Wer Edifact kann, ist für XML gerüstet

09.01.2003
Von Ulrich Hildebrand

In Großunternehmen wie Banken ist diese Sicht alltäglich, da die vorherrschende räumliche und rechtliche Struktur sie bereits vorgibt. Die Architektur nutzt den Message Broker als Integrationsplattform, so dass zwei unterschiedliche Strategien verfolgt werden können. Sollte zum einen die Applikation in der Lage sein, selbst Nachrichten auf Geschäftsprozessebene zur Verfügung zu stellen, dann übernimmt die Plattform lediglich deren Bereitstellung und Übermittlung. Sollte die Applikation dies jedoch nicht beherrschen (Legacy) oder eine bewusste Entscheidung für diese Variante zugrunde liegen, dann kann die Integrationsplattform auf Basis von Low-Level-Interfaces (viele einzelne Transaktionen) die Daten zu höherwertigen Nachrichten zusammenfassen und nach außen hin darstellen (Business Façade Pattern).

Bei beiden Varianten geht es darum, eine Nachricht in das interne Objekt- oder Datenmodell einer Applikation zu überführen. Das bedeutet am Beispiel einer Lieferscheinnachricht (im Jargon von Edifact: DESADV), dass Datenelemente in zirka 30 unterschiedliche Objekte oder Datenbanktabellen (etwa Teil, Kunde oder Lieferbedingung) zu überführen sind. Meist bilden Applikationen jedoch keine Edifact-Modelle in ihrem internen Datenmodell ab. Das bedeutet, die Felder heißen anders, sind unterschiedlich lang oder haben gar einen anderen Typ.

Eine DESADV-Nachricht lässt zudem offen, ob die Artikel nach Lieferscheinposition verpackt sind oder Verpackungseinheiten übermittelt werden. Beim Mapping auf das interne Datenmodell, dem Ein- und Auslesen der Nachricht, ist in der Regel viel Programmierarbeit zu leisten. Message Broker können auch hier helfen, indem sie eingehende Nachrichten in ein internes, für die Anwendung verstehbares Modell konvertieren.

Die Welt des automatisierten Nachrichtenverkehrs zwischen Applikationen bleibt schwierig. Nachrichten können Fehler aufweisen, und die Industrie fordert die Implementierung neuer Logistikmodelle, im Investment Banking werden permanent neue Instrumente eingeführt, die Versicherungsbranche sieht sich mit den „Riester“-Produkten konfrontiert. Ein Großteil der Aufwände für die Implementierung entsteht hier oft gar nicht im Kern der Applikationen selbst, sondern im Bereich der Integration von Nachrichten. Unternehmen, die sich hierfür wappnen wollen, sind gut beraten, ihre Applikationen strategisch so vorzubereiten, dass ein großer Teil der Anpassungen zur Laufzeit durchgeführt werden kann, ohne kostspielige Releases erstellen zu müssen. (ue)