CW-Kolumne

Wer die Wahl hat ...

08.09.2013
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Es ist schon irgendwie seltsam: Wirtschaft und Gesellschaft stecken mitten in der digitalen Transformation.

Big Data, Cloud Computing und Industrie 4.0 treiben uns um, natürlich auch das mobile Internet, das inzwischen jeder Schüler in der Hosentasche stecken hat. Ganze Wirtschaftszweige sind im Umbruch - als Medienhaus wissen wir, wovon wir reden. Doch all das spielt im Wahlkampf keine Rolle. Entweder Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Herausforderer Peer Steinbrück beschäftigen sich nicht mit der Digitalisierung, oder sie glauben nicht, mit diesem Thema einen Wahlkampf bestreiten zu können. Hoffen wir, Letzteres ist der Fall - dann handelt es sich nur um einen Irrtum.

Die Menschen spüren die Auswirkungen des digitalen Zeitalters jeden Tag. Sie erwarten Konzepte und Führung. Wie stehen Regierung und potenzielle Oppostion zu wichtigen Themen wie Datenschutz und Urheberrecht? Man könnte eine Umfrage in der Bevölkerung machen und käme sicher zu der Erkenntnis, dass die Bürger nicht wissen, was sie von den Parteien zu erwarten haben.

Heinrich Vaske, Chefredakteur der COMPUTERWOCHE
Heinrich Vaske, Chefredakteur der COMPUTERWOCHE

Welche forschungs- und arbeitspolitischen Ansätze verfolgen die Parteien vor dem Hintergrund, dass mit dem "Industrial Internet" ganze Industriezweige ihr Gesicht verändern werden - mit entsprechenden Auswirkungen auf einen Großteil der Beschäftigten?

Wie sehen Schulen und Hochschulen künftig aus? Werden unsere Kinder wirklich immer noch so lernen wie ihre Eltern, oder werden nun doch neue Lernideen und -konzepte vorangetrieben?

Wer hat flächendeckendes Breitband- Internet im Programm? Wäre das nicht ebenso wichtig wie die Energiewende? Und was gedenken die Parteien angesichts der digitalen Spaltung zu tun?

Das Internet verändert unser Leben jeden Tag ein bisschen mehr. Wie sollen Jungwähler begeistert werden, wenn die Politik diese Tatsache ausblendet? CDU und SPD können wirklich froh sein, dass es die anderen Parteien - selbst die eigentlich prädestinierten Piraten - nicht besser machen.