Karriere-Ratgeber

Wenn sich Fachinformatiker unterfordert fühlen

30.03.2012
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Die tägliche Arbeit lastet sie nicht aus, die Weiterbildung wurde verwehrt. Soll sich die junge Fachinformatikerin eine neue Stelle suchen?

Eine Fachinformatikerin hat ihre Ausbildung in einem Systemhaus absolviert und hat sich dort um die IT-Administration der Kunden gekümmert. Mit Abschluss der Ausbildung nahm sie eine Stelle als IT-Koordinatorin an, die sie jedoch unterfordert, wie sie im Online-Karriere-Ratgeber schildert: "Ich fühle mich, als würde mein Know-How über Netzwerktechnik und Systemadminstration einfach verschwinden, da mein Arbeitsalltag aus dem Delegieren von Aufgaben besteht. Manchmal darf ich administrative Aufgaben ausführen, welche ich auch wie ein Schwamm aufsauge. Ich habe meinen derzeitigen Arbeitgeber auf die MCSE-Zertifizierung angesprochen und bekam ein deutliches "Nein" zurück. Soll ich mir eine anspruchsvollere Stelle suchen? Soll ich die Zertifizierung durch einen Kredit selbst finanzieren? Oder sollte ich erst einmal Berufserfahrung sammeln?"

Zertifizierung - eine Pflicht des Arbeitgebers?

Jürgen Artmann, Accso: "Aus- und Weiterbildung durch den Arbeitgeber muss in der IT-Branche selbstverständlich sein."
Jürgen Artmann, Accso: "Aus- und Weiterbildung durch den Arbeitgeber muss in der IT-Branche selbstverständlich sein."
Foto: Accso

Jürgen Artmann, Mitgeschäftsführer des IT-Beratungs- und Softwarehauses Accso antwortet: " Die Tatsache, dass Sie bereits Aufgaben delegieren und nicht mehr alles selbst erledigen, ist seitens Ihres aktuellen Arbeitgebers sicher eher ein Zeichen von Wertschätzung. Bezüglich der abgelehnten Weiterbildung wäre ein Gespräch mit Ihrem Personalvorgesetzten angebracht, um zu erfahren, warum man das ablehnt. Sieht Ihr Vorgesetzter sie eventuell in einer anderen Position, hält er genau diese Zertifizierung nicht für nötig und welche andere Weiterbildung plant er vielleicht für Sie? Diese Fragen sollten Sie stellen.

Für sich selbst müssen Sie entscheiden, welche Art von Tätigkeit Ihnen eher liegt. Sagen Sie Ihrem Vorgesetzten, dass Ihnen statt der reinen IT-Koordination auch das "Doing" und die Nähe zur Technik wichtig sind. Nur in einem offenen Gespräch können Sie erfahren, ob eine Veränderung Ihrer Tätigkeiten möglich ist. Ihrem Vorgesetzten geht es genauso: Nur wenn Sie Ihre Wünsche artikulieren, kann er darauf eingehen.

Sprechen Sie also zunächst Ihre Entwicklung im Unternehmen inklusive der geplanten Weiterbildungsmaßnahmen mit Ihrem Vorgesetzten durch. Aus- und Weiterbildung durch den Arbeitgeber muss in der IT-Branche übrigens selbstverständlich sein. Gibt es hier eine prinzipiell andere Sicht, würde ich mich tatsächlich nach einer Wechselmöglichkeit umsehen. Im Vorstellungsgespräch hinterlässt die Frage nach Umfang und Budget für die eigene Weiterbildung eher einen positiven Eindruck."

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