Gehaltsverhandlung

Wer nie fragt, bekommt nie mehr Geld

17.05.2014
Gehaltsverhandlungen verlangen Geschick und gute Argumente. Gehaltsexperte Tim Böger gibt zehn Tipps für das Gehaltsgespräch.
Tim Böger ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Personalmarkt. Das Unternehmen bietet Vergütungsvergleiche an und verfügt über eine der größten Gehaltsdatenbanken Deutschlands.
Tim Böger ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Personalmarkt. Das Unternehmen bietet Vergütungsvergleiche an und verfügt über eine der größten Gehaltsdatenbanken Deutschlands.
Foto: Personalmarkt

1. Niemals unvorbereitet ins Gehaltsgespräch gehen: Eine gute Vorbereitung ist schon deshalb wichtig, weil Ihr Chef in der Regel wesentlich erfahrener im Verhandeln ist als Sie.

2. Wissen, was man wert ist: Wer zu wenig fordert, kommt nie zu mehr Geld. Wer zu viel verlangt, verspielt möglicherweise seine Karrierechancen. Gehaltsforderungen sollten angemessen sein. Nur wer weiß, was in vergleichbaren Positionen gezahlt wird, kann einschätzen, was er für seine Arbeit verlangen kann.

3. Ziele setzen: "Wer nicht weiß, wohin er will, wird auch nie ankommen", lautet sinngemäß ein Sprichwort. Wer vor der Gehaltsverhandlung nicht weiß, was er erreichen will, kann sich mit dem Chef nicht gut in der Mitte treffen. Am besten ist es daher, ein Minimal- und ein Maximalziel festzulegen und ausreichend Verhandlungsspielraum einzuplanen.

4. Mehrmals verhandeln: Mitarbeiter sollten lieber häufiger über kleinere Gehaltserhöhungen sprechen als nach längerer Durststrecke auf gewaltige Sprünge zu hoffen. Sie sollten auch dann nach einer Gehaltserhöhung fragen, wenn nicht unbedingt damit zu rechnen ist. Wer nicht gelegentlich den Arm hebt, geht nicht nur jahrelang leer aus, sondern büßt möglicherweise auch die Wertschätzung des Chefs ein.

5. Den richtigen Zeitpunkt abpassen: Ein guter Zeitpunkt ist das jährliche Leistungsgespräch, das meist im Herbst stattfindet. Allerdings bitten dann auch viele andere Mitarbeiter den Vorgesetzten um eine Gehaltserhöhung. Sinnvoll ist es daher, seinen Gehaltswunsch schon früher zu äußern, damit man der erste in der Reihe ist, der das Thema anspricht. Wichtig ist auch, die Gesamtlage des Unternehmens im Auge zu behalten, damit man nicht dann um mehr Geld bittet, wenn sich der Arbeitgeber in einer existenziellen Krise befindet.

6. Nur nicht nervös werden: Der persönliche Eindruck kann sehr entscheidend dafür sein, ob Sie Ihr Ziel erreichen oder nicht. Versuchen Sie deshalb, Ihre Körpersprache bewusst einzusetzen, mögliche Störfaktoren auszuschalten und möglichst souverän zu agieren. Vom Prinzip her ist es ganz einfach: Je positiver Ihre Einstellung, desto offener wird Ihre Körpersprache sein, und umso besser wird die Verhandlung laufen.

7. Argumente zurechtlegen: Unstrukturierte Gespräche führen zwangsläufig zu vagen Ergebnissen. Stecken Sie deshalb gedankliche Meilensteine ab. Setzen Sie Ihre Argumente wohl dosiert sein. Legen Sie nicht sofort all Ihre Trümpfe auf den Tisch. Halten Sie ein paar gute Argumente in der Hinterhand. Bringen Sie Ihr stärkstes Argument erst gegen Ende Ihrer Argumentation.

8. Was zählt, ist Leistung: Es gibt Argumente, die Sie im Gehaltsgespräch nie benutzen sollten, auch wenn sie auf den ersten Blick der Auslöser für Ihren Wunsch nach mehr Gehalt sind. Vermeiden Sie Mitleids- oder Bedürftigkeitsargumente. Auch Vergleiche mit Kollegen sind tabu. Erpressungsversuche ("Wenn ich nicht mehr Geld bekomme, gehe ich") sowieso. Nur Ihre Leistung zählt.

9. Bleiben Sie flexibel: Wer an seinen Forderungen klebt, verbaut sich den Weg zu Kompromissen - und hinterlässt schnell einen negativen Nachgeschmack. Versteifen Sie sich also nicht auf eine Lösung, sondern halten Sie eine oder mehrere Alternativen in der Hinterhand. Muss es wirklich mehr Geld sein? Oder könnten Sie mit einer Prämienregelung oder einer Weiterbildung leben?

10. Lassen Sie sich nicht aus dem Konzept bringen: Es gibt gegen alles Einwände, auch gegen Gehaltserhöhungen. Viele dieser Phrasen werden gern eingesetzt, um schlecht Vorbereiteten einen Dämpfer zu verpassen oder sie schlicht aus dem Konzept zu bringen. Die entstehende Verwirrung soll es Ihnen schwer machen, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Und natürlich will die Unternehmensseite sehen, wie wichtig Ihnen Ihr Anliegen wirklich ist.