IT intim - Die Sorgen der CIOs

Wenn sich der CIO wie Jogi Löw fühlt

28.06.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Als CIO eines IT-Dienstleisters werden Sie vermutlich besonders kritisch betrachtet.
Thomas Jescheck, CIO, Computacenter
Thomas Jescheck, CIO, Computacenter
Foto: Computacenter

Manchmal komme ich mir tatsächlich vor wie Bundestrainer Jogi Löw. Dessen Entscheidungen werden derzeit jeden Tag von 80 Millionen Bundestrainern diskutiert, die eigene Ansichten in Bezug auf Aufstellung, Taktik und Spielweise haben. Als CIO in einem IT-Unternehmen ist die Situation ähnlich. Bei Computacenter beschäftigen wir Tausende Spezialisten, die sich mit Technologien und deren Einsatzmöglichkeiten bestens auskennen. Verantwortlich für unsere IT ist jedoch am Ende der CIO, also ich. Das hält die Kolleginnen und Kollegen natürlich nicht davon ab, mir regelmäßig zu sagen, wie man Prozesse, Infrastrukturen und Anwendungen anders aufsetzen und besser nutzen könnte.

Ich sehe das jedoch nicht als Nachteil. Vielmehr versuche ich, die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen. Meine Kolleginnen und Kollegen aus der internen IT, also mein "Trainerstab", und ich selbst gehen auf die Mitarbeiter in den Fachbereichen zu und suchen den Dialog. Denn wie die Fans im Stadion sind es ja letztlich unsere Kunden, die von unseren Services profitieren sollen.

Diese Diskussionen waren beispielsweise bei der Einführung von Windows 7 extrem hilfreich. Um zu prüfen, ob wir unseren Kunden zu Windows 7 raten können, haben wir am Microsoft-Windows-7-First-Wave-Programm teilgenommen. 50 Test-User aus der internen IT und dem Bereich Consulting haben schon vor der offiziellen Markteinführung Erfahrungen mit dem Vista-Nachfolger gesammelt. Davon profitieren wir jetzt beim internen Rollout von Windows 7.Deshalb haben wir stets ein offenes Ohr für die Anregungen unserer Experten, die an der Front beim Kunden sind, und wir tauschen uns regelmäßig mit ihnen aus.

Weder als CIO noch als Bundestrainer darf man basisdemokratisch handeln. Und man kann es selbstverständlich auch nie allen recht machen. Übrigens: Bei aller Kritik hat Jogi Löw in einem Punkt richtig gehandelt; auch ich hätte Kevin Kuranyi nicht mit zur WM genommen.