Kommentar

Wer will schon eine Unix-Messe?

27.09.1996

Der Mythos GUUG ist zerstört. Der Zwist zwischen Messe-Veranstalter und dem Unix-Verein, bei dem viel schmutzige Wäsche gewaschen wurde, führte dazu, daß sich die ehemals größte Unix-Messe in zwei Teile spaltete. Die Folge: die Besucher blieben fern. Unix-Kritiker und Microsoft freuen sich über den Skandal, die Aussteller sind sauer. Sie rufen nach der Wiedervereinigung.

Inwieweit sich allerdings der Glanz verlorener Zeiten erneuern läßt, ist mehr als fraglich. Mag sein, daß die Stellungnahme von Karl-Heinz Imoor vom Schuhfabrikanten Rieker symptomatisch ist: Es seien die Microsoft-Plattformen, die ihm die notwendige Flexibilität gewährten, um sich endlich auf die Kernprozesse des Unternehmens konzentrieren zu können. So der Anwender auf einer Podiumsdiskussion mit dem Titel: "Gibt es ein Leben zwischen Microsoft und SAP?"

Da saßen sie nun, Hersteller und Anwender, artig und in Eintracht, an einem Ort, an dem in vergangenen Jahren Steven Jobs und sein Betriebssystem Nextstep mit Standing Ovations gefeiert wurde, aber auch Ixos-Chef Strack-Zimmermann vom Unix-Guru zum SAP-Microsoft-Adepten konvertierte.

Doch offenbar haben sich alle mit dem Microsoft-Monopol arrangiert. Wer über einen der neuesten Windows-NT-Bugs lamentieren kann, kitisiert nicht, sondern zeigt sich en vogue. In Wirklichkeit will niemand ernsthaft eine Unix-Messe zurückhaben.