungen des Marktführers. IBM hatte den Benutzern eine Verbesserung der Produktivität bei minimalem Planungsaufwand, problemloses Arbeiten auch für Benutzer ohne DV-Kenntnisse sowie die Reduzierung des Wartungsaufwands in Aussicht gestellt. Ganz entsprachen diese Lockmittel nach Ansicht der User jedoch nicht der Realität.

Weitgehend konnten sich aber die Befragten mit der Behauptung identifizieren, der Einsatz von SQL führe zu einer entscheidenden Reduzierung der Vorausplanung. Doch auch hier stimmen die Versprechungen nicht völlig mit der Realität überein. Die Divergenz zwischen "Soll' und "Ist" gibt Xephon mit 20 Prozent an.

Als größtenteils unhaltbar erwies sich die Behauptung des Computerriesen, der Benutzer müsse lediglich über minimale DV-Kenntnisse verfügen: Dokumentation und Trainingsangebot entsprachen nicht den Erwartungen der Anwender.

Als Vorteile des Systems werteten die Befragten die allgemein schnellere Systementwicklung mit SQL. Auch fielen die Anfangsinvestitionen geringer aus und eine Amortisierung finde früher statt. Pluspunkte bekam das Produkt ferner in puncto Zuverlässigkeit und Support.