Mitarbeiterbeteiligung

Wer mitbesitzt, fühlt sich verantwortlicher

07.05.2009
Von Rosemarie Fiedler-Winter
Seit April hat der Gesetzgeber Mitarbeiterbeteiligungen vereinfacht. Beispiele mittelständischer Firmen zeigen, warum solche Modelle für beide Seiten ein Gewinn sein können.

Im Jahr 2008 ist die Zahl von Unternehmen, die Belegschaftsaktien anbieten, von 4400 auf 4600 angestiegen, so der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Partnerschaft in der Wirtschaft (AGP), Heinrich Beyer. Die Finanzkrise hat sich seiner Meinung nach allerdings dadurch bemerkbar gemacht, dass die Zahl der Belegschaftsaktionäre selbst von 2,3 Millionen auf 1,3 Millionen zurückgegangen ist - offenbar hätten Belegschaftsteilhaber das Bargeld der Anlage vorgezogen. Insgesamt werden derzeit in Deutschland rund sieben Milliarden Euro Firmenkapital durch unterschiedliche Anlageformen von Mitarbeitern gehalten. Dabei dominieren die "stillen Beteiligungen" und die "Genussscheine" (Beteiligungen ohne Stimmrecht). Doch nach wie vor findet die einfache Erfolgs- oder Gewinnbeteiligung ebenso großes Interesse. Dabei machen die Unternehmen in der Regel bei allen Anlageformen eine ein- bis zweijährige Betriebszugehörigkeit zur Bedingung.

Foto: Joachim Wendler/Fotolia.com
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Auch in der IT-Branche gibt es zahlreiche kleine und mittlere Firmen, die sich dieser Kapital- und Motivationshilfe bedienen. Zum Beispiel die Pikon Deutschland AG in Saarbrücken, die mit 45 Mitarbeitern Beratungsleistungen im SAP-Umfeld anbietet. Knapp ein Drittel der Beschäftigten sind gleichzeitig Aktionäre. Das Modell wurde 2001 vom Vorstand in enger Zusammenarbeit mit den Interessierten in Gang gesetzt, um allen Beteiligten "eine langfristige Perspektive im Unternehmen zu geben und sie an den gemeinsam geschaffenen Werten partizipieren zu lassen", wie es bei Pikon heißt. Durch stimm- und dividendenberechtigte Namensaktien halten die Mitarbeiter elf Prozent des Firmenkapitals. Der Aktienerwerb geschieht ohne Unternehmenszuschuss sowie ohne Risikoschutz und entspricht weitgehend jenem betriebsfremder Anteilseigner.

Ein Drittel des Gewinns geht an Mitarbeiter

Bei der Octa Via AG in Kassel beteiligen sich sogar 73 von 85 Mitarbeitern an einem, wie es in der Firma genannt wird, "monetären Modell". Das wurde 1999, zwei Jahre nach der Unternehmensgründung, eingerichtet, um der Unternehmenskultur einer mitarbeiterorientierten Organisation zu entsprechen. Die Hessen setzen auf ein Guthaben-Modell: Jedem wird nach fünfjähriger Betriebszugehörigkeit alljährlich der auf ihn nach einem nicht genannten Verteilungsschlüssel entfallende Betrag des Firmengewinn-Anteils gutgeschrieben und verzinst.

Octa Via stellt aus dem operativen Jahresergebnis für diese Aktion Jahr für Jahr ein Drittel seines Ergebnisses zur Verfügung. Die beiden anderen Drittel entfallen auf das Unternehmen und die Eigentümer. Die anfallenden Guthaben sollen dem Mitarbeiter nach Erreichen des 60. Lebensjahres ausgezahlt werden. Wer früher Octa Via verlässt, bekommt die Anteile ausgezahlt, muss allerdings fünf Jahre dabei gewesen sein. Es gibt keinen Insolvenzschutz, denn das Modell firmiert als reine Arbeitgeberleistung ohne Einsatz von Mitarbeitermitteln. Aber die Beträge der Mitarbeiterguthaben sind frei von Lohnsteuer und Sozialversicherung. Die Unternehmensführung hat die Erfahrung gemacht, dass die Beteiligungsmöglichkeit eine hohe Leistungsbereitschaft bewirkt, die sich deutlich im betriebswirtschaftlichen Ergebnis niederschlägt.