Werbekampagne veraergert PC-Hersteller Trotz Lieferengpaessen steigert Intel erneut Umsatz und Gewinn

25.11.1994

MUENCHEN (CW) - Glaenzende Geschaeftserfolge, aber muerrische Kunden - mit diesen Attributen wird derzeit Intel charakterisiert.

Die Erfolgsstory des Chipmoguls Intel haelt weiterhin an. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschaeftsjahres erzielte die Corporation aus dem kalifornischen Santa Clara einen Umsatz in Hoehe von 8,3 Milliarden Dollar und erreichte schon fast das Gesamtvolumen von 1993, als man Waren fuer 8,8 Milliarden Dollar absetzen konnte. Auch auf der Gewinnseite legte Intel nochmals zu und steigerte sich im Berichtszeitraum um 13 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar.

Hauptprodukt auf der CPU-Seite war 1994 der 486-Chip. Die Pentium- Verkaeufe, Anfang des Jahres von Intel aggressiv auf sechs bis sieben Millionen Stueck veranschlagt, werden sich in dieser Hoehe nicht realisieren lassen, wie Vice-President Marketing Dennis Carter gegenueber der "Sueddeutschen Zeitung" zugab.

Dabei koennte der Prozessorhersteller von seinem neuesten Flaggschiff, dem Pentium mit einer Taktfrequenz von 100 Megahertz und einer Stromaufnahme von nur 3,3 Volt, mehr verkaufen, als derzeit lieferbar ist. Von den grossen PC-Herstellern kommen nur Dell Computer Corp., Gateway 2000 Inc. und Micron Computer Inc. in den Genuss von akzeptablen Stueckzahlen.

Boese Zungen in den USA behaupten, dass Dell und Gateway lediglich deshalb gut versorgt werden, weil diese Unternehmen auch komplette Motherboards von Intel abnehmen. Schon bei der Ersteinfuehrung des Pentiums machte das Geruecht die Runde, Intel halte die Chips fuer die eigene Platinenherstellung zurueck.

Dabei versucht der Lieferant, die starke Nachfrage ueber den Preis zu steuern, und hat damit auch Erfolg. 500 Dollar mehr muss derzeit bezahlen, wer den Pentium mit 100 statt mit 90 Megahertz haben will. Im preissensiblen PC-Markt haelt das viele PC-Hersteller wie Acer, Hewlett-Packard oder AST davon ab, entsprechend bestueckte Desktops anzubieten. Nur fuer den Einsatz in Servern, so HP und Compaq, sei der Chip derzeit vorgesehen.

Fuer den Desktop-Bereich haelt Intel 1995 die 75-Megahertz-Variante bereit, die den Pentium mit 60 Megahertz abloesen soll. Die Preise fuer beide Ausfuehrungen werden sich im ersten Quartal 1995 stark annaehern. Die schnellere CPU arbeitet mit 3,3 Volt und ist daher auch fuer portable Rechner geeignet, das 60-Megahertz-Modell soll der Bereich Consumer-Elektronik aufnehmen.

Aber nicht nur Intels Verteilungspolitik geraet in das Kreuzfeuer der Kritik, auch die mit 100 Millionen Dollar gesponserte Werbekampagne "Intel inside" erregt die Kundschaft. So machte Compaq-Chef Eckhard Pfeiffer in einem Interview mit der "FAZ" seinem Aerger Luft: "Die Werbekampagne von Intel suggeriert, das Wichtigste am PC ist der Mikroprozessor." Der Compaq-CEO muss es besser wissen, seine Firma setzt zunehmend Prozessoren von Intel- Konkurrenten wie AMD ein.