Anbieter für die API-Economy

Wer das größte Potenzial für iPaaS besitzt

23.04.2015
Von 


René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.
Der sich ständig vergrößernde Einsatz von Cloud-Services und –Infrastrukturen über unterschiedliche Anbieter hinweg macht einen zentralen Ansatz notwendig. Zum einen, um den Überblick zu bewahren. Zum anderen, um eine nahtlose Integration zwischen allen Cloud-Ressourcen und gegebenenfalls der On-Premise-Umgebung sicherzustellen.
  • Erst die Verknüpfung von Cloud-Services für das "Internet der Dinge" und Endgeräten ergibt einen Mehrwert für den Anwender.
  • On-Premise-Schnittstellen wandeln sich zunehmend in Richtung Anwendungs-Entwicklungs-Schnittstellen (APIs). In der API-Economy steht Anwendern ein schier endloser Raum von Applikationen und Services zur Verfügung.
  • Viele Anbieter haben sich auf Lösungen für das Management und die Integration von API-Services spezialisiert (iPaaS).

Was haben die Begriffe Schnittstellen (APIs - Application Programming Interfaces), Integration und Komplexität gemeinsam? Alle drei wachsen während eines IT-Projektes unzertrennlich zusammen. Oft als Schnittstellenproblematik abgetan, sorgen Integrationsprojekte zwischen zwei oder mehreren IT-Systemen zu Verzögerungszeiten oder gar dem Scheitern des gesamten Projektes. Was sich, je nach Unternehmensgröße, innerhalb einer On-Premise-Umgebung meistens noch auf eine relativ überschaubare Anzahl von Anwendungen beschränkt, skaliert durch den Einsatz von mehreren Cloud-Services und mit dem Aufkommen des Internet of Things (IoT) auf ein Übermaß an Integrationskomplexität.

Bei den sogenannten Integration Platform-as-a-Services (iPaaS) handelt es sich um Cloud-basierte Integrationslösungen - vor der Cloud auch als "Middleware" bezeichnet.
Bei den sogenannten Integration Platform-as-a-Services (iPaaS) handelt es sich um Cloud-basierte Integrationslösungen - vor der Cloud auch als "Middleware" bezeichnet.
Foto: Falko Matte, Fotolia.com

Unterstützt von der Cloud verkörpert das Internet of Things und sein industrieller Ableger - das Industrial Internet - eine noch viel größere Dimension. Cloud-Infrastrukturen und -Plattformen bilden die ideale Basis für IoT-Services und IoT-Backends und werden zu einem explosionsartigen Anstieg von IoT-Geschäftsmodellen führen. Dies wird in einem Markt von ständig neuen Endgeräten, Sensoren und IoT-Lösungen enden, dessen Vielfalt und Potential nicht absehbar ist.

Allerdings wächst damit auch der Bedarf an Integration. Schließlich ergibt erst die Verknüpfung verschiedener IoT-Services und Endgeräten einen tatsächlichen Mehrwert. Gleichzeitig müssen Analytics-Systeme Zugriff auf die gesammelten Daten über unterschiedliche Quellen erhalten um diese auszuwerten und verknüpfen zu können.

Dieser Zugriff erfolgt typischerweise über die APIs der Cloud- und IoT-Services, wodurch der oftmals genutzte Begriff der API-Economy immer weiter in den Fokus rückt. Um den Zugriff zu steuern und die Integration, Kontrolle und das Management in der Cloud und dem Internet of Things sicherzustellen haben sich Integration Platform-as-a-Services (iPaaS) als mögliche Kandidaten herausgestellt.

API Economy und iPaaS

Anwendungsintegration oder auch Enterprise Application Integration (EAI) war der zentrale Anker im Zeitalter der Client-Server-Kommunikation, um die Geschäftsprozessintegration innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette ganzheitlich sicherzustellen. Der Fokus liegt hierbei insbesondere auf dem engen Zusammenspiel einer Vielzahl von Anwendungen, die über mehrere unabhängig voneinander betriebene Plattformen verteilt sind. Das Ziel: die einheitliche und integrierte Abbildung sämtlicher Geschäftsprozesse in IT-Anwendungen und damit die Vermeidung von Datensilos.

Mit dem Übergang in das Cloud-Zeitalter wandelt sich jedoch ebenfalls das Einsatzverhältnis von On-Premise-Schnittstellen hin zur vorwiegenden Nutzung von APIs. Schließlich stellt nahezu jeder Cloud- und Web-Services Anbieter auf Basis von REST- oder SOAP-APIs Schnittstellen zur Verfügung, die es ermöglichen die Services in der eigenen Programmlogik beziehungsweise Applikation zu integrieren, um direkt von externen Funktionen zu profitieren. Mit dem steigenden Einsatzgrad von Cloud-Services und dem immer größer werdenden Momentum des Internet of Things wird auch die Bedeutung von APIs rasant zunehmen.

API-Economy

Dies spiegelt sich in den "Cloud Natives" unter den Internet-Unternehmen wieder. Für Player wie Salesforce, Twitter, Google, Facebook, Amazon und Amazon Web Services, sind eigene APIs ein zentraler Wettbewerbsfaktor und die Lebensader des geschäftlichen Erfolgs. Alle genannten Anbieter haben ein API-Ökosystem um sich herum geschaffen, welches Kunden und Partner wiederum nutzen, um auf dieser Basis eigene Angebote zu entwickeln.

In diesem Zusammenhang wird gerne der Begriff der "API-Economy" verwendet. Dieser beschreibt die wachsende Wirtschaftskraft von APIs. Dank Mobile, Social Media und nicht zuletzt auf Grund von Cloud-Services sind APIs nicht mehr nur unter Entwicklern bekannt, sondern finden immer mehr den Weg auf den Notizzettel von Entscheidern, die deren finanziellen Einfluss erkannt haben. Anbieter von Services profitieren typischerweise von APIs durch:

  • die Vermarktung von (Premium)-Funktionen innerhalb eines kostenlosen Service.

  • das (kostenpflichtige) Teilen von Inhalten über eine Anwendung von Partnern.

iPaaS in der API Economy
iPaaS in der API Economy
Foto: Crisp Research AG

IT-Entscheider wiederum profitieren von der API-Economy indem ihnen ein quasi endloser Raum von Applikationen und Services zur Verfügung steht, mit dem sie ihre eigenen Webseiten, Anwendungen und Systeme um weitere Funktionen erweitern können, ohne diese Funktionalität selbst entwickeln zu müssen oder gar zu betreiben und zu warten. Weiterhin ermöglichen APIs Partnern, Kunden und Communities den einfachen Zugriff auf eigene Anwendungen, Daten und Systeme, um als Unternehmen selbst Teil der API-Economy zu werden.

All das funktioniert über vermeintlich "simple" API-Aufrufe. Wie immer steckt der Teufel jedoch im Detail. Das Thema Integration und API-Management nimmt in der API-Economy einen großen Stellenwert ein.