Kolumne

Wer bekommt die Besten?

06.09.2007

Die Informatikstudenten haben auch in diesem Jahr ihre Lieblingsunternehmen gewählt. Aber nicht nur das: Sie haben auch gesagt, was sie sich von ihrem künftigen Arbeitgeber wünschen. Zunächst zu den Siegerfirmen: Wer beim Nachwuchs gut ankommen will, sollte erfolgreich sein (SAP) oder einen guten Namen auf dem Arbeitsmarkt haben und innovativ sein (Google mit zwei Millionen!! Bewerbungen im Jahr) oder auch anspruchsvolle Aufgaben zu vergeben haben (IBM).

Wer von den angehenden Informatikern als Langweiler eingeschätzt wird wie die – teilweise sehr erfolgreichen - Finanzdienstleister, muss sich einiges überlegen, will er die besten Nachwuchskräfte erfolgreich erreichen.

Fakt ist, dass Banken und Versicherungen auf der Beliebtheitsskala Plätze verlieren (Allianz als beste dieser Firmen fällt von Nummer 60 auf 78). Aber auch ein Konzern wie Siemens, der jahrelang auf die Nummer eins abonniert war, ist abgestraft worden (siehe Seite 22: "Alle wollen zu SAP und Google"). Hier zeigt sich die kritische Wahrnehmung des Nachwuchses: Größe und Dominanz ist die eine Seite, aber sie reicht noch lange nicht aus, um in die engere Wahl als künftiger Brötchengeber zu gelangen. Management-Fehler, Skandale und Korruptionsgeschichten kommen nicht besonders gut an.

Es geht aber nicht nur um das Firmen-Image: Der IT-Nachwuchs tritt selbstbewusst auf, wie das "Absolventenbarometer" zeigt, er verlangt mehr Geld und fragt konkret nach Weiterbildungs- sowie Work-Life-Balance-Programmen, interessanten Aufgaben und Aufstiegsmöglichkeiten.

Das heißt natürlich nicht, dass Arbeitgeber aus lauter Verzweiflung den roten Teppich ausrollen müssen. Werden hohe Erwartungen geweckt, die hinterher unerfüllt bleiben, sind Berufseinsteiger schnell demotiviert und bringen nicht die erhoffte Leistung. In dieser Zeit, in der der Wettbewerb um die größten Talente in vollem Gang ist, zahlt sich gute Personalarbeit aus. Erstens gilt es, die Kandidaten schon im Einstellungsverfahren ernst zu nehmen. Zweitens müssen die Führungskräfte wenn die Mitarbeiter dann im Unternehmen sind dafür sorgen, dass diese genügend Freiraum erhalten und drittens in einer innovationsfördernden Atmosphäre arbeiten. Google hat es damit in wenigen Jahren geschafft, zu den weltweit attraktivsten Arbeitgebern zu gehören.