Frauen in der EDV:

"Wer seinen Job gut macht, riskiert befördert zu werden."

13.07.1979

Eigener Antrieb und väterlicher Einfluß brachten Barbara Wix, Ausbildungsleiterin im Control Data Institut, Frankfurt, auf den Weg zunächst zur Mathematiklehrerin, dann zum Programmieren und Instruieren über das Programmieren bei Honeywell Bull. Aus dieser "Nebenbeschäftigung" wurde der Full Time Job "Instruktorin" beim CDI. Ihre Kollegen wünschten sie sich zur Chefin, was sie heute mit Erfolg und Begeisterung ist. Ursula M. Disch interviewte Barbara Wix für die COMPUTERWOCHE.

þBarbara Wix, Sie sind Leiterin der Ausbildung im Control Data Institut und "befehligen" 14 gestandene Männer, die doch wohl als eines der besten Instruktorenteams angesehen werden müssen. Außerdem verhandeln Sie ständig und erfolgreich mit Top-Experten aus dem Innung Ausland über die Durchführung von Seminaren und Kongressen. Wie kamen Sie zunächst einmal überhaupt zur EDV?

Zunächst habe ich Mathematik studiert, um Lehrerin zu werden. Da sich aber mein Vater mit EDV beschäftigt hat, nahm ich aus reiner Neugier bei Honeywell Bull eine Stelle als Programmiererin an. Sehr früh bekam ich die Aufgabe, nebenher neue Mitarbeiter fachlich zu betreuen. Da ich viel Spaß und wohl auch Erfolg dabei hatte, brach mein alter Wunsch wieder auf, Lehrerin zu werden, und ich ging zum CDI als Instruktorin.

þWie kam es, daß Sie als Frau Leiterin der Ausbildungsabteilung geworden sind?

Wer seinen Job gut macht, riskiert, befördert zu werden. Ich kam immer recht gut an bei meinen Schülern, also machte man mich zum Supervisor über einige Kollegen. Bei einer größeren Umorganisation des CDI vor sechs Jahren war es dann nicht zuletzt der ausdrückliche Wunsch meiner bisherigen Instruktorkollegen, daß ich ihre Chefin würde.

þWenn Sie auf Ihre Erfahrung als Manager und als Instruktor zurückblicken was hat Ihnen mehr Spaß gemacht?

Eindeutig die Tätigkeit des Managers.

þWarum?

Weil man viel schneller den Erfolg beziehungsweise Mißerfolg seiner Aktionen sieht als beim Unterricht. Deshalb putze ich beispielsweise so gerne Schuhe, denn der sofortige glänzende Erfolg ist für mich höchst befriedigend. Dazu kommt: es schmeichelt mir, von meinen Männern voll anerkannt zu werden.

.Was macht Ihnen in Ihrer jetzigen Tätigkeit am meisten Spaß?

Das sind verschiedene Dinge. Zunächst einmal ist es das Motivieren der Mitarbeiter, sie mitzureißen und sie zu einer besonderen Leistung zu veranlassen. Dann ist es das Planen von neuen Lehrgängen, Kongressen, von noch nie dagewesenen Veranstaltungen. Das wohl am meisten. Es ist schön, Freiheit zu haben, etwas Neues zu schaffen und den Erfolg zu sehen. Dann mag ich natürlich sehr den Kontakt mit den vielen jungen Leuten in unserer Schule.

þIst es ein Nachteil oder ein Vorteil, in Ihrer Position eine Frau zu sein?

Meinen Schülern, Untergebenen und meinem direkten Chef gegenüber empfinde ich es als Vorteil, eine Frau zu sein. Auch in Gesprächen mit den vielen Firmen, mit denen ich zu tun habe, empfinde ich es so. Den entfernteren Managern im eigenen Hause gegenüber könnte ich mir vorstellen, daß ich es als Mann eher leichter hätte.

þBeobachten Sie keine Befangenheit bei Ihren Untergebenen darüber, daß ihr Chef eine Frau ist?

Im Gegenteil, ich praktiziere einen kameradschaftlichen Führungsstil, der jede Befangenheit sofort abbaut oder gar nicht erst aufkommen läßt. Genauso halte ich es übrigens bei den Schülern.

þIst das nicht gefährlich, Männern gegenüber einen kameradschaftlichen Stil zu haben?

Solche Probleme habe ich nie gehabt.

þSie haben viel mit Managern und EDV-Leitern in anderen Firmen zu tun. Spüren Sie da Befremden darüber, daß eine Frau von gleich zu gleich zu ihnen redet?

Am Anfang wohl manchmal Überraschung, dann aber immer Anerkennung.

þSie sagten, Sie hätten mit Männern keine Schwierigkeiten; wie ist es mit Frauen?

Da habe ich schon größere Schwierigkeiten. Viele meiner Kolleginnen sind der festen Meinung, daß eine Frau hinter die Schreibmaschine gehört und sich ihren Kaffee selber holen kann. Am Telefon passiert es mir häufig, daß ich als Sekretärin behandelt werde, aber das überwinde ich schnell. Ich habe in bezug auf Frauen aber auch ein anderes kleines Problem: durch den Umgang mit Männern und durch meinen "männlichen" Job fällt es mir schwer, die typischen weiblichen Problemen mit meinen Kolleginnen zu betatschen.

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þWorauf führen Sie es zurück, daß so wenige Frauen in der EDV leitende Stellungen einnehmen?

Zunächst einmal sind überhaupt weniger Frauen in der EDV als Männer. Dann liegt es an den Frauen selbst. Sie trauen sich höhere Jobs und mehr Verantwortung einfach nicht zu. Hinzu kommt, daß die EDV einen stärker in Anspruch nimmt. Man hat weniger Freizeit, das Familienleben leidet.

þWelchen Ratschlag würden Sie anderen Frauen geben, die in der EDV sind und Karriere machen wollen?

Karriere sollte man nur dann machen wollen, wenn der Beruf gleichzeitig das Hobby ist. Zum Verhalten: man sollte seine männliche Umgebung und seine Vorgesetzten wie einen großen Bruder behandeln, wenn Sie wissen, was ich meine. Außerdem muß man lernen, die Emotionen, die man als Frau doch wohl eher hat, zu beherrschen und sie nicht in voller Stärke sofort zu zeigen. Ich selbst mußte es erst lernen, mehr Gelassenheit bei positiven und negativen Begebenheiten an den Tag zu legen. Dazu kommt, daß man sich nicht von den männlichen Kollegen zur Dienerin degradieren lassen darf. Aber diesen Fehler mache ich heute noch manchmal.

þMuß man als Frau besser sein, um anerkannt zu werden, als ein Mann?

Eindeutig ja.

þWelches Berufsziel haben Sie, wohin soll es gehen?

Ich wünsche mir, daß der Rahmen so bleibt, daß ich weiterhin so freundliche und leistungswillige Mitarbeiter und einen so verständigen Chef habe, und dann wünsche ich mir viele neue Projekte.

þWas machen Sie in Ihrer Freizeit?

Da versuche ich, voll Weib zu sein. Ich mache Handarbeiten, ich koche gern, leider esse ich auch viel zu gern, ich lese Unterhaltungsliteratur Ansonsten habe ich wenig Freizeit. Ich nehme mir immer Arbeit mit nach Hause.

þWenn Sie nicht Ausbildungsleiterin im CDI wären, was wollten Sie dann sein?

Da muß ich lange darüber nachdenken. Vielleicht würde es mir genausoviel Spaß machen, eine Familie mit einigen Kindern zu haben.