Wer braucht High-speed im Netz ?

31.05.1996

Mit welch hehren Zielen war doch die Crème de la Crème der Networking-Companies ins französische Juan les Pins gekommen: Gemeinsam wollten sie auf dem sogenannten "Netevent" die Zukunft des Networkings und den Weg in die Netzlandschaften des nächsten Jahrtausends erörtern. Doch was die Propagandisten von IBM, HP, Bay Networks und anderen "Big Playern" behaupteten, schien wenig glaubwürdig: Kaum ein großes Unternehmen dürfte, träfen die Aussagen der Marketiers zu, heute noch existieren, da diese Anwender in aller Regel noch nicht in High-speed-Technologien wie ATM, VG Anylan oder Fast Ethernet investieren.

Da ficht es auch wenig an, daß kaum eine der vielzitierten Killerapplikationen wie Multimedia oder Desktop-Video-Conferencing bereits in der Praxis eingesetzt werde und hohe Bandbreiten somit kaum notwendig sind. Anscheinend ist zudem einigen Herstellern entgangen, daß sich das File- und Print-Sharing im LAN selbst bei größeren Dokumenten bereits heute ohne ATM mit Hilfe "profaner" Switching-Technologie bewältigen läßt. Aber nein, ganz Visionär predigt man bereits die Mär vom Fast-Ethernet-Switching.

Symptomatisch für die demnächst zu erwartende Ernüchterung dürfte die Erfahrung von Uunet in den USA sein. Unter dem Eindruck des ATM-Hypes setzte der Service-Provider auf die prestigeträchtige Zukunftstechnologie. Mit durchschlagendem Erfolg: Von der verfügbaren Bandbreite von 155 Mbit/s wurden allein 25 Mbit/s durch den ATM-Overhead verschwendet. Ein glänzendes Geschäft für ein Unternehmen, das vom Bandbreitenverkauf lebt. Kein Wunder, daß die auf Profit bedachten US-Anwender das teure und vor allem überflüssige High-Tech-Equipment wieder abschalteten und nun auf die Switching-Karte setzen.